Neuer Anlauf: Deutsche Autoindustrie befürwortet im Handelsstreit mit USA Abschaffung von Zöllen
Die deutsche Autobranche fürchtet eine weitere Eskalation im Handelsstreit mit den USA und plädiert deshalb für eine Abschaffung von Zöllen. Höhere Abgaben der EU auf US-Produkte könnten neue Gegenreaktionen mit sich bringen, warnte der Präsident des Autoverbands VDA, Bernhard Mattes, in der „Süddeutschen Zeitung“ vom Montag. Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, äußerte sich unterdessen zuversichtlich, dass sich ein Handelskrieg zwischen Deutschland und den USA verhindern lasse.
Er sei über die Entwicklung der transatlantischen Beziehungen „sehr besorgt“, sagt VDA-Präsident Mattes. Derzeit werde eine „Politik der Abschottung und des Protektionismus verfolgt“.
US-Präsident Donald Trump hatte am Samstag nach seiner vorzeitigen Abreise vom G7-Gipfel in Kanada erneut mit Strafzöllen auf die Einfuhr von Autos gedroht. Dies würde insbesondere die deutsche Automobilindustrie treffen, für die die USA ein wichtiger Absatzmarkt sind.
Bislang werden Autos aus der EU in den USA mit 2,5 Prozent Zöllen belegt, umgekehrt sind es für US-Automobile in der Europäischen Union zehn Prozent. Allerdings erheben die USA 25 Prozent auf Lastwagen und Pick-ups, während diese in den EU mit durchschnittlich 14 Prozent belegt werden.
Mattes bekräftigte nun die Haltung des VDA, dass Schutzzölle generell abgesenkt werden sollten. Er sei für freien und fairen Handel und sehe die Lösung in der Fortsetzung der Verhandlungen: „Schafft die Zölle ab und setzt dafür auf beiden Seiten des Atlantiks gegenseitige Standards“, sagte der Verbandspräsident der „SZ“.
Optimistisch zu einer möglichen Annäherung im Handelsstreit äußerte sich US-Botschafter Grenell, der als Verteidiger von Trumps Politik gilt. „Ich setze mich dafür ein, den Handelskonflikt zu lösen“, sagte Grenell dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er sei „zuversichtlich, dass wir das schaffen“.
Er sei ein „großer Autofan“, sagte Grenell und betonte die Verflechtung der deutschen und der US-Industrie in diesem Bereich. „Wenn Sie zum Beispiel einen BMW X3 in Deutschland kaufen, müssen Sie ihn aus den USA importieren, da er nur in Spartanburg in South Carolina hergestellt wird“, sagte der Diplomat.
Das BMW-Werk in Spartanburg ist das weltweit größte des bayerischen Autobauers. Nach Angaben von BMW ist das Unternehmen zudem wertmäßig der größte Nettoexporteur von Fahrzeugen aus den USA.
Auch für die US-Wirtschaft wäre die Verhängung von höheren Zöllen auf Autoimporte indes ein zweischneidiges Schwert. Nach Schätzungen des Beratungsunternehmens Trade Partnership Worldwide könnten einerseits 92.000 neue Arbeitsplätze in den USA entstehen – zugleich in anderen Bereichen aber 250.000 Jobs wegfallen.
Trump sind in der Handelspolitik vor allem Defizite der USA ein Dorn im Auge: 2017 importierten die USA offiziellen Zahlen zufolge 8,27 Millionen Fahrzeuge mit einem Wert von 192 Milliarden Dollar (162 Milliarden Euro); ins Ausland verkauft wurden 1,98 Millionen im Wert von 57 Milliarden Dollar. (afp)
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