Das ukrainische Stromnetz im „Insel-Betrieb“
Seit 2017 wird daran gearbeitet, die Ukraine an das westeuropäische Stromnetz anzuschließen. Mehrere Tests fanden bereits in Vorbereitung auf die Synchronisation der Netze statt. Der nächste wichtige Test ist für die Zeit von 24. bis 26. Februar vorgesehen.
Während dieser drei Tagen wird das ukrainische Stromnetz von den Stromsystemen Russlands und Weißrusslands getrennt. Die Versorgung des Landes erfolgt dann im sogenannten „Insel-Modus“. Das Land will zeigen, dass es die Versorgung seiner rund 40 Millionen Einwohner aus eigener Kraft bewerkstelligen kann. Derzeit stammen rund 55 Prozent des Stroms aus Kernkraft und gut 30 Prozent aus Kohle- sowie Gaskraftwerken.
Einbezogen sind alle ukrainischen Stromerzeuger sowie die Übertragungsnetzbetreiber Russlands und Belarus. Auch Moldawien beteiligt sich, die Republik will ebenfalls in den europäischen Stromverbund wechseln.
Der nationale Energiebetreiber Ukrenergo teilte den Zeitpunkt des „Insel-Betriebes“ am 16. Februar seiner Bevölkerung mit. Nach diesem Test und einem weiteren Probelaut im kommenden Sommer ist geplant, dass die ukrainische Energieversorgung ab 2023 Teil des gesamteuropäischen Verbundsystems ENTSO-E wird.
Affront für Russland
Symbolisch hat dieser Schritt eine große Wirkung. Moskau dürfte die physische Trennung vom russischen Energieverbund als Affront betrachten.
Rein technisch wird davon gesprochen, dass der Aufwand relativ gering ist. Die Netze müssen synchronisiert werden, eine Machbarkeitsstudie der Ukrenergo vom 30. Dezember 2021 nannte mögliche niederfrequente Interferenzen, die im Sommer auftreten können. Entsprechende Gegenmaßnahmen seien in Arbeit und „erfordern keine nennenswerten finanziellen Aufwand“.
Der geplante „Insel-Betrieb“ ist nur in Kooperation mit Russland möglich. Nach der Testphase vom 24. bis 26. Februar geht die Ukraine zunächst, so ist es vertraglich vereinbart, zurück in den russischen Stromverbund.
Keine Entscheidung über eine Terminverschiebung
Der nationale Energiebetreiber Ukrenergo teilte der Epoch Times auf Anfrage mit, dass das Programm für den isolierten Testbetrieb des ukrainischen Stromnetzes seit langem mit ENTSO-E vereinbart sei. „Diese Termine sind auch mit den Übertragungsnetzbetreibern der Nachbarländer, insbesondere Russlands und Weißrusslands, im Voraus vereinbart worden.“ Ukrenergo halte sich strikt an die Bedingungen. Das Unternehmen sagt: „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Entscheidung über eine Verschiebung des Testtermins.“
Könnte Russland den Test abbrechen? Das sei nicht möglich. „Da das ukrainische Stromversorgungssystem physisch von den Stromversorgungssystemen Russlands und Weißrusslands getrennt sein wird, ist es den Übertragungsnetzbetreibern nicht möglich, den Verlauf dieser Tests zu beeinflussen. Insbesondere können sie keine Maßnahmen ergreifen, die die Dauer der Tests verkürzen könnten.“
Rechtliche Gründe, warum das ukrainische Stromnetz nicht zum Synchronbetrieb mit den Stromnetzen Russlands und Weißrusslands zurückkehren sollte, gebe es nicht. Falls es Probleme geben sollte „verfügt das ukrainische Stromnetz über ausreichende Kapazitäten, um weiterhin unabhängig von den benachbarten Stromnetzen zu arbeiten.“
Die Ukraine importiert kaum Strom aus dem Ausland, könnte jedoch in den Westen Energie exportieren. Oligopole prägen den ukrainischen Strommarkt, ein eigenes CO2-Preissystem nutzt die Ukraine nicht. In den vergangenen Jahren kam es zu einigen Cyber-Attacken auf Teile des Stromnetzes, vermutet wurden russische Angriffe. Besonders bekannt wurde das zu Sowjetzeiten in Tschernobyl (Oblast Kiew) gebaute Kernkraftwerk, in dem es in der Nacht vom 25. zum 26. April 2006 zu einer Kernschmelze kam.
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