Tourismuskrise im Iran
Die Ruinen von „Persepolis“ oder die Persischen Gärten – sie zählen nicht nur zum Unesco-Weltkulturerbe, sondern locken auch Millionen Touristen in den Iran. Durch den Ausbruch einer Coronavirus-Epidemie ist der Tourismus des Landes nun aber in eine tiefe Krise gestürzt.
„Mit Blick auf den Corona-Ausbruch ist dieses Jahr ein Dürrejahr für den Tourismus“, sagte Dschawad Musawi, Direktor für Tourismus in der iranischen Organisation für Kulturerbe, Handwerk und Tourismus laut der iranischen Wirtschaftszeitung „Eghtesad-e Donja“.
Dabei ist es nicht allein das Coronavirus, das dem Iran-Tourismus zusetzt. Bereits vor einem Monat litt die Branche unter den Folgen der Spannungen mit den USA. „Unsere gesamte Frühjahrssaison ist zusammengebrochen. Alle haben storniert aufgrund der letzten Ereignisse“, sagt Herbert Kössner. Seit fast 10 Jahren lebt der Reiseunternehmer im Iran. Durch den Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine Anfang Januar mit 176 Toten war das Geschäft erheblich eingebrochen. Bis zu 70 Prozent der Auslandsreisen in den Iran seien kurzfristig storniert worden, meldete damals der iranische Tourismusverband.
Anbieter sagt Reisen bis Ende April ab
Auch deutsche Tourismus-Firmen meiden seitdem das Land. Der Reiseanbieter Studiosus teilte auf seiner Internetseite mit, dass infolge der militärischen Spannungen sowie der Epidemie alle bis Ende April bestehenden Iran-Reisen abgesagt wurden. Erst ab September seien neue Reisen vorgesehen – ob diese möglich sind, will der Veranstalter dann zwei Monate vorher prüfen. Die Entscheidung folge auch einem Hinweis aus dem Auswärtigen Amt, das auf seiner Internetseite rät, geplante Reisen in den Iran zu verschieben oder sorgfältig abzuwägen.
Iran ist ein rohstoffreiches Land, wird aber wegen seines umstrittenen Atomprogramms sanktioniert. Die Regierung setzte deshalb zunehmend auf Tourismus. Bis 2025 wolle man jährlich 20 Millionen Gäste in das Land locken und damit auch weniger abhängig werden von industriellen Wirtschaftszweigen wie der Öl-Branche. Auch Kössner hat den großen Boom miterlebt. „Die Welle der Touristen hat das Land überschwemmt. Es war so überraschend, dass niemand darauf vorbereitet war. Alles war plötzlich ausverkauft“.
Insbesondere 2018 stiegen die Reisen in den Iran gegenüber dem Vorjahr rasant an, wie Zahlen der Weltorganisation für Tourismus zeigen, einer Institution der Vereinten Nationen. Demnach bereisten 2018 etwa 7,29 Millionen ausländische Besucher den Iran – das waren rund 50 Prozent mehr als 2017.
Tourismusboom ist erstmal vorbei
Mit dieser Entwicklung ist es jetzt erstmal vorbei. „Die Touristen brauchen nur die Nachrichten zu verfolgen und schon ist der Iran-Trip vom Tisch“, sagte eine Mitarbeiterin eines auf Auslandstouristen spezialisierten Unternehmens in Teheran. Hotelbesitzer sehen das ähnlich. Viele Reservierungen seien seit dem Abschuss der Passagiermaschine storniert worden, auch von europäischen Reisegruppen, sagte ein Hotelbesitzer in Irans Hauptstadt der Deutschen Presse-Agentur.
Einen hohen und möglicherweise stärkeren Einfluss auf das Geschäft könnte nun auch der Ausbruch der Epidemie haben. Dieser trifft Irans Tourismusbranche knapp einen Monat vor dem persischen Neujahrsfest „Norus“, der Hauptreisezeit innerhalb Irans. Der Wirtschaftszeitung „Eghtesad-e Donja“ zufolge blieben in Maschhad, der zweitgrößten Stadt Irans, aus Sorge vor dem neuartigen Coronavirus 90 Prozent der Hotels leer. Unterdessen schlossen auch die Nachbarländer Irak, Türkei und Afghanistan vorübergehend die Grenzen. Der Flugverkehr in den Iran wurde eingeschränkt.
Welttourismusorganisation fordert Minimum an Reisebeschränkungen
Vor dem Hintergrund der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus hat die Welttourismusorganisation (UNWTO) gefordert, den internationalen Verkehr und Handel nicht „unnötig“ zu behindern. Durch Maßnahmen der einzelnen Länder zur Eindämmung der Epidemie dürfe nur ein „Minimum unnötiger Hemmnisse“ entstehen, erklärte die Organisation in Madrid am Mittwoch mit. Die UNWTO arbeite zu diesem Zweck eng mit der Weltgesundheitsorganisation WHO zusammen.
Die Welttourismusorganisation betonte, die WHO habe keine Handels- oder Reisebeschränkungen empfohlen, die „negative Auswirkungen auf den Tourismussektor“ haben könnten. Vorsichtsmaßnahmen müssten „im Verhältnis“ zum tatsächlichen Risiko für die öffentliche Gesundheit stehen, forderte die UNWTO.
Mehrere Regierungen raten ihren Staatsbürgern inzwischen von Reisen in die von dem neuartigen Virus besonders betroffenen Gebiete ab. Frankreich empfahl seinen Bürgern, die betroffenen Regionen in Italien zu meiden. Auch Russland warnte vor Reisen nach Italien, Südkorea und in den Iran.
Der Erreger der Atemwegskrankheit Covid-19 war im Dezember in China erstmals bei Menschen festgestellt worden. Seitdem wurden außerhalb Chinas mittlerweile 2790 Infizierte und 44 Todesfälle in fast 40 Ländern registriert. (dpa/apf)
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