Corona-Bilanz in Texas und Kalifornien: Lockdown macht kaum Unterschied
Das Nachrichtenportal Bloomberg hat in einer jüngst veröffentlichten Analyse die Corona-Bilanzen des Bundesstaates mit den wenigsten und des Bundesstaates mit den strengsten Lockdown-Maßnahmen in den USA untersucht – Texas auf der einen Seite, Kalifornien auf der anderen.
Das Ergebnis, zu dem das Medium kommt, lässt aufhorchen: Trotz zum Teil völlig konträrer Ansätze in der Corona-Politik lässt sich kein nennenswerter Unterschied in den Ergebnissen feststellen, und das, obwohl die strukturellen Voraussetzungen bezüglich Landwirtschaft, Industrie, Klima, Bevölkerungsdichte oder Verstädterung in beiden Flächenstaaten nur graduell und nicht grundlegend verschieden sind.
Kalifornien ist mit 23 Millionen Bewohnern der bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA. Texas folgt mit 14 Millionen Bewohnern nach New York (17 Millionen Bewohner) auf Platz drei.
Texas mit etwas höherer Todesrate als Kalifornien
In beiden Bundesstaaten ist die Wirtschaft von der Corona-Pandemie getroffen worden. Wobei Texas etwas besser dabei wegkommt.
So zeigt Kalifornien laut dem aktuellen monatlichen Index der wirtschaftlichen Bedingungen, der von der Federal Reserve Bank of Philadelphia zusammengestellt wurde, einen Rückgang von 6 % in den zwölf Monaten bis November auf, verglichen mit einem Rückgang von 2,4 % in Texas.
Allerdings haben sich die Einzelhandelsumsätze in Kalifornien etwas besser entwickelt und sind im September um 7,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Laut dem US Census Bureau stiegen sie in Texas um 6,8 %.
Während beide Bundesstaaten bei der Zahl der SARS-CoV-2-Todesfälle in den USA an der Spitze stehen, so liegen sie bei der Todesrate unter positiv Getesteten bezogen auf 100.000 Einwohner eher im Mittelfeld.
In Texas liegt dabei die Todesrate unter den positiv Getesteten mit 103 etwa ein Viertel höher als in Kalifornien (75). Dies entspricht auch in etwa der Relation im Vergleich zwischen Schweden und Österreich. In absoluten Zahlen soll die Zahl der an Corona verstorbenen jeweils um die 30.000 liegen.
Die Arbeitslosenrate in Texas liegt bei 8,1 Prozent, jene in Kalifornien bei 8,2. In Kalifornien leben etwa 40 Prozent der Bevölkerung unter irgendeiner Form von Lockdown-Bestimmungen, in Texas sind Kirchen, Geschäfte und Gaststätten im Regelfall geöffnet.
In freien Gemeinwesen kommt es auch bei Corona auf Individuen an
Robert Wachter von der University of California in San Francisco meint, die Bilanzen zeigen die Grenzen der Möglichkeiten für die Exekutive, die Seuche mit administrativen Mitteln in den Griff zu bekommen.
In freiheitlichen Gemeinwesen entscheidet das Individuum selbst:
„Es sind 20 Entscheidungen, die jedermann pro Tag machen muss: etwa ob er eine Maske trägt, in einen Laden geht oder eine Versammlung besucht. Das schlichte Argument ‚Kalifornien gut, Texas böse‘ hat sich nicht als allzu stichhaltig erwiesen.“
Dies zeigte sich auch in der Umsetzung und Befolgung der jeweiligen Maßnahmen. Konservative Bezirke in Kalifornien weigerten sich, Vorgaben des Staates auszuführen und Geschäfte und Strände zu sperren. Aber auch in demokratischen Hochburgen wie den Großstädten Los Angeles und San Francisco trafen sich Leute bei schönem Wetter im Freien, ohne auf Abstandsbeschränkungen, Maskenvorgaben oder Kontaktsperren zu achten.
Sogar in Gegenden wie Beverly Hills kam es zu Protesten gegen die Corona-Maßnahmen. Der Gouverneur Gavon Newsom muss sich einem Abwahlverfahren stellen. Allerdings sei beispielsweise in San Francisco die Bereitschaft, im Alltag Masken zu tragen, höher als in anderen Städten Kaliforniens.
Texas hingegen hat in den vergangenen Wochen einige striktere Vorgaben an Restaurants und Geschäfte verabschiedet. Die stärksten Schäden an der Wirtschaft hat dort der Verfall der Ölpreise bewirkt, mit etwa 60.000 verlorenen Jobs zwischen Februar und August.
Tracking-Daten zufolge ist in Kalifornien die Nutzung der Fernstraßen über die Corona-Monate hinweg etwas stärker zurückgegangen als in Texas, wo der Verkehr rund um Houston und Dallas noch etwa 80 bis 90 Prozent des Aufkommens von vor der Pandemie beträgt.
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