„Der Stoff, aus dem die Albträume sind“
Anna H. nach Abitur, Schneiderausbildung- und Studium zum Ingenieur für Bekleidungstechnik im Modeinstitut der DDR angestellt, ging es gut. Tätig in der Abteilung für internationale Zusammenarbeit und eingesetzt als Dolmetscherin Russisch war sie erfolgreich und stand mitten im Leben. Nur einige Jahre später entmutigt, getrennt vom Ehemann, den Arbeitsplatz verloren, stellte sie fest „dies ist nicht mehr mein Land“ und war bereit alles hinter sich zu lassen …
Die Tätigkeit im Modeinstitut brachte viel Arbeit mit sich andererseits war sie auch aufgrund der vielen beruflichen Kontakte interessant. Dann eine entscheidende Wendung in Ihrem Leben. Ihr Ehemann erhielt, angestellt als Kameramann beim DDR-Fernsehen, das Angebot im Bonner Büro arbeiten zu können. Er nahm das Angebot an, sie musste mitgehen, begann eine Ausbildung zur Kameraassistentin. Zudem musste sie sich dort angekommen um Buchhaltung und die Terminabsprachen kümmern. Das Bonner Büro war zu der Zeit, beide mit eingerechnet mit vier Mitarbeitern besetzt. Der Korrespondent, seine Ehefrau und Frau H. mit ihrem Mann. Zuständig für die Berichterstattung aus der Schweiz den Niederlanden und der BRD waren alle vier fast pausenlos unterwegs, stellten die DDR mit „neuem“ Gesicht dar, selbstbewusst und präsent entsprechend der neuen Leitlinie. Der Druck enorm die Aufgabe brisant, vielleicht war dies mit ein Grund für den Alkoholkonsum. Denn die Berichterstatter standen regelmäßig unter doppelter „Aufsicht“ zum einen durch den Geheimdienst der BRD, zum anderen durch den Druck aus dem eigenen Land.
Nach einem Ausstellungsbesuch in der Villa „Hügel“ in Essen in einem ausgewählten Kreis von Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur wurde Frau H. und ihr Ehemann durch Polizeikräfte angehalten. Einem Verkehrsteilnehmer fiel das Fahrverhalten ihres Mannes auf, er fuhr Schlangenlinien. Zur Blutabnahme wurde er ins nächstgelegene Krankenhaus gefahren. Frau H., auf sich allein gestellt, kehrte zur Villa zurück und wandte sich an den Pressereferenten. Er half mit einem Wagen und einem Fahrer aus. Dann ging alles ganz schnell… Ihr Mann noch am selben Abend in die ständige Vertretung der DDR nach Bonn bestellt, erhielt die Nachricht, dass er morgen früh zusammen mit seiner Frau wieder in die DDR ausreisen müsse. Notdürftig ausgestattet, der übrige Hausrat sollte nachgeliefert werden, wurden sie in einem Transporter zurückgefahren. Danach wurde ihr Mann für Berichte zum Braunkohletagebau und Ernteerfolge eingesetzt. Frau H. teilte man an ihrer alten Arbeitsstelle mit, dass auf ihre Mitarbeit kein Wert gelegt wird. In Ihrem privaten Umfeld hatte sich einiges geändert, sie spürte Neid und Missgunst, genoss sie doch eine zeit lang Privilegien, die ihren Bekannten und Freunden verwehrt blieben. Ihr Bild von der DDR änderte sich. Sie fühlte sich zunehmend eingeengt. Über verschiedene Zwischenstationen gelangte sie schließlich an eine Stelle als Gewandmeisterin im Abenddienst einer Oper. Die Tätigkeit mochte sie, doch litt sie unter der Arbeit bis spät in die Nacht hinein. Ihr Mann brach die verordnete Entziehungskur ab, er trank wieder. Sie trennte sich schließlich von ihm. Die weit verbreitete Haltung der Menschen in der DDR eine inoffizielle und offizielle Meinung zu haben machte ihr zunehmend zu schaffen. Sie empfand dies als Heuchelei. Ihr Ideal durch eine humanistische pazifistische Gesinnung könne sie, in ihrer leitenden Funktion, dazu beitragen, dass die sozialistische Gesellschaft funktioniere, schwand. Das Bild die sozialistische Gesellschaftsordnung stehe für hohe Ideale und wird diese auch umsetzen können bröckelte, schließlich sah sie, dass die Verwirklichung derer eine reine Utopie war. Sie fühlte sich mehr und mehr isoliert. Dann ein Treffen mit einer ehemaligen Kollegin aus dem Modeinstitut. Sie berichtete bereits einen Ausreiseantrag gestellt zu haben und ermutigte Frau H. auch diesen Schritt zu gehen. Ihr Entschluss stand schnell fest, sie wollte diesen Weg gehen und ihr Leben erfuhr erneut eine Wendung… (er)
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