Der stille Finanzier des IS: Scheich Abdul Kadir Mumin aus Somalia

Der Somalier Abdul Kadir Mumin führt die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in seiner Heimat am Horn von Afrika an. Vieles deutet aber auch darauf hin, dass Mumin inzwischen zum starken Mann der gesamten Terrorgruppe aufgestiegen ist.
Titelbild
Hargeisa ist die größte Stadt von Somalia.Foto: HomoCosmicos/iStock
Epoch Times9. Januar 2025

Mit seinem leuchtend hennaroten Bart sticht Abdul Kadir Mumin aus jeder Menge heraus. Doch ansonsten ist der Somalier schwer zu fassen. Fest steht, dass er die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in seiner Heimat am Horn von Afrika anführt. Vieles deutet darauf hin, dass Mumin inzwischen zum starken Mann der gesamten Terrorgruppe aufgestiegen ist.

Offiziell ist ein gewisser Abu Hafs al-Hatschimi al-Kuratschi der „Kalif“, also der oberste Anführer des IS. Doch die Experten fragen sich, wer dieser Mann sein soll, ob er überhaupt existiert und ob nicht in Wirklichkeit Abdul Kadir Mumin von Somalia aus die Organisation lenkt. „Er ist die wichtigste und mächtigste Person“, sagt Tore Hamming vom Internationalen Zentrum für Studien zur Radikalisierung am King’s College in London. „Mumin ist derjenige, der das globale Netzwerk des Islamischen Staates kontrolliert.“

Keine Beweise für Mumins Tod

Die Struktur des IS ist undurchsichtig, die USA töten einen seiner Anführer nach dem anderen. Mumin gehöre zu den wenigen „hochrangigen Leuten, die es geschafft haben, bis jetzt am Leben zu bleiben, was ihm einen gewissen Status innerhalb der Gruppe verleiht“, sagt Hamming.

Vor einigen Monaten hieß es, dass auch er einem US-Angriff zum Opfer gefallen sei. Da es jedoch keine Beweise für Mumins Tod gibt, wird angenommen, dass er noch am Leben und aktiv ist.

Somalia sei für den IS aus finanziellen Gründen wichtig, sagt der Politologe. „Wir wissen, dass sie Geld in den Kongo, nach Mosambik, Südafrika, in den Jemen und nach Afghanistan schicken. Sie haben also ein gutes Geschäftsmodell.“ Die Transaktionen sind so nebulös, dass es unmöglich ist, die Beträge auch nur zu schätzen – ebenso wie die genauen Wege des Geldes zu bestimmen.

Verbrennung von britischem Pass

Scheich Mumin wurde in der halbautonomen Region Puntland im Nordosten Somalias geboren – in welchem Jahr, ist nicht bekannt. Er lebte in Schweden, anschließend in England, wurde britischer Staatsbürger. In London und Leicester machte er sich Anfang der 2000er Jahre einen Namen als feuriger Prediger in radikalen Moscheen und in Internet-Videos.

Als Mumin nach Somalia zurückkehrte, soll er seinen britischen Pass verbrannt haben. In Ostafrika wurde er zum Propagandisten der mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbundenen islamistischen Schebab-Miliz, bevor er sich 2015 dem IS anschloss.

„Mumin kontrolliert ein kleines Gebiet, hat aber eine große Anziehungskraft. Er verteilt Freiwillige und Geld“, sagt ein europäischer Geheimdienstmitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden will. Mumin finanziert auch die ugandischen Rebellen der Allied Democratic Forces (ADF), die mit dem IS in der Demokratischen Republik Kongo zusammenarbeiten. Mit seiner Unterstützung hätten sich diese „kürzlich dem Dschihad zugewandt“, sagt der Geheimdienstmitarbeiter.

Standort Horn von Afrika bringt laut Thinktank Vorteile mit sich

Einige Beobachter beschreiben Mumin als den Kalifen innerhalb der dschihadistischen Kommandostruktur. Die offizielle Bezeichnung als Kalif würde jedoch eine ideologische Kehrtwende für den Islamischen Staat bedeuten. Denn die Organisation ist tief in der Levante verwurzelt, dem Gebiet des IS-Kalifats, das von 2014 bis 2019 bestand und sich über den Irak und Syrien erstreckte. In der Theorie muss der Kalif ein Araber aus einem Stamm sein, der vom Propheten Mohammed abstammt.

Der oberste Führer einer Gruppe, die sich so sehr um ihre ideologischen Grundlagen sorgt wie der IS, könne nicht „einfach irgendein Somalier mit einem orangefarbenen Bart sein“, sagt Hans-Jakob Schindler, Direktor des Thinktanks Counter-Extremism Project (CEP). Auch, weil dann die Anführer operativ aktiver IS-Ableger wie IS-K in Afghanistan oder ISWAP in Westafrika Anspruch auf den Posten erheben könnten.

Mumin erfüllt zwar nicht die traditionellen Kriterien für den IS-Kalifen, aber sein Standort bringt einige Vorteile mit sich. „Das Horn von Afrika bietet möglicherweise eine willkommene Abgeschiedenheit von der Instabilität der Levante und größere Bewegungsfreiheit“, schreibt „CTC Sentinel“, eine Publikation der US-Militärakademie West Point. „Dieses Führungsprofil ähnelt dem eines anderen Anführers des Dschihad, Osama bin Laden. Der erkannte, dass die Finanzierung seines Krieges das Wichtigste war, um ihn zu gewinnen.“ (afp/red)



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