Forscher kommen gefährlicher AstraZeneca-Impfnebenwirkung auf die Spur
Mehrere Meldungen von Todesfällen nach Corona-Impfungen mit dem Präparat von AstraZeneca (und auch Johnson&Johnson) erschütterten das frühe Impfgeschehen ab März 2021 in Deutschland und anderen Ländern.
Betroffene erlitten eine Vakzin-induzierte immunthrombotische Thrombozytopenie (VITT), auch bezeichnet als Thrombosen mit Thrombozytopenie-Syndrom (TTS), was im Prinzip ein Blutgerinnsel in einem Blutgefäß bei gleichzeitigem Blutplättchenmangel im Blut ist.
Der Blutplättchenmangel wird dabei durch den raschen Verbrauch der Blutplättchen erzeugt und hat zusätzlich zu den für Schlaganfälle zuständigen Thrombosen eine verstärkte Blutungsneigung und Spontanblutungen bis hin zu Hirnblutungen zur Folge.
Die AstraZeneca-Impfungen wurden in Deutschland kurzfristig eingestellt und später auf die Anwendung bei Personen über 60 Jahren begrenzt, eine offenbar wenig empfindliche Gruppe für diese Fehlreaktion durch die Impfung.
Die Wissenschaft versuchte Antworten zu finden. Was löst diese schweren Nebenwirkungen aus? Ein deutscher Wissenschaftler fand einen Ansatz und entwickelte ein Test- und Behandlungsverfahren.
In seltenen Fällen wurden spezielle Antikörper gebildet, die die Gerinnselbildung im Blut verursachten und damit zur Verstopfung der Gefäße führten. Nun kamen Forscher offenbar dem dies verursachenden Bestandteil im AstraZeneca-Impfstoff Vaxzevria auf die Spur.
Dem Auslöser auf der Spur
Eine am 1. Dezember im wissenschaftlichen Fachmagazin „Science Advances“ veröffentlichte Studie eines internationalen Teams aus Forschern der Cardiff University in Großbritannien und der Arizona State University in den USA in Zusammenarbeit mit AstraZeneca berichtet, dass man möglicherweise den Auslöser oder Probleme mit dem Impfstoff gefunden hat.
Der Schlüssel zur Lösung des Problems heißt PF4. Dieser Thrombozyten- oder auch Plättchenfaktor 4 kommt im menschlichen Blut vor und dient als zelluläres Warnsignal des Körpers. Es bindet Immunzellen an eine Infektionsquelle im Körper und erhöht somit die lokale Immunantwort.
Nach einer Impfung mit Vaxzevria kann es in seltenen Fällen zu einer Fehlreaktion kommen. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) schreibt in seinem Sicherheitsbericht vom 26. Oktober:
Bei mehreren der betroffenen Patienten wurden hohe Konzentrationen von Antikörpern gegen Plättchenfaktor 4 (Anti-PF4-Antikörper) sowie eine starke Aktivierung von Thrombozyten in entsprechenden Gerinnungstests nachgewiesen.“
Mit Stand 30. September berichtet das PEI von 188 Fällen mit 25 Todesfolgen nach einer Vaxzevria-Impfung und 19 Fällen nach einer Johnson&Johnson-Impfung mit vier Todesfällen.
Die Forscher der Universität Cardiff untersuchten in ihrer Studie die drei im Kampf gegen COVID-19 eingesetzten Adenoviren: das Schimpansen-Adenovirus Y25 (ChAdOx1) und die beiden bei Menschen auftretenden Adenoviren Typ 26 (HAdV-D26) und Typ 5 (HAdV-C5).
Diese kommen bei den Vektor-Impfstoffen von AstraZeneca (Y25), Johnson&Johnson/Jansen (Typ 26, Ad26) und bei der Booster-Impfung des russischen Impfstoffs Sputnik V (Ad5) zum Einsatz. Letzterer ist allerdings in Deutschland laut Paul-Ehrlich-Institut nicht zur Erlangung des Impfstatus zugelassen.
Eine Folge fehlgeleiteter Immunität?
Laut Professor Alan Parker, beteiligter Wissenschaftler an der Studie und Experte für die Verwendung von Adenoviren für medizinische Anwendungen an der School of Medicine der Cardiff University, trete die Nebenwirkung VITT nur in extrem seltenen Fällen auf, „weil eine Kette komplexer Ereignisse“ stattfinden müsse.
„Unsere Daten bestätigen, dass PF4 an Adenoviren binden kann, ein wichtiger Schritt bei der Aufklärung des VITT-Mechanismus“, so Parker in einer Veröffentlichung der Universität Cardiff zur Studie.
In dem Bericht wird erwähnt, dass in sehr seltenen Fällen der virale Vektor in den Blutkreislauf gelange und sich an PF4 binde. Das Immunsystem sehe diesen Komplex dann als fremd an.
Die Forscher glaubten, dass durch diese fehlgeleitete Immunität eine Freisetzung von Antikörpern gegen das Eigenprotein, den Plättchenfaktor 4, erzeugt werden könnte. Diese Antikörper würden sich dann an Blutplättchen binden und diese aktivieren und sich schließlich zu Blutgerinnseln zusammenballen.
Der Erstautor der Studie, Dr. Alexander Baker, Honorary Research Fellow an der Cardiff University, erkärte:
Wir haben festgestellt, dass ChAdOx1 stark negativ geladen ist. Dies bedeutet, dass der virale Vektor wie ein Magnet wirken kann und Proteine mit der entgegengesetzten, positiven Ladung wie PF4 anziehen kann.“
Zudem habe man herausgefunden, dass PF4 „genau die richtige Größe und Form“ habe, um sich zwischen den negativ geladenen Teilen der Oberfläche von ChAdOx1, den sogenannten Hexonen, zu binden, wenn es sich ChAdOx1 nähere, so Baker.
Nun hofft Dr. Baker, dass man zukünftig das Kapsid oder die äußere Hülle des Impfstoffs so gestalten könne, dass diese Interaktion verhindert werde. „Die Modifizierung von ChAdOx1 zur Reduzierung der Elektronegativität kann die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose mit Thrombozytopenie-Syndrom verringern“, meinte Dr. Baker.
Vektor-Impfstoffe und ihre Wirkung
Laut Robert Koch-Institut (RKI) bestehen Vektor-Impfstoffe aus vermehrungsunfähig gemachten und „für den Menschen harmlosen Adenoviren“, die gentechnisch verändert werden.
Ihnen wird die „genetische Sequenz mit dem Bauplan für einen oder mehrere Bestandteile des Erregers (Antigen)“ in ihr Genom (Erbgut) eingebracht und die Vektorviren werden als eine Art Shuttle-Service in die menschliche Zelle benutzt.
Im Fall der Corona-Impfstoffe wird der Bauplan für das SARS-CoV-2-Oberflächenprotein, das Spike-Protein, hinzugefügt. Dieser Bauplan regt die Bildung von Spike-Proteinen im Körper an.
Das Immunsystem bildet daraufhin Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 und gleichzeitig werden die Impfvektoren eliminiert. Bei dem Corona-Impfstoff Vaxzevria wird das modifizierte Adenovirus Y25 (ChAdOx1) benutzt, welches bei Schimpansen Atemwegserkrankungen auslöst.
Rückschlag für Massenimpfungen
Mitte März 2021 hatten mehrere europäische Länder die Impfungen mit dem Vektor-Impfstoff von AstraZeneca eingestellt, aufgrund gehäufter Meldungen schwerer Nebenwirkungen, vor allem bei jüngeren Menschen. Auch in Deutschland gab es mehrere Fälle.
Das für die Impfsicherheit zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hatte daraufhin am 15. März 2021 empfohlen, die AstraZeneca-Impfungen vorübergehend auszusetzen. Das Bundesministerium für Gesundheit folgte dem.
Am 18. März wurde die Impfung mit dem Präparat jedoch wieder aufgenommen und auf die möglichen Nebenwirkungen explizit hingewiesen. Das Robert Koch-Institut (RKI) berichtete Stand 1. April 2021: „Nach der Impfung mit der Vaxzevria (AstraZeneca) sind seltene Fälle von Thrombosen in Kombination mit Thrombopenien bei Geimpften aufgetreten. Aufgefallen sind vor allem Hirnvenenthrombosen (sogenannte Sinusvenenthrombosen; SVT), aber auch andere thrombotische Ereignisse wie Mesenterialvenenthrombosen und Lungenembolien sind berichtet worden.“
Die Ständige Impfkommission beim RKI (STIKO) empfahl die Impfung mit dem Vakzin nur noch für Menschen über 60 Jahren.
Am 7. April 2021 bestätigte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) einen möglichen Zusammenhang zwischen den Impfungen mit dem Corona-Impfstoff der Firma AstraZeneca und dem Auftreten von Hirnvenenthrombosen: „Der Sicherheitsausschuss der EMA ist heute zu dem Schluss gekommen, dass ungewöhnliche Blutgerinnsel mit niedrigen Blutplättchen als sehr seltene Nebenwirkungen von Vaxzevria (ehemals COVID-19-Impfstoff AstraZeneca) aufgeführt werden sollten.“
Die EMA erklärte jedoch den Nutzen höher als das Risiko und blieb bei ihrer Empfehlung des Impfstoffs.
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