Datenschutz-Kehrtwende bei Google – Kritiker sehen Gefahr für Privatsphäre

Der Tech-Gigant Google nutzt seit dem 16. Februar 2025 eine neue Tracking-Methode, den digitalen Fingerabdruck, auch Fingerprinting genannt. Datenschützer bezeichnen diese Online-Verfolgung laut BBC als „eklatante Missachtung der Privatsphäre der Nutzer“. Denn anders als Cookies können die digitalen Fingerabdrücke nicht einfach gelöscht werden.
In einer Stellungnahme äußerte Google gegenüber BBC nach Angabe des Senders: „Technologien zur Verbesserung der Privatsphäre bieten unseren Partnern neue Möglichkeiten, erfolgreich auf neuen Plattformen zu sein, … ohne die Privatsphäre der Nutzer zu gefährden.“
Laut Kritikern ist es für Nutzer schwierig, die durch das Fingerprinting gesammelten Daten zu kontrollieren. Der Anbieter Tuta, ein E-Mail-Dienst, der automatisch alle E-Mails, Kalender und Kontakte standardmäßig verschlüsselt, warnt vor „einer neuen Ära des Trackings“. Denn mittels Fingerprinting können mehr Daten als früher über die Nutzer gesammelt werden, darunter auch ihre IP-Adressen – die eindeutige Kennung von Internetgeräten – und Informationen über ihre Geräte wie Bildschirmauflösung, installierte Schriftarten, Browsereinstellungen und sogar Batteriestatus.
Die gesammelten Daten machen eine zielgerichtete Werbung möglich. Tuta sieht in dem neuen Google-Tracking eine „noch größere Bedrohung“ für die Privatsphäre – „eine, die fast unmöglich zu umgehen ist“.
„Durch die Zulassung des Fingerabdrucks hat Google sich selbst – und der von ihm geprägten Werbeindustrie – die Erlaubnis erteilt, eine Form des Trackings zu verwenden, die von den Nutzern kaum verhindert werden kann“, sagt auch Martin Thomson, angesehener Ingenieur beim Google-Konkurrenten Mozilla.
Datenschutzbehörde warnt vor Fingerprinting
Das britische Informations Commissionier’s Office (ICO), eine unabhängige Behörde zum Schutz von Informationsrechten, bemängelte die Änderungen der Google-Richtlinien bereits im Dezember. In einem Blog-Eintrag warnte Stephan Almond, Executive Director of Regulatory Risk des ICO, vor den Gefahren des neuen Trackings.
Er kritisierte die Kehrtwende des Tech-Giganten. Noch im Jahr 2019 hatte Google das Fingerprinting als falsch bezeichnet, da es die Wahlmöglichkeit der Nutzer untergrabe.
„Die ICO ist der Ansicht, dass das Fingerprinting kein faires Mittel zur Online-Verfolgung von Nutzern ist, da es die Wahlmöglichkeiten und die Kontrolle der Nutzer über die Art und Weise der Datenerfassung einschränkt.“ Die Änderung der Google-Richtlinie bedeute, dass Fingerabdrücke die Funktionen von Cookies Dritter ersetzen könnten.
„Wir halten diese Änderung für unverantwortlich“, so Almond weiter. Google selbst habe erklärt, dass das Fingerprinting nicht den Erwartungen der Nutzer in Bezug auf Datenschutz entspreche, da Nutzer nicht wie bei Cookies einfach zustimmen können. Mit anderen Worten: Nutzer können nicht kontrollieren, wie ihre Informationen gesammelt werden.
„Unternehmen müssen den Nutzern eine faire Wahl lassen, ob sie verfolgt werden wollen, bevor sie die Fingerprinting-Technologie einsetzen, und gegebenenfalls die Zustimmung ihrer Nutzer einholen“, so Almond.
Eine weitere Kritik kommt von Lena Cohen, Technologin bei der Electronic Frontier Foundation. „Durch die ausdrückliche Zulassung einer Tracking-Methode, die zuvor als unvereinbar mit der Anwenderkontrolle bezeichnet wurde, unterstreicht Google seine ständige Priorisierung von Gewinn gegenüber der Privatsphäre“, sagt sie. „Dieselben Tracking-Techniken, die Google für die Online-Werbung für unverzichtbar hält, geben auch die sensiblen Informationen von Einzelpersonen an Datenbroker, Überwachungsfirmen und Strafverfolgungsbehörden weiter.“
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