Corona-Herbst in Deutschland – während Japan und Schweden milde Brise erleben

Die Impfquoten von Japan, Deutschland und Schweden sind ähnlich hoch, aber während die Menschen in Deutschland mit strengen Maßnahmen und immer weiter steigenden Infektionszahlen konfrontiert sind, sinken in Japan und Schweden die Inzidenzen – trotz immer weniger Einschränkungen. Doch was läuft eigentlich anders in diesen Ländern?
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Symbolbild.Foto: Istockphoto/JordanSimeonov
Von 27. Oktober 2021

Deutschland erlebt seinen Corona-Herbst mit steigenden Zahlen und einschränkenden Maßnahmen für ungeimpfte Bürger. In anderen Ländern ist eine gegenteilige Entwicklung zu sehen. In Japan fallen die Zahlen, obwohl das Land in der Pandemie noch nie einen Lockdown gesehen hat.

Auch in Schweden sinken die Zahlen weiter und die Regierung lockert gemäß ihrem Stufenplan weiter und weiter. Dabei haben beide Länder eine ähnliche Impfquote wie Deutschland. Doch worin besteht das Geheimnis der Widerstandsfähigkeit der japanischen und schwedischen Bevölkerung gegenüber dem Coronavirus – und sogar seiner Delta-Variante?

Japan: Infektionstief und nie Lockdowns

Es sei ein Rätsel für die Experten, aber: In Japan seien die Infektionszahlen auf einem Tiefstand – und das ohne strenge Corona-Maßnahmen, berichtet das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Grund genug für Forderungen nach einer umfassenden Analyse der Hintergründe zu Japans Erfolg in der Pandemie. Dabei lief die Impfkampagne in Japan eher schleppend an. Dem Bericht nach seien im Juli nur 15 Prozent der Japaner geimpft gewesen. Bis Anfang Oktober stieg die Impfquote auf 65 Prozent, ähnlich der Deutschlands.

Hätten die Infektionszahlen in der Hauptstadt Tokio Mitte August noch auf einem Höchststand von 6.000 Fällen gelegen, sanken sie mittlerweile auf unter 100. Die Bars seien voll, die Züge auch, es herrsche Feierstimmung, wunderten sich die Reporter aus Deutschland angesichts dieser Situation. Ohnehin habe es in Japan nie so etwas wie einen Lockdown gegeben. Die Menschen konnten mit Abstandsregeln sogar weiterhin Sportstadien besuchen und Kulturereignisse genießen. Lediglich Bars und Restaurants mussten früh schließen und durften keinen Alkohol ausschenken. Die jüngeren Menschen feierten dann aber in Parks und auf den Straßen.

Über die Gründe dieser Entwicklung kann nur spekuliert werden. Kazuhiro Tateda, Professor für Virologie an der Tokioter Toho-Universität meinte, dass die „schnellen und intensiven Impfungen bei den unter 64-Jährigen“ zeitweilig so etwas wie eine Herdenimmunität erzeugt haben könnten.

Norio Ohmagari, Leiter des Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention, bezog zwar auch den „Effekt des Impffortschritts“ mit ein, sieht aber auch die natürliche Immunisierung durch eine überstandene Infektion bei Menschen in „hochriskanten Umgebungen wie überfüllten und schlecht belüfteten Räumen“ als mögliche Ursache für den positive Entwicklungstrend. Manche sehen die Ursache für den Rückgang der Infektionszahlen allerdings auch im Rückgang der Tests.

Schweden: Eigenverantwortung und weitere Lockerungen

In Schweden stabilisieren sich die Infektionszahlen auf einem niedrigen Stand, obwohl die Regierung seit Ende September die Corona-Maßnahmen im Prinzip aufgehoben hat. In Deutschland wurden im Gegensatz dazu weitere Maßnahmen eingeführt und ungeimpfte Menschen werden durch 3G- und 2G-Regelungen immer mehr aus dem Gesellschaftsleben verdrängt.

Dann kam der „Freedom Day“ in Schweden, vor drei Wochen, und die Zahlen? Sie fallen weiter. Nach Angaben von ntv lagen am 30. September die Neuinfektionen bei 41 pro 100.000 Einwohnern, mittlerweile sind sie bei rund 39. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum waren die Werte in Deutschland von 68 auf 95 angezogen. Ein Abwärtstrend sei in Schweden auch bei den Intensivbelegungen und Todeszahlen zu verzeichnen. Dabei liegt die Impfquote in Schweden mit 67,3 Prozent auch nur leicht über dem deutschen Niveau.

Über die Gründe des besseren Abschneidens Schwedens mutmaßt der Nachrichtensender, dass es an der schwedischen Selbstdisziplin liegen könnte und an einer allgemein positiveren Einstellung der Gesellschaft zur Regierung und ihrem 5-Stufen-Plan, der seit Juni in Kraft ist und Ende September die Lockerungen nach Stufe 4 brachte, etwa das Ende von Teilnehmerbeschränkungen bei privaten und öffentlichen Veranstaltungen. Auflagen gibt es demnach nur noch für Großveranstaltungen. Allerdings waren mit Schritt 3 am 15. Juli bereits viele der Restriktionen gefallen.

Wie der Bericht darstellt, werde in Schweden aber das Prinzip Eigenverantwortung großgeschrieben, während in Deutschland immer wieder kritisiert wird, dass die Regierung ihre noch in der ersten Jahreshälfte gemachten Versprechungen breche und sich immer neue Maßnahmen einfallen lässt. Aktuell berichtet die „Bild“ davon, dass es in den Fraktionsspitzen Gespräche gebe, das Infektionsschutzgesetz derart zu verändern, dass weitere Corona-Maßnahmen vom eigentlichen Infektionsgeschehen abgekoppelt werden können. Ein Rechtsexperte befürchtet, dass dies der Anfang ewiger Corona-Maßnahmen sein könnte.



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