Datenerhebung bei Vergewaltigungsopfern sorgt in Großbritannien für Empörung
Ein umstrittenes neues Polizeiformular für Vergewaltigungsopfer hat in Großbritannien für Empörung gesorgt. Die in England und Wales verwendete Einverständniserklärung verlangt von den Opfern, dass sie der Polizei Einsicht in ihre Nachrichten, Fotos, E-Mails und Konten in Online-Netzwerken gewähren – sonst würden die Ermittlungen unter Umständen eingestellt. Labour-Chef Jeremy Corbyn nannte die neue Praxis am Montag „verstörend“.
Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe würden ohnehin zu selten angezeigt, schrieb der Oppositionsführer im Kurzbotschaftendienst Twitter. Mit dem jetzigen Schritt steige das Risiko, „mehr Vergewaltiger davonkommen zu lassen“. Ein Sprecher von Premierministerin Theresa May sprach von einem „komplexen“ Thema. Er kündigte an, die Auswirkungen der Formulare zu prüfen.
Harriet Wistrich von der Frauenrechtsgruppe Centre for Women’s Justice sieht in den neuen Einverständniserklärungen einen Rückschritt in die „alte Zeit, als Vergewaltigungsopfer wie Verdächtige behandelt wurden“. Zusammen mit der Datenschutzvereinigung Big Brother Watch bereitet die Organisation eine Klage gegen die Praxis vor.
Ein hochrangiger Vertreter von Scotland Yard versicherte, die neue Praxis werde „verhältnismäßig und einheitlich“ angewandt. Die Polizei arbeite mit Opfergruppen zusammen, um sicherzustellen, dass der Ansatz ausgewogen sei, erklärte Nick Ephgrave. „Wir würden niemals wollen, dass Opfer das Gefühl haben, sie könnten wegen eines ‚Eingriffs‘ in ihre Daten keine Verbrechen melden.“ (afp)
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