Der Snowden Effekt: Spionage nach Snowden weltweit verfünffacht

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Die Spionage gegen amerikanische Unternehmen hat nach Snowdens Veröffentlichungen im vergangenen Jahr um das Fünffache zugenommen.Foto: Getty Images/Michael Buckner
Von 2. Juni 2014

Nachdem der ehemalige NSA Mitarbeiter Edward Snowden Dokumente über Spionage-Aktivitäten der NSA gestohlen und veröffentlicht hatte, konnte die Welt einen Einblick hinter die Kulissen des Internetkrieges bekommen. Doch gleich nachdem die Maske der globalen Spionage gefallen war, haben Geheimdienste in China und Osteuropa ihre Diebes- und Spionageaktivitäten merklich erhöht.

Laut Experten der Spionageabwehr wurde eine fünffache Steigerung der physischen Zugriffe gegen US-Unternehmen verzeichnet. Eine ähnliche Entwicklung fand im Bereich Cyber-Spionage statt. Verizon berichtet hier aktuell von einer Verdreifachung.

„Richtig oder falsch, Snowden hat andere Nationalstaaten dazu gebracht, ihre Aktivitäten zu verstärken und noch unverfrorener zu agieren“, sagte Casey Fleming, CEO von BlackOps Partner Corporation, die sich der Spionageabwehr und dem Schutz der Geschäftsgeheimnisse sowie den Wettbewerbsvorteil von Fortune 500-Unternehmen verpflichtet haben.

Seit diesem Ereignis, sagte Fleming, hätte er einen fünffachen Anstieg sowohl im Bereich Cyber-Spionage als auch bei Insider-Zugriffen auf große US-Unternehmen, die seine Firma berät, registriert.

Aufzeichnungen von Verizon im Zuge des „2014 Data Breach Investigations Report“ erbringen ähnliche Ergebnisse. Hier wurde ein 300-prozentiger Anstieg der Spionage im Vergleich zum Vorjahr 2013 bemerkt.

Verizon verzeichnete 511 Spionage-Versuche, von denen 306 erfolgreich waren. Von den Angriffen heißt es, dass 49 Prozent von „Ost-Asien“ aus – hauptsächlich China und Nordkorea – durchgeführt wurden. Laut dem Bericht vom Vorjahr stammten 96 Prozent der Spionage-Angriffe aus China.

Die Vereinigten Staaten waren mit 87 Prozent der Spionagefälle bei weitem das größte Ziel der Angriffe, so der Bericht. Südkorea lag, mit 6 Prozent der Angriffe, an zweiter Stelle.

[–Der Snowden Effekt–]

Fleming stellte fest, dass Snowden durch seine Aufdeckung der Spionage durch die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten, eine Umgebung der vorbehaltlosen Akzeptanz gegenüber Spionage bei anderen Nationen schuf.

Snowden gab anderen Ländern einen Vorwand, weniger darauf zu achten erwischt zu werden, weil sich jetzt jeder Gegner mit Vorwänden wie „die tun das ja auch“ oder „wir versuchen auch nur Schritt zu halten“ rechtfertigen kann.

China zum Beispiel nutzt aktuell Informationen, die Snowden hat durchsickern lassen, und versucht so, die Verwendung von Spionage und Wirtschaftsdiebstahl als gerechten Ausgleich zur US- Spionage darzustellen.

Das FBI und das US-Justizministerium enthüllten am 19. Mai Anklagen gegen fünf Offiziere der chinesischen Armee, wonach diese direkt an Chinas staatlich kontrolliertem Diebstahl des geistigen Eigentums von US-Unternehmen beteiligt waren.

Die Antwort aus China enthielt einen Bericht des dortigen Internet Media Forschungszentrums vom 27. Mai und beschuldigte die USA der Spionage. Der Bericht besteht fast vollständig aus Informationen über US-Spionageaktivitäten die durch Snowden bekannt sind, jedoch keinerlei Hinweise auf Wirtschaftsspionage durch die USA.

[–Steigende Bedrohung–]

Die jüngsten Vorwürfe gegen die Militär-Hacker Chinas sind Teil der Bemühungen von US-Beamten, klare Grenzen zwischen akzeptablen und inakzeptablen Aktivitäten im Bereich der Spionage zu ziehen. Das chinesische Regime hat diese Linie deutlich überschritten, sagten sie, indem es Spionage dazu einsetzte, um US-Unternehmen zu bestehlen und somit die eigene Wirtschaft zu fördern.

Die besagten chinesischen Offiziere gehören zur Einheit 61398 der dritten Abteilung der chinesischen Volksbefreiungsarmee. Die Einheit und ihr Einsatz zur Cyber-Spionage  wurden im Februar 2013 durch die Sicherheitsfirma Mandiant aufgedeckt.

Ein aktueller Bericht von Mandiant weist darauf  hin, dass die Einheit, nachdem sie aufgedeckt wurde, zunächst abtauchte, um danach ihre Aktivitäten verstärkt wieder aufzunehmen. Der Bericht stellt fest, dass die chinesischen Hacker in 40 Prozent alle Fälle ihre Operationen fortsetzten, auch wenn sie entdeckt wurden.

Laut Laura Galante, Leiterin der Abteilung für Bedrohungsanalyse bei FireEye Labs, ist es weniger wahrscheinlich, dass Chinas Militär-Hacker dieses Mal wieder abtauchen. FireEye überwacht groß angelegte Cyber-Spionage-Kampagnen, einschließlich der Tätigkeit von mehreren großen Hacker-Gruppen aus China.

„Aus unserem Blickwinkel und hinsichtlich der Fortune 500-Unternehmen, kann ich mir nicht vorstellen, dass wir Attacken in diesem Ausmaß schnell und einfach abwenden können“, sagte Galante.

Die chinesische Regierung führt diese Art groß angelegter Cyberattacken seit fast einem Jahrzehnt durch, so Galante, und „nur wegen Steckbriefen des Justizministeriums werden sie nicht mit diesen staatlich geförderten Angriffen aufhören, zumindest werden es nicht weniger.“

Laut Galante soll die Anzahl von Cyber-Spionage Kampagnen aus China zugenommen haben, und da es Snowden den Vereinigten Staaten schwer gemacht hat, das Thema Spionage anzusprechen, ist es unsicher, ob der Umfang der Angriffe ein anderer wäre, wenn es Snowden nicht gegeben hätte.

Das Problem mit China ist, dass die Forschung und Entwicklung vieler staatlicher Unternehmen vom Diebstahl durch Cyber-Spionage abhängig ist. Sie bemerkt weiter, China „kann nicht von seiner Forschung und Entwicklung profitieren, wenn es derart davon abhängig ist.



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