Corona in China: Der stille Tod, begraben in den Bergen

Etwa ein Drittel der chinesischen Bevölkerung lebt auf dem Land. Dort verläuft die derzeitige Corona-Welle anders als in der Stadt. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist begrenzt. Auch der Umgang mit dem Tod ist ein anderer.
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Reisfelder in Yuanyang, Provinz Yunnan, Südwestchina.Foto: IstockPhoto/Kum Seong Wan
Von 31. Januar 2023

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Nach offiziellen chinesischen Angaben sollen in China etwa 1,41 Milliarden Menschen leben. „Statista“-Angaben nach lebt rund ein Drittel von ihnen auf dem Land. Da viele im arbeitsfähigen Alter als Wanderarbeiter in die Städte gehen, gibt es in den Dörfern relativ viele alte Leute. Meist handelt es sich dabei um Großeltern, die sich um ihre ebenfalls dort lebenden Enkelkinder kümmern, während die Eltern in den Städten arbeiten.

Aufgrund der aktuellen Corona-Lage in China sind nicht nur die Krankenhäuser und Bestattungsinstitute in den Städten überfüllt, sondern auch auf dem Land. Aufgrund der Altersstruktur kommt es in den ländlichen Gebieten zu dramatischen Zuständen. Doch der Tod auf dem Land ist weniger auffällig, verteilt sich über ein gewaltiges Gebiet.

Der Tod in den Bergen

Kürzlich berichtete die niederländische Zeitung „Volkskrant“: „Die Praxis des älteren Landarztes Li (72) ist voll mit COVID-Patienten, aber er kann ihnen nicht mehr als ein paar Schmerzmittel anbieten. Und so ist es überall in ländlichen Gegenden Chinas.“ Als Dr. Li gehört habe, dass die Partei Null-COVID beendet habe, habe er sich große Sorgen gemacht. Drei Jahre lang habe er Patienten bei geringstem COVID-Verdacht auf großen Abstand gehalten. Nun sei seine Klinik plötzlich voll von ihnen. Er sei nicht vorbereitet gewesen: Keine medizinischen Masken, keine Handschuhe, keine Tests und keine Medikamente, berichtet die Zeitung. Bald hatte sich Dr. Li auch infiziert, kam mit schweren Symptomen ins Krankenhaus. Zwei Wochen lang war seine Praxis in der Gemeinde Shitouzui im Bezirk Yingshan, Provinz Hubei, geschlossen.

Als er zurückkam, fühlte er sich „noch nicht wieder bei Kräften und […] kurzatmig. Aber wenn ich nicht da bin, ist niemand da.“ Es ist eisiger Winter. Li arbeitet mit zwei Steppjacken übereinander. Seit 50 Jahren ist er Dorfarzt. Die Dörfer in der Gegend haben alle etwa 100 Einwohner, fast nur Alte und Kinder. COVID kennen die Menschen hier nur als „Erkältung“ oder „Fieber“.

„Volkskrant“ erklärt: „Ärzte wie Li bilden die Grundlage der ländlichen Gesundheitsversorgung in China, zeigen aber auch ihre Zerbrechlichkeit, da sie auf ältere und unterbezahlte Dorfärzte und schlecht ausgestattete städtische Krankenhäuser angewiesen sind.“ Die besseren Stadtkrankenhäuser seien jedoch für viele Landbewohner zu weit weg und zu teuer. In der jetzigen überfüllten Situation brauche man zudem Netzwerk, wird berichtet. Das Leben auf dem Land ist hart und entbehrungsreich. Der Tod gehört dazu. Die Zeitung sprach ein Dorf weiter von Dr. Li, in Fengjiafan, mit einem 75-jährigen Reisbauern namens Huang. Dieser meinte nur: „Wenn alte Leute im Dorf krank werden, kann man nichts dagegen tun. Wenn es dir besser geht, geht es dir besser. Wenn nicht, stirbst du und es ist vorbei.“

Dem Gemeinde-Parteisekretär von Shitouzui nach seien rund 80 Prozent der Menschen infiziert. Aber niemand wisse das, schreibt „Volkskrant“, weil niemand teste. Meldungen über Todesfälle gebe es keine. Bauer Huang meinte jedoch: „Der Steinmetz, der Grabsteine ​​herstellt, war letzten Monat sehr beschäftigt.“ Wie die Zeitung schreibt, sei es eine „Todeswelle, die schweigend stattfindet“. Der Tod sei im ländlichen China tabu. Man äschere die meisten Verstorbenen gar nicht ein, sondern begrabe sie in den Bergen. Das sei zwar illegal, werde aber geduldet.

Was Leute vom Land erzählen

Die chinesischsprachige Epoch Times befragte Menschen auf dem Land nach ihren Wahrnehmungen. Herr Zou aus Yueyang, Provinz Hunan in Mitte China, sagte: „Viele ältere Menschen sind an der Epidemie gestorben. Ich kenne fünf oder sechs, die vor ein paar Tagen gestorben sind – und mein Bruder kannte mehr als ein Dutzend, die gestorben sind.“ Herr Wang, Bewohner eines Dorfes im Landkreis Qianshan, Provinz Anhui: „Viele alte Menschen um mich herum sind verstorben und mehrere alte Menschen in unserer Familie, Verwandte und Freunde sind ebenfalls verstorben.“

In Shijiazhuang, Provinz Hebei um Peking, sagte Frau Bao: „Der Vater starb am Morgen und der Sohn starb am Nachmittag.“ Das sei im Dezember gewesen, so die Frau. In ihrer Gemeinde seien elf Leute diesen Winter gestorben. „Dieser Winter ist wirklich traurig. Viele Menschen sind besorgt, und die Nachbarn in der Umgebung machen sich auch Sorgen um ihre Verwandten und Freunde.“

Herr Yang aus einem Dorf, das zur Stadt Jinhua, Provinz Zhejiang in Ostchina, gehört, sagte der Epoch Times (chin.) am 18. Januar: Als die Corona-Beschränkungen im Dezember gelockert wurden, habe niemand gewagt, das Haus zu verlassen. „Niemand ging auf die Straße, es gab auch keine Fahrzeuge. Trotzdem waren alle infiziert.“ Jetzt gebe es keine Medizin, um sich zu heilen. Selbst Fiebersenker (Antipyretika) und entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen seien ausverkauft. „In meinem Dorf sprang einer in den Fluss und starb im Alter von etwa 70 Jahren, als er infiziert war. Im Nachbardorf gab es einen, der sich in einen Teich warf und verschwand. Wenn sie infiziert sind, sind die Symptome sehr schmerzhaft, und die alten Leute kommen einfach nicht darüber hinweg, und die, die es nicht aushalten, beenden ihr Leben“, erklärte Yang.

Yang ist verärgert über die Regierung, über den Zeitpunkt der Öffnung: „Um es ganz klar zu sagen, es ist nicht der richtige Zeitpunkt, bei so einem kalten Wetter zu lockern. Man hätte den westlichen Ländern folgen und im Juni und Juli öffnen sollen, damit nicht so viele Menschen sterben.“

Yang äußert einen schlimmen Verdacht: „Die Regierung kann nicht warten, bis so viele Menschen sterben, um sich die Auszahlung von so vielen Renten zu ersparen; sie hat ein Defizit von 9 Billionen Dollar bei den Sozialversicherungsrenten.“ Yang vermutet auch ein Problem mit den chinesischen Impfstoffen: „Dieses Problem ist bereits sehr klar, das heißt, die Impfstoffe sind im Grunde gefälschte Impfstoffe.“

Professor: „Jeder weiß, dass Peking lügt“

Auch „Bloomberg“ berichtet vom Land in China. In einem Dorf im Landkreis Luyi in der Provinz Henan seien in fast jedem Haushalt Patienten zu finden. Im Dorf herrsche ein Gefühl der Resignation. Viele Familien hätten sich dem Bericht nach entschieden, ihre Familienmitglieder in der letzten Lebensphase zu Hause zu behalten. Es sei unwahrscheinlich, dass ihre Namen jemals auf einer offiziellen COVID-Todesliste in China zu finden sein werden, so „Bloomberg“.

„Jeder weiß, dass Peking lügt“, meinte aufgrund der neuen Todeszahlen-Veröffentlichung Feng Chongyi, ein China-Experte und Professor an der University of Technology Sydney, Australien. Professor Feng sagte der Epoch Times am 14. Januar, dass das Regime von der WHO immer wieder aufgefordert worden sei, die echten Daten zu veröffentlichen. Das Regime stehe daher unter Druck und mache jetzt „eine kleine Änderung“. Doch auch wenn es Zehntausende Todesfälle mehr melde, sei das immer noch weit von der Realität entfernt. „Die tatsächliche Zahl der Todesopfer ist wahrscheinlich 10-, 20- oder 30-mal höher als die Daten, die es gerade veröffentlicht hat“, kommentiert der China-Experte das Geschehen.

Warum das Coronavirus in China so massiv wirkt, ist noch ungewiss. Eine chinesische Internetumfrage von Medizinern hat einen möglichen Zusammenhang mit den chinesischen Totimpfstoffen entdeckt. Prozentual gesehen neigten geimpfte Chinesen eher zu schweren Verläufen als ungeimpfte. Hier bedarf es sicherlich noch weiterer Forschungen. Auch sind weitere Zusammenhänge zwischen dem Verlauf der Epidemie in China und den speziellen chinesischen Gegebenheiten nicht auszuschließen.

Die Angst geht um in Peking

Bao Jian ist die Tochter von Bao Tong, ehemals hohes Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas und Sekretär von Zhao Ziyang, ehemals Ministerpräsident und KP-Chef von China. Der Reformer Zhao wurde im Sommer 1989 wegen seiner Sympathien für die auf dem Tian’anmen-Platz demonstrierenden Studenten entmachtet und bis zu seinem Tod 2005 unter Hausarrest gestellt. Sein Sekretär Bao erhielt eine siebenjährige Haftstrafe und stand mit seiner Familie später unter permanenter Überwachung.

Am 13. Januar twitterte Baos Tochter Jian: „Hunderttausende Menschen sind in einem Monat in Peking gestorben, und die Stadtregierung trommelt immer noch und hält Belobigungszeremonien ab. Wie schändlich!“ Ihren Angaben nach seien in weniger als einem Monat 17 ihrer Freunde oder deren Angehörige gestorben. Sie fragte: „Wie kann man der Öffentlichkeit in Peking erklären, wie schnell sich 90 % der Menschen innerhalb eines Monats mit dem Virus infiziert haben? Von anfangs 90 % symptomlos zu 90 % symptomatisch und 10 % schwer krank?“

Ein Pekinger Internetuser antwortete ihr und schätzte die Zahl von Hunderttausenden als „wahrscheinlich ein bisschen konservativ“ ein. Es seien eher Millionen, schätzte der Netizen. Bao Jian antwortete, dass sie keine genauen Zahlen habe. Sie gehe aber davon aus, „dass die Bestattungsinstitute überfüllt sind, dass mehrere Leichen in einem Ofen liegen, dass die Warteschlangen für die Einäscherung um ein Vielfaches oder sogar ein Dutzend Mal länger sind als üblich, dass die Notfallsysteme lahmgelegt sind, dass die Warteschlangen in den Notfallkliniken lang sind, dass die Leichenhallen der Krankenhäuser überfüllt sind, dass Särge, Urnen und Friedhöfe knapp sind …… und dass es vor Ort nur wenige Meldungen über schwere Krankheiten gibt, weiße Lunge und andere Fakten und vor allem subjektive Urteile, die auf offiziellen Einzeilern beruhen“.

Auf der Spur der Leichen

Die „Washington Post“ berichtete dieser Tage von Satellitenbildern von China. Das US-Unternehmen Maxar Technologies hatte im Zusammenhang mit Bestattungsinstituten im KP-Staat auffällige Details wahrgenommen. Was passiert da in China, fragte man sich. Die Reporter untersuchten die Satellitenbilder, zahlreiche Erste-Hand-Videos aus den chinesischen Social Media und Zeugenaussagen aus China. Man kam zu dem Schluss, dass alles darauf hindeute, dass es wesentlich mehr Corona-Tote in China geben müsse, als offiziell behauptet werde.

Man verwies auf einen dramatischen Anstieg der Aktivitäten von Bestattungsunternehmen landesweit. Die Maxar-Fotos zeigten zahlreiche geparkte Fahrzeuge im Bereich vieler Bestattungsunternehmen, „zeigten einen Anstieg der Aktivitäten in Bestattungsinstituten in sechs verschiedenen Städten, von Peking im Norden über Nanjing im Osten bis hin zu Chengdu und Kunming im Südwesten“. Zusammen mit den Interviews mit trauernden Familienangehörigen und Mitarbeitern von Bestattungsfirmen ergab alles für die Zeitung einen Sinn: „Ich arbeite hier seit sechs Jahren und es war noch nie so viel los“, sagte eine Empfangsdame des Jiangnan Funeral Home in Chongqing. Die Gefrierschränke seien voll und alle acht Verbrennungsöfen seien rund um die Uhr in Betrieb.

Mit Lug und Trug durch die Pandemie

Zum Jahreswechsel 2019/2020 brach das Coronavirus SARS-CoV-2 in China aus. Zunächst war die Provinzhauptstadt Wuhan von der Epidemie betroffen. Das KP-Regime versuchte, den Ausbruch des Virus und die Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch lange zu vertuschen. Man ließ noch Millionen von Menschen aus Wuhan bis wenige Tage vor dem chinesischen Neujahr Ende Februar 2020 in die Ferien reisen – in alle Regionen Chinas und in die Länder der Welt. Aus der Epidemie wurde eine Pandemie, wie sie die Menschen dieser Zeit noch nie erlebt hatten. Doch das Regime hatte nichts dazugelernt und vertuschte weiter, dann die Infektions- und Todeszahlen.

Heute rollt wieder eine große Corona-Welle über China und wieder wird vertuscht – möglicherweise in immensem Ausmaß. Es gibt eine Fülle von Informationen aus erster Hand aus der Bevölkerung, die Schreckliches erahnen lassen. Menschen posten in den stark zensierten sozialen Medien Chinas täglich unzählige tragische Geschichten, berichten von Todesfällen in ihren Familien. Doch die Kommunistische Partei erzählt ihre ganz eigene Version der Geschichte – und das nicht zum ersten Mal.



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