Das „Neue Calais“: Polizei räumt großes Migranten-Zeltlager in Paris
Die französische Polizei hat das größte Migrantenlager in Paris geräumt. Sicherheitskräfte lösten die Zeltstadt mit mehr als tausend Migranten am Mittwoch auf, wie die Behörden mitteilten. Die Bewohner der behelfsmäßigen Unterkünfte im Nordosten der Stadt sollen demnach in Aufnahmeeinrichtungen in Paris und dem Umland unterkommen.
Die Räumung des improvisierten Lagers am Kanal von Saint Denis begann im Morgengrauen. Die Migranten leisteten keinen Widerstand, als die Polizei sie auf mehrere Busse verteilte, wie AFP-Reporter beobachteten. „Wir wissen nicht wirklich, wo es hingeht“, sagte ein Libyer, der sich nach eigenen Angaben seit sieben Monaten in Paris aufhält. „Es war hart hier.“
Nach Behördenangaben ist es bereits das 35. Mal innerhalb von drei Jahren, dass ein solches Lager in Paris aufgelöst wurde. Die Zeltstadt hatte sich vor einigen Monaten gebildet; dort lebten vor allem Migranten aus dem Sudan, Somalia und Eritrea. In Frankreich entstehen immer wieder Behelfslager. Zwei weitere Camps mit mehreren hundert Bewohnern wollen die Behörden ebenfalls bald räumen.
Im vergangenen Jahr hatte Frankreich erstmals mehr als 100.000 Asylanträge registriert, 17 Prozent mehr als 2016. Im EU-Schnitt halbierte sich die Zahl der Bewerber dagegen. Über Frankreich versuchen viele Menschen, nach Großbritannien zu gelangen.
Brandbrief der Bürgermeisterin gegen die französische Regierung
Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo beschuldigte in einem am 20. Mai 2018 Brandbrief die Regierung, „die Stadt Paris aufzugeben“, berichtet The Telegraph. Die Lage in den Migranten-Camps der Stadt ist nahezu so wie im berüchtigten „Dschungel“ von Calais.
„In allen Lagern der Hauptstadt herrscht Chaos“, schrieb sie und forderte den Staat auf, mit den städtischen Behörden zusammenzuarbeiten. „Nur das gemeinsame Handeln, bei dem man sich um alle Menschen kümmert“, würde das Problem lösen, zitiert The Telegraph die Bürgermeisterin.
Der Brief ist eine Reaktion auf die Aussagen des Innenminister Gérard Collomb wenige Tage zuvor. Er machte deutlich, dass es in der Hand der Bürgermeisterin läge, im öffentlichen Raum der Stadt Paris für Gesundheit und Sauberkeit zu sorgen, und dass es ihre Aufgabe sei.
Innenminister Collomb argumentierte, dass die Kommunalbehörden rechtliche Schritte einleiten sollten, um illegale Einwanderer zu vertreiben, da viele in dem EU-Land, in dem sie erstmals nach dem Dubliner Übereinkommen registriert wurden, Asyl beantragen müssten.
Das Problem mit illegalen Camps in Frankreich ist nicht neu. Bereits im April 2015 wusste die Regierung, dass die städtischen Kapazitäten für die Unterbringung der Migranten nicht ausreichen und es „zu einer für die Migranten selbst, aber auch für den Rest der Bevölkerung, äußerst beunruhigenden Entwicklung illegaler, unwürdiger und inakzeptabler Camps“, gekommen ist. (dpa/ks)
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