„Der Feind wird Rache nehmen“ – Verstärkte Angriffe nach „Moskwa“-Untergang
Nach dem Untergang des prestigeträchtigen russischen Kriegsschiffs „Moskwa“ haben die russischen Streitkräfte ihre Angriffe in der Ukraine verstärkt. Gouverneur Olexander Pawljuk berichtete am Freitag von drei Luftangriffen in der Region um die Hauptstadt Kiew – dazu kamen zahlreiche Bombardements im Osten des Landes. Unterdessen kündigte die Bundesregierung an, dass sie der Ukraine mehr Geld für Waffenkäufe bereitstellen will.
Das russische Verteidigungsministerium hatte angekündigt, dass „Anzahl und Umfang der Raketenangriffe auf Ziele in Kiew“ als Reaktion auf „terroristische Angriffe oder Sabotageakte des nationalistischen Kiewer Regimes auf russischem Territorium zunehmen“ werde. Bei einem Raketenangriff auf einen Rüstungskomplex nahe Kiew wurden nach Angaben eines Reporters der Nachrichtenagentur AFP eine Werkstatt und ein Verwaltungsgebäude zerstört. In der Fabrik nahe dem internationalen Flughafen werden laut der Website des staatlichen Rüstungskonzerns Ukroboronprom „Neptun“-Raketen hergestellt.
Russland verliert sein Flaggschiff
Die „Moskwa“ war laut einem Sprecher der ukrainischen Armee am Donnerstag von Raketen vom Typ „Neptun“ getroffen worden. Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums, der anonym bleiben wollte, bestätigte dies am Freitag. Eine ukrainische Militärsprecherin sagte zudem, dass die Besatzung – etwa 500 Mann – entgegen der russischen Darstellung nicht gerettet werden konnte.
Die russische Seite hatte mitgeteilt, dass an Bord des Schiffs Munition explodiert sei. Während die „Moskwa“ dann in Richtung eines Hafens abgeschleppt worden sei, habe sie ihr „Gleichgewicht“ verloren und sei bei starkem Seegang untergegangen.
Die „Moskwa“ war das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte. Das zu Sowjetzeiten gebaute Schiff hatte zusammen mit anderen russischen Schiffen die südukrainische Hafenstadt Mariupol blockiert. Eine Sprecherin der südlichen Streitkräfte der Ukraine sagte am Freitag: „Wir sind uns bewusst, dass die Angriffe gegen uns zunehmen werden und dass der Feind Rache nehmen wird.“ Dabei verwies sie auf Angriffe auf die südukrainischen Städte Odessa und Mykolajiw.
Der Direktor des US-Geheimdienstes CIA, William Burns, hatte gewarnt, dass Russland angesichts einer „möglichen Verzweiflung“ über militärische „Rückschläge“ kleinere Atomwaffen einsetzen könne. Dies griff der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf, der sagte, die „ganze Welt“ sollte „besorgt“ sein. Russland verfügt über ein Arsenal an taktischen Atomwaffen mit kleinerer Sprengkraft als die Bomben, welche die USA im Zweiten Weltkrieg über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen hatten.
Die Ukraine will mehr Waffen
In einer Videobotschaft bekräftigte Selenskyj seine Forderung nach mehr Waffenlieferung aus dem Westen: „Ihr könnt den Krieg viel kürzer machen. Je schneller und in größerer Zahl wir die Waffen erhalten, die wir angefordert haben, desto stärker wird unsere Position sein und desto schneller wird der Frieden kommen“.
Zuvor hatte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) mitgeteilt, im Ergänzungshaushalt werde die sogenannte Ertüchtigungshilfe – eine Initiative zur Stärkung der Sicherheit ausländischer Partner – auf zwei Milliarden Euro angehoben. „Die Mittel kommen weit überwiegend der Ukraine zugute“, schrieb er auf Twitter.
Der Kreml hatte US-Medienberichten zufolge unterdessen eine diplomatische Note an die USA geschickt, in der Moskau vor „unvorhersehbaren Konsequenzen“ aufgrund der stark gestiegenen Militärhilfe der Nato-Länder für die Ukraine warnte. Die Waffenlieferungen würden „Öl ins Feuer gießen“.
Bei einem russischen Angriff auf Busse, die Zivilisten aus dem Kriegsgebiet in der Ostukraine in sichere Gebiete bringen wollten, wurden nach ukrainischen Angaben mindestens sieben Zivilisten getötet. Ersten Informationen zufolge seien 27 weitere Menschen bei dem Vorfall in der Region Charkiw verletzt worden, teilte das Büro des ukrainischen Generalstaatsanwalts im Onlinedienst Telegram mit. Die Angaben können nicht unabhängig geprüft werden.
In Charkiw selbst starben nach ukrainischen Angaben beim Beschuss eines Wohnviertels zehn Menschen, darunter ein Kind. 35 weitere Menschen wurden nach Behördenangaben verletzt. In der Region Donezk, wo „an der gesamten Frontlinie gekämpft wird“, wurden drei Menschen getötet und sieben verletzt, wie die ukrainische Präsidentschaft mitteilte. Im benachbarten Luhansk gab es demnach 24 Luftangriffe, wobei zwei Menschen getötet und zwei verletzt wurden. (afp/red)
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