Das schmutzige Geschäft mit Kakao & Co: Cargill ist „das schlimmste Unternehmen der Welt“

Sklaverei, Zerstörung des Regenwaldes, Lebensmittelskandal - Millionen von Verbrauchern sind unbewusst an den schmutzigen Machenschaften des Agrarkonzerns Cargill beteiligt.
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"Cargill ist verantwortlich für massive Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen", heißt es in einer Petition an Unternehmen und Verbraucher. Verbraucher werden gebeten, nichts mehr von dem Agrarkonzern zu kaufen.Foto: Sia KAMBOU / AFP
Von 24. August 2019

In seiner 40-jährigen Karriere im Kongress hat er eine Reihe von Unternehmen unter die Lupe genommen, die sich mit missbräuchlichen Praktiken befasst haben. Henry A. Waxmann, Kongressabgeordneter und Vorsitzender der Umweltschutzorganisation Mighty Earthsagte schreibt in seinem Bericht über den Agrarkonzern Cargill: „Ich habe die schädlichen Auswirkungen von Unternehmen, die ihre Ethik nicht in die Praxis umsetzen, aus erster Hand gesehen. Aber Cargill fällt auf.“

Noch im Jahr 2014 lobte sein Team das Unternehmen, als sich der Vorstandsvorsitzende David MacLennan verpflichtet hatte, die Entwaldung im gesamten Unternehmen bis 2020 zu beenden und später die Kakaobeschaffung innerhalb von Nationalparks einzustellen.

Echte Veränderungen traten jedoch nicht ein. Im Gegenteil: Mit dem von Cargill vorgelegten „Soja-Aktionsplan“ soll beispielsweise Lieferanten ermöglicht werden, die Entwaldung fortzusetzen – gegensätzlich zu der Verpflichtung, die MacLennan eingegangen war.

Indigene Völker, die von Wäldern abhängig sind, wurden aus ihren traditionellen Gebieten vertrieben, ihr Land wurde in Sojaplantagen umgewandelt. Es gab einen starken Anstieg von Krebs, Geburtsfehlern, Fehlgeburten und anderen Krankheiten im Zusammenhang mit Pestiziden und Herbiziden, die für den Anbau von Soja verwendet wurden.

Wohlstand und Armut

Das Unternehmen habe den Planeten geplündert und seine Arbeiter und Bauern betrogen. Gleichzeitig habe das Unternehmen genug Wohlstand geschaffen, um mehr Milliardäre hervorzubringen als in jeder anderen Familie der Welt. In dem Bericht heißt es:

Das schlimmste Unternehmen der Welt. Wir erkennen an, dass dies eine kühne Behauptung ist. Aber wenn es darum geht, die wichtigsten Probleme unserer Welt anzugehen, einschließlich der Zerstörung der natürlichen Umwelt, der Verschmutzung unserer Luft und unseres Wassers, der Erwärmung des Globus, der Vertreibung indigener Völker, der Kinderarbeit und der globalen Armut, ist Cargill nicht nur konsequent auf dem letzten Platz, sondern treibt diese Probleme in einem Ausmaß voran, das ihre engsten Konkurrenten in den Schatten stellt.“

Cargill sei der Gigant des globalen Systems der industriellen Landwirtschaft, ein System, das große Teile des Planeten in chemisch abhängige Monokulturen im industriellen Maßstab umwandelt, um billiges Fleisch, Palmöl und Schokolade zu produzieren.

Abfall statt Rindfleisch

Cargill hatte im vergangenen Jahr versucht, 70 Tonnen verseuchtes Rindfleisch an Supermärkte zu verteilen.

Durch grobe Fahrlässigkeit trat nach Ermittlungen der „New York Times“ – für die die Zeitung 2009 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde – der besonders virulente Bakterientamm E.coli =157_H7 auf. Das angebotene „Rindfleisch“ bestand aus einem Mix von Schlachthofabfällen und püreeartigen Abfallprodukten. Es wurden mit Ammoniak behandelt, um Bakterien abzutöten.

Kakaoplantagen zerstören Lebensräume

Ghana und Côte d’Ivoire sind die beiden größten Kakaoproduktionsländer der Welt, und in beiden Ländern war der Kakaomarkt die Hauptursache der Zerstörung der Wälder. Schimpansen und andere wildlebende Tiere wurden durch die Umwandlung von Wäldern in Kakaofarmen vertrieben und getötet. In Côte d’Ivoire sind nur noch 400 Elefanten von einer ursprünglichen Population von Zehntausenden übrig.

Die Untersuchung von Mighty Earth ergab, dass Cargill jahrelang dazu beigetragen hat, die Zerstörung der Wälder dieser Länder voranzutreiben, um billigen Kakao anzubauen. Kakao, der durch die illegale Rodung von geschützten Wäldern und Nationalparks angebaut wurde, war Standard. In Côte d’Ivoire stammten schätzungsweise 30% des Kakaos aus Nationalparks und anderen Schutzgebieten.

In mehr als zwanzig dieser Nationalparks und Schutzgebiete wurden bereits 90 Prozent der Flächen oder mehr für den Kakaoanbau genutzt. Zwischen 2001 und 2014 verlor Ghana 7.000 Quadratkilometer Wald oder etwa zehn Prozent seiner gesamten Waldflächen, einschließlich etwa 62.500 Hektar Naturschutzgebiete. Ungefähr ein Viertel dieser Abholzung war mit der Schokoladenindustrie verbunden.

Cargill entschied sich dafür, Kakao zu kaufen, ohne seine Herkunft zu hinterfragen. Anschließend verkauften sie diesen Kakao an die weltweit führenden Schokoladenunternehmen. Millionen von Verbrauchern waren unwissentlich an der Zerstörung der Parks, Wälder, Elefanten und Schimpansen Westafrikas beteiligt.

Kinderarbeit und Sklaverei

Bis 2015 waren schätzungsweise 2,12 Millionen westafrikanische Kinder noch mit der Ernte beschäftigt. Fast 96 Prozent dieser Kinderarbeiter in Ghana und an der Elfenbeinküste waren an gefährlichen Arbeiten beteiligt.

Cargill stimmte zu, die „schlimmsten Formen“ der Kinderarbeit bezüglich der Kakaogewinnung bis 2020 lediglich um 70 Prozent zu reduzieren – und nicht etwa auszurotten, beklagt Waxmann.

Im Juli 2005 wurde Cargill verklagt, weil das Unternehmen Kinder aus Mali nach Côte d’Ivoire verschleppt hatte. Dort mussten die Kinder 12 bis 14 Stunden täglich arbeiten, ohne Lohn, mit wenig Essen und wenig Schlaf. Dafür gab es häufig Schläge.

Statement von Cargill

Auf seiner deutschen Homepage wirbt Cargill für Nachhaltigkeit und Menschenrechte. Hier heißt es:

Wir schützen Wälder, fördern nachhaltige Landwirtschaft, verringern unsere Auswirkung auf die Umwelt, helfen Landwirten, sich an die wechselhaften Klimabedingungen anzupassen, und arbeiten daran, Wasser zu sparen, die Wasserqualität zu verbessern und den Zugang zu sauberem Wasser zu fördern.“

Zudem verpflichte sich Cargill zur Achtung der Menschenrechte. Menschen würden mit „Würde und Respekt“ behandelt. Cargill dulde unter „keinen Umständen“ Menschenhandel, Zwangsarbeit oder Kinderarbeit. Daher habe sich die Firma verpflichtet: „Kinderarbeit innerhalb unserer Kakao-Lieferketten abzuschaffen und haben einen strategischen Aktionsplan entwickelt, der bis 2025 umgesetzt sein soll“.

Unter dem Motto vom „Hof bis zum Tisch“ sei Cargill an zahlreichen Lebensmittelversorgungsketten auf der ganzen Welt beteiligt, Lebensmittelsicherheit stehe im Mittelpunkt aller Aktivitäten.

Petition im Internet

„Cargill hat heute einen größeren Einfluss als viele Regierungen auf das Schicksal unserer Welt“, besagt der Bericht der Umweltorganisation Mighty Earth. Auf „Noizz.de“ steht dazu: „Erst wenn Großkunden wie McDonalds, Burger King, Aldi, Edeka, Danone, Walmart, Nestlé, Unilever, Kellogg’s und die Supermarktkonzerne auf Cargill einwirken, könne sich etwas ändern.“

Der Verein „Rettet den Regenwald“ hat eine Petition ins Leben gerufen. Sie appelliert an Händler und Lebensmitteldiscounter:

Cargill ist verantwortlich für massive Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen. Das muss ein Ende haben! Bitte kaufen Sie nichts mehr von Cargill.“

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