Der goldene Fluch des peruanischen Amazonas

Titelbild
Ein Minenarbeiter beim Wegwaschen von Erde für die Goldgewinnung mit einem Hochdruckschlauch in einem Krater nahe dem Delta Uno in der Madre de Dios-Gegend in PeruFoto: Dan Collyns/AFP/Getty Images
Von 7. Dezember 2011

Madre de Dios an der brasilianisch-bolivianischen Grenze ist eine Region im südöstlichen Peru. Es bedeutet Jungfrau Maria oder Mutter Gottes, wie es auf Spanisch genannt wird. Einer anderen Bedeutung zufolge ist Mutter Gottes auch ein Fluch: Die intensive und unregulierte Goldsuche und Goldgrabungen in einer bis jetzt privilegierten Region Perus.

In Madre de Dios gibt es große Anbauflächen von Baumwolle, Kaffee, Zuckerrohr, Kakao, Nüsse und Palmöl. Die reichen Goldvorkommnisse haben zudem Zehntausende illegale Minenarbeiter angezogen, deren Aktivitäten nicht nur für die ansässige Tierwelt schädlich ist, sondern auch für die Umwelt und Lebensqualität der Eingeborenen und Zugewanderten.

Angetrieben von dem hohen Goldpreis ist die Goldförderung im peruanischen Amazonasgebiet in den letzten Jahren rapide nach oben geschnellt. Obgleich viele Konzessionen für Dschungelminenförderungen ausgestellt wurden, ist der informelle Goldabbau außer Kontrolle geraten.

Schätzungen gehen davon aus, dass ein Viertel der in Peru, demweltweit sechstgrößten Golderzeuger, betriebenen Goldförderung illegal abläuft. Der Großteil dieses illegal geförderten Goldes kommt von der Madre de Dios-Region. Lokale Nichtregierungsorganisationen beziffern die Minenarbeiter mit circa 30.000 in der Region.

Gold wird sowohl von Großunternehmern wie auch einzelnen Minenarbeitern gefördert. Sie verwenden hydraulische Minenförderungsgeräte und schwere Maschinen, die große Mengen an Kies mit Goldvorkommnissen ausgraben. Das Gold wird mittels spezieller Waschrinnen, die über hundert Jahre verwendet wurden, extrahiert. In diesen Waschrinnen werden die schweren Bestandteile abgetrennt und mittels von Quecksilber die Goldteile miteinander verschmolzen.

Mehrere Studien haben gezeigt, dass die kleinen Minenarbeiter viel ineffizienter mit dem Quecksilber umgehen als die industriellen. Deshalb verschwinden 2,91 Pfund Quecksilber pro 2,2 Pfund produzierten Goldes in den Wasserkanälen. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 40 Tonnen Quecksilber in den Flüssen des Madre de Dios eingeleitet wurden und die Nahrungsketten vergiften.
Das Quecksilber verschmutzt nicht nur die Wasserwege und bedroht die Gesundheit der Anlieger, sondern es ist auch ein gefährliches Gift für die Fische. Die Fische in der Gegend enthalten dreimal mehr Quecksilber als die Weltgesundheitsorganisation zulässt.
Gemäß dem World Wildlife Fund ist „der Goldabbau im kleinen Stil nach dem Verbrennen der fossilen Brennstoffe die zweitgrößte Quelle der Quecksilberverschmutzung, die weltweit circa ein Drittel der gesamten Quecksilbervergiftung ausmacht“.

Die Quecksilbervergiftung ist nicht der einzige Nachteil des informellen Goldabbaus. Ein anderer Nachteil ist die erhebliche Entwaldung, die mit den notwendigen Straßenbauten für die Arbeiterbehausungen und Immobilienspekulanten einhergehen.
Die Ursache der Entwaldung ist auch auf das Bäumefällen insbesondere für Bau- und Heizmaterial zurückzuführen.

Das Ausmaß des Schadens ist in Studien von amerikanischen, französischen und peruanischen Forschern im Fachmagazin PLoS ONE dokumentiert worden. Nach dieser Publikation, die Satellitenbilder von der NASA einbezieht, sind wegen der informellen Goldwirtschaft zwischen 2003 und 2009 siebentausend Hektar Wald in Peru gefällt worden. Diese Fläche ist größer als Bermuda.
Die Hauptautorin Jennifer Swenson kommentierte, dass diese enorme Entwaldung mit freiem Auge aus dem All erkennbar sei und fordert, dass Peru die Einfuhr von Quecksilber limitieren solle.

Hinzu kommt, dass durch diese Goldwirtschaft die Anzahl der von den Zuhälterringen rekrutierten 12 bis 17-jährigen Zwangsprostituierten massiv angestiegen ist. Die jungen Mädchen werden aus dem ganzen Land angeschleppt und in neu errichteten Bordellen untergebracht. Viele dieser jungen Frauen werden verschleppt und bleiben vermisst. Durch die Minenarbeiter werden verschiedene Krankheiten bei den Urvölkern verbreitet.

Die peruanischen Behörden haben bis jetzt beinahe eintausend Sicherheitsleute beauftragt, die Bagger der illegalen Minenarbeiter in Madre de Dios zu zerstören, aber es sind noch weitaus drastischere Methoden, wie etwa strenge Gesetze, notwendig. Es geht um eine der reichsten und artenvielfältigsten Biosysteme der Welt.

Dr. César Chelala ist der Autor der „Environmental Impact on Children’s Health“, Publikation der Pan American Health Organization in Washington, D.C.

Artikel auf Englisch: The Golden Curse of the Peruvian Amazon

 

 



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