Dänemarks Regierung will Methan-Ausstoß von Kühen besteuern

Die dänische Regierung hat mit Teilen der Opposition, Vertretern der Viehzüchter, der Industrie und der Gewerkschaften beschlossen, die „Rülpssteuer“ für Rinder einzuführen. Berechnet werden soll diese nach den Gesamtemissionen und Produktionsdaten eines Unternehmens.
Das gute Wetter zieht nicht nur Menschen ins Freie, auch diese Kühe verließen ihren Stall dieses Jahr zum ersten Mal. Für die Tiere in Niedersachsen beginnt heute die Weidesaison.
Die neuseeländische Regierung scheiterte 2022 mit dem Versucht, die „Rülpssteuer“ für Rinder einzuführen, am Widerstand der Landwirte.Foto: Lars Klemmer/dpa
Epoch Times11. Juli 2024

Dänemark will das Rülpsen und Furzen von Rindern besteuern. Die Abgabe auf das von Nutztieren ausgestoßene Treibhausgas Methan soll dazu beitragen, dass das skandinavische Land bis 2045 klimaneutral wird. Greenpeace spricht von einem „wichtigen Schritt“ im Kampf gegen den Klimawandel. Der Verband für nachhaltige Landwirtschaft lehnt die Steuer hingegen ab.

Ab 2030 sollen die Methan-Emissionen von Rindern und Schweinen mit 300 Kronen (40,20 Euro) pro Tonne CO2-Äquivalent besteuert werden. Dieser Betrag soll fünf Jahre später auf 750 Kronen steigen.

Das Wirtschaftsministerium schätzt, dass infolge des Abkommens bis 2035 bis zu 2.000 Arbeitsplätze in der Branche verloren gehen könnten. Die Einnahmen aus der Steuer sollen in die ökologische Umstellung der Landwirtschaft investiert werden.

Darüber hinaus soll die Stilllegung von 140.000 Hektar dazu beitragen, die Kohlenstoffspeicherung im Boden zu erhöhen und damit die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu verringern.

Parlament stellt sich dem Vorschlag im Herbst

Das sieht eine Vereinbarung vor, die die Regierung Ende Juni mit Teilen der Opposition, Vertretern der Viehzüchter, der Industrie und der Gewerkschaften geschlossen hat. Das Parlament muss dem Text noch zustimmen und will ihn nach der Sommerpause prüfen.

Methan ist um ein Vielfaches klimaschädlicher als Kohlendioxid. Es wird zum größten Teil in der Landwirtschaft ausgestoßen, vor allem durch die Viehhaltung.

Wie soll das gemessen werden?

Dänemarks Ansatz zur Messung der Methanemissionen von Kühen basiert nicht auf dem Gewicht der Kuh. Das Land will eine umfassendere Methode einführen, die auf den Gesamtemissionen und Produktionsdaten des Betriebs basiert.

Dazu wird die Methode der Tracergasausbreitung verwendet, um die Methanemissionen von Rinderfarmen für den gesamten Betrieb zu quantifizieren. Dieser Ansatz misst die Gesamtemissionen eines Betriebs und nicht die einzelner Kühe. Das Land hat Emissionsfaktoren (EFs) für verschiedene Arten von Rindern entwickelt. Für Milchkuhbetriebe liegt der durchschnittliche EF bei 26 ± 8,5 g pro Vieheinheit (LU) pro Stunde, während er für Rinderbetriebe bei 16 ± 4,1 g LU^-1 h^-1 liegt.

Die Emissionen werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die über das Gewicht der Kuh hinausgehen, darunter Rasse, Unterbringung, Managementsysteme und saisonale Schwankungen.

Dänemark plant, Viehzüchter auf der Grundlage des Kohlendioxidäquivalents der Emissionen ihrer Tiere zu besteuern. Für Kühe wird dies auf etwa 5,6 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr und Kuh geschätzt.

Lebensmittelsicherheit gefährden?

Der dänische Verband für nachhaltige Landwirtschaft hält die Vereinbarung zum Methan-Ausstoß für „nutzlos“. Es sei „ein trauriger Tag für die Landwirtschaft“, hieß es in einer Erklärung. „Als Landwirt fühle ich mich unwohl, weil wir an einem ungewissen Experiment teilnehmen, das die Sicherheit der Lebensmittelversorgung“ gefährden könnte“, sagt der Verbandsvorsitzende Peter Kjaer und erinnert daran, dass Neuseeland ein ähnliches Vorhaben wegen des Protests der Viehzüchter aufgab.

Um die finanzielle Belastung der dänischen Landwirte zu mildern, sieht der Plan eine Steuerentlastung von 60 Prozent vor. Dadurch reduzieren sich die tatsächlichen Kosten ab 2030 auf 120 Kronen (16 Euro) pro Tonne CO2-Äquivalent, ab 2035 auf 300 Kronen.

Weltweit ist Dänemark einer der größten Exporteure von Schweinefleisch. Schweinefleisch macht laut dem dänischen Rat für Landwirtschaft und Ernährung fast die Hälfte der Agrarexporte aus.

Greenpeace lobt das Vorhaben und will mehr

Christian Fromberg von Greenpeace, sieht in dem Abkommen ein Zeichen der „Hoffnung in einer Zeit, in der viele Länder bei ihren Klimaschutzmaßnahmen Rückzieher machen“. „Obwohl die CO2-Steuer höher sein sollte und früher hätte eingeführt werden müssen, bleibt sie ein wichtiger Schritt“, lobt Fromberg.

Der Umweltschützer bedauert jedoch die „riesige verpasste Chance“, gleichzeitig auch eine „neue Richtung für die dänische Landwirtschaft“ einzuschlagen. Mehr als 60 Prozent der Fläche Dänemarks werden landwirtschaftlich genutzt, größtenteils sehr intensiv. Dadurch gelangen große Mengen Stickstoff in die Gewässer, was unter anderem der Meeresflora und -fauna schadet.

„In Dänemark herrscht der Mythos, Vorreiter in Sachen Ökologie zu sein“, sagt Fromberg. Es sei schwer zu behaupten, dass dieses Abkommen historisch sei. Vielmehr sei es eine „Fortsetzung der Intensivierung der dänischen Landwirtschaft in den vergangenen 70 Jahren“. Außerdem schaffe die Vereinbarung einen Anreiz, das intensivste fleischproduzierende Land der Welt zu bleiben.

Neuseeland scheiterte 2022 an der „Rülpssteuer“

Neuseelands Versuch, eine Steuer auf Methanemissionen von Rindern einzuführen, die oft als „Rülpssteuer“ bezeichnet wird, scheiterte am starken Widerstand der Landwirte. Im Oktober 2022 stellte die neuseeländische Regierung unter der Leitung von Premierministerin Jacinda Ardern Pläne für die weltweit erste Abgabe auf landwirtschaftliche Gase und biogenes Methan vor, das hauptsächlich aus Rülpsen von Kühen und Schafen stammt.

Der Vorschlag führte zu umfangreichen Protesten von Landwirten in ganz Neuseeland. Die Landwirte organisierten Konvois von Traktoren und Pickups in den großen Städten und argumentierten, die Steuer bedrohe ihre Existenz und die Überlebensfähigkeit der lokalen Landwirtschaft.

Im Juni 2024 kündigte die neue Mitte-Rechts-Koalitionsregierung an, dass sie die Pläne aufgeben würde. Anstatt die Landwirtschaft in das Emissionshandelssystem einzubeziehen, entschied sie sich dafür, andere Wege zur Reduzierung der Methanemissionen zu suchen. Die Regierung verpflichtete sich, 400 Millionen neuseeländische Dollar (245 Millionen Dollar) in die Kommerzialisierung von Technologien zur Emissionsreduzierung zu investieren und die Mittel für die landwirtschaftliche Treibhausgasforschung aufzustocken. (afp/red)



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