Das sind die größten globalen Risiken – laut Weltwirtschaftsforum

Im Vorfeld seines bevorstehenden Jahrestreffens in der kommenden Woche in Davos hat das Weltwirtschaftsforum (WEF) seinen jährlichen globalen Risikobericht präsentiert. Vor allem KI-generierte Desinformation berge ein erhebliches Gefahrenpotenzial.
Klaus Schwab ist der Gründer und der Exekutivvorsitzende des Weltwirtschaftsforums.
Klaus Schwab ist der Gründer und der Exekutivvorsitzende des Weltwirtschaftsforums.Foto: Laurent Gillieron/KEYSTONE/dpa/Archiv
Von 11. Januar 2024

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Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat am Mittwoch, 10. Januar, seinen diesjährigen Weltrisikobericht veröffentlicht. Grundlage für den Bericht sind Befragungen von mehreren Hundert Risikoexperten und Entscheidungsträgern aus dem Netzwerk der Institution. Diese sollen unter anderem ihre Einschätzungen darüber abgeben, welche Phänomene kurz- und mittelfristig am meisten Anlass zur Sorge bezüglich der globalen Entwicklung geben. In diesem Jahr warnten sie dabei vorrangig vor Desinformation – insbesondere unter Verwendung von generativer KI.

WEF befragte knapp 1.500 Experten zu deren Einschätzungen

Das WEF befragte für seinen Bericht insgesamt knapp 1.500 Personen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, internationalen Organisationen und sogenannten NGOs. Eine Mehrheit von ihnen geht für die nächsten zwei Jahre von einem moderaten Risiko für globale Katastrophen aus. Mittelfristig – also auf einen Zeitraum von zehn Jahren – sei das diesbezügliche Risiko sogar erhöht.

Auf die Frage nach den fünf Risiken, die innerhalb der nächsten zehn Jahre mit der höchsten Wahrscheinlichkeit eine materielle Krise in weltweitem Maßstab hervorrufen könnten, nannten 66 Prozent „Extremwetter“.

Weitere 53 Prozent bescheinigten KI-generierten Fehl- und Desinformationen dieses Potenzial. Mit 46 Prozent Nennungen lag „soziale und politische Polarisierung“ an dritter Stelle. Danach folgten mit 42 Prozent die hohen Lebenskosten und mit 39 Prozent Cyberattacken.

Wahlen in mehreren bevölkerungsreichen Staaten und in der EU

Zudem ersuchte das WEF die Befragten, aus einer Liste potenzieller Risiken diejenigen auszuwählen, die man auf Zeiträume von zwei beziehungsweise zehn Jahren für die größten erachtet. Dabei landete die Desinformation auf der Liste der Kurzfristrisiken auf Platz eins. Vor allem der Krieg im Nahen Osten und die bevorstehenden Wahlen in mehreren bevölkerungsreichen Staaten und der EU dürften zu der Einschätzung beitragen.

Die Wahlen würden auch erklären, warum soziale Polarisierung und Unsicherheit des Cyberspace auf den Plätzen drei und vier hinter dem Extremwetter landen. Eine weitere kurzfristige Gefahr stellen in den nächsten zwei Jahren nach Meinung der WEF-Experten bewaffnete Konflikte zwischen Staaten dar.

Auf den Plätzen sechs bis neun bei den kurzfristigen globalen Risiken landeten fehlende wirtschaftliche Möglichkeiten, Inflation, erzwungene Migration und wirtschaftliche Schrumpfung. Auf dem zehnten Platz landete sowohl bei den kurz- als auch bei den mittelfristigen Risiken die Umweltverschmutzung.

Ökologische Risiken führen die Langzeitschätzung an

Langfristig nannten die vom WEF Befragten nach wie vor ökologische Risiken auf den ersten vier Plätzen. Extremwetter führte die Liste an vor „kritischen Veränderungen von Erdsystemen“, „Verlust von Biodiversität und Zusammenbruch von Ökosystemen“ und „Knappheit natürlicher Ressourcen“.

Auf den darauffolgenden Plätzen rangierten anschließend Desinformation, ungünstige Effekte von KI, erzwungene Migration und Cyberunsicherheit. Die soziale Spaltung kam in diesem Ranking auf Platz neun.

Carolina Klint vom Risikoberatungsunternehmen Marsh McLennan sieht in der Desinformation vor allem die Gefahr, dass sie zur Delegitimierung gewählter Regierungen führen könnte. Dies wiederum könne demokratische Prozesse bedrohen, äußerte sie gegenüber der „Tagesschau“. Das könne „zu weiterer sozialer Polarisierung, zu Unruhen, Streiks oder sogar innerstaatlicher Gewalt führen“.

WEF sieht sich als nützliche Kraft – und als Opfer von Verschwörungstheorien

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) wurde ursprünglich als „Europäisches Managementforum“ gegründet. Seit seiner Umbenennung Ende der 1980er-Jahre lädt es Wirtschaftsführer, Manager, Politiker, gesellschaftliche Akteure und Journalisten ein, um globale Fragen zu diskutieren. Von der Wirtschaft hat sich das Themenspektrum auf Umweltfragen und sogenanntes soziales Unternehmertum erweitert.

Das WEF selbst hat sich zum Ziel gesetzt, eine Art öffentlich-private Partnerschaft mit der UNO zu bilden, um gemeinsam staatliche und nicht staatliche Governance-Systeme zu optimieren. Neben dem Jahrestreffen organisiert das Forum auch Fachtreffen und finanziert Forschungsberichte. Es will auf diese Weise Dialog zwischen globalen Entscheidungsträgern ermöglichen.

Kritiker werfen der Einrichtung vor, globale Entwicklungen aus elitärer und häufig eurozentrischer Perspektive zu betrachten. Die Organisation sei intransparent, es gebe keine demokratischen Entscheidungsprozesse und entgegen der vermeintlichen Sorge um die Umwelt belasteten die jährlichen Treffen das Klima.

Außerdem wird dem WEF vorgeworfen, sich unter dem Banner wohlklingender Ideen in weitreichender Weise in die Angelegenheiten gewählter Regierungen einmischen zu wollen. Dabei versuche man häufig, ihnen zweifelhafte und nicht mehrheitsfähige Vorstellungen schmackhaft zu machen. Die Organisation weist die Kritik hingegen als Verschwörungstheorien zurück.



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