Dem Garten Eden geht das Wasser aus – Eine geopolitische Waffe?
Früher floss der Euphrat nicht weit vom Olivenhain der Familie Chamis, heute ist der Fluss kilometerweit davon entfernt. „Es ist, als wären wir mitten in der Wüste“, sagt Chaled El Chamis.
Der Bauer aus dem Dorf Rumeila im Nordosten Syriens muss zusehen, wie seine Bäume verdorren und einem ganzen Landstrich das Wasser ausgeht.
Dort, wo der 50-Jährige steht, verlief im vergangenen Jahr noch das Flussbett des größten Stroms Vorderasiens. Dann kam die Dürre. Doch nicht nur das extreme Wetter, sondern auch der Wasserstreit mit der Türkei führte dazu, dass die Menschen auf dem Trockenen sitzen.
Millionen Syrer seien durch den Mangel an Wasser und damit auch an Strom in Gefahr, warnen internationale Organisationen. Und das nach einem Jahrzehnt des Krieges und inmitten der Corona-Pandemie.
Wasser als politische Waffe?
Derzeit fließt nur halb so viel Wasser von der Türkei nach Syrien wie normalerweise: Das geht aus den Daten von syrischen Staudämmen hervor, auf die sich auch die UNO und Nichtregierungsorganisationen beziehen.
Die Kurden im Nordosten Syriens werfen dem verfeindeten Nachbarn Türkei vor, den Zufluss gezielt zu drosseln und das Wasser als politische Waffe zu missbrauchen. Ankara bestreitet dies und macht den Klimawandel für den sinkenden Pegel verantwortlich.
Der Euphrat ist mehr als 2.800 Kilometer lang. Schon in der Bibel wird der Fluss erwähnt, der Garten Eden wird an seinem Ufer verortet. Der Euphrat entspringt in der Türkei, quert von Nord nach Süd Syrien, fließt weiter durch den Irak und mündet schließlich in den Persischen Golf.
Der Wasserstand ist alarmierend
In Syrien beliefert er drei Wasserkraftwerke und Trinkwasserpumpstationen. Der derzeitige Wasserstand sei „alarmierend“ und so niedrig wie nie zuvor, sagt der Leiter des Kraftwerks Tischrin, Hammud el Hadijjine.
Der Pegel sei kurz vor jenem Punkt, ab dem die Turbinen gar keinen Strom mehr lieferten. „Es ist eine ökologische und humanitäre Katastrophe“, sagt Hadijjine.
1987 hatten sich Damaskus und Ankara in einem Abkommen darauf geeinigt, dass die Türkei im Schnitt 500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde liefert. Derzeit seien es aber nur etwa 200 Kubikmeter, beanstanden die Betreiber der syrischen Wasserkraftwerke.
Wasserversorgung 24 Mal unterbrochen
Die syrischen Kurden beschuldigen die Türkei, das Wasser in ihren Staudämmen zurückzuhalten. Tatsächlich sei das Nachbarland in der Lage, mit dem Atatürk-Staudamm 80 Kilometer vor der syrischen Grenze den Euphrat zu kontrollieren, sagt der Politikwissenschaftler Nicholas Heras.
Wenn die Türkei das Wasser als geopolitische Waffe einsetzen wolle, könne sie das noch einfacher über die Pumpstation Alluk im Grenzgebiet tun, die sie 2019 von den Kurden erobert hatte, sagt der Politologe. Die Wasserversorgung wurde seither nach Angaben der UNO 24 Mal unterbrochen, 460.000 Einwohner waren betroffen.
Selbst wenn der niedrige Pegel des Euphrat allein auf das Wetter zurückzuführen wäre, diene das dem geopolitischen Interesse Ankaras, sagt der Geograf Fabrice Balanche. „In Dürrezeiten hilft die Türkei sich selbst, und nur was übrig bleibt, bekommen die Kurden.“
Trinkwasserknappheit
Für das Dorf Twihinijeh in der Nähe der Tabka-Talsperre bleibt nicht viel übrig. Weil das Wasserkraftwerk nicht mehr genügend Energie produziere, sei der Strom bis zu 19 Stunden am Tag abgeschaltet, sagt Hussein Saleh, Bauer und Vater von zwölf Kindern. „Wir können uns die Kosten für die Bewässerungsrohre und Generatoren nicht mehr leisten.“
Auch der Ingenieur Chaled Schaheen, der seit zwei Jahrzehnten in dem Kraftwerk arbeitet, sieht schwarz: „Wenn das so weitergeht, können wir nur noch Energie für Mühlen, Bäckereien und Krankenhäuser liefern.“
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass das Wasser des Euphrats nicht mehr systematisch gefiltert wird – obwohl der Fluss laut UNO Haupttrinkwasserquelle für 5,5 Millionen Syrer ist. Die Abwasserkonzentration hat sich erhöht und in den drei syrischen Provinzen, durch die der Euphrat fließt, sind Epidemien ausgebrochen.
„Es gibt kein Wasser mehr zum Trinken oder zur Bewässerung der Bäume“, sagt Bauer Chamis aus Rumeila. „Die Frauen müssen sieben Kilometer laufen, um einen Eimer mit Trinkwasser zu füllen.“
Der einstige Olivenbauer und seine Nachbarn versuchen nun, Mais und Bohnen auf dem früher überschwemmten Land anzubauen. Ob das reichen wird, wissen sie nicht. Chamis ist pessimistisch: „Wir denken daran, zu gehen.“ (afp)
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