Commonwealth: Folgen der Sklaverei
Die 56 Commonwealth-Staaten haben eine gemeinsame Aufarbeitung der Geschichte des Kolonialismus und der Sklaverei vereinbart.
Zum Abschluss eines Gipfels im südpazifischen Inselstaat Samoa hieß es am Samstag in einer gemeinsamen Erklärung der Staatengruppe, es sei an der Zeit für Gespräche über das Erbe des „verabscheuungswürdigen“ transatlantischen Sklavenhandels und dafür zu erbringende „ausgleichende Gerechtigkeit“ („reparatory justice“).
Samoa war Gastgeber des Treffens der Regierungschefs des Commonwealth (CHOGM) 2024. Hauptthemen waren unter anderem Resilienz und Nachhaltigkeit, die Stärkung demokratischer Institutionen, die Förderung wirtschaftlichen Aufschwungs und die Stärkung von Gemeinschaften, insbesondere von Frauen und Jugendlichen.
Zähe Debatten um die Abschlusserklärung
„Die Zeit ist reif für bedeutungsvolle, wahrheitsgetreue und respektvolle Gespräche, um eine gemeinsame Zukunft zu gestalten“, erklärten die Commonwealth-Staaten.
Um die Abschlusserklärung war zäh gerungen worden. Viele Teilnehmerstaaten wollen, dass Großbritannien und andere frühere Kolonialmächte mit ihnen in Verhandlungen über Reparationszahlungen für die Sklaverei und andere Hinterlassenschaften des Kolonialismus einsteigen.
Die Abschlusserklärung war in dieser Hinsicht aber offenbar nicht so konkret, wie sich dies manche dieser Staaten erhofft hatte.
Der britische Premierminister Keir Starmer hatte sich gegen Gespräche über Entschädigungszahlungen gewandt. Während seiner Teilnahme an dem Gipfel „ging es in keiner der Diskussionen um Geld“, sagte er. Die Haltung seiner Regierung dazu sei „sehr, sehr eindeutig“, fügte er hinzu.
Zeitweise hatte auch der britische König Charles III. an dem Gipfel teilgenommen. Von ihm hatten sich manche Teilnehmer eine Bitte um Vergebung für die Sklaverei gewünscht, von der auch das britische Königshaus massiv profitiert hatte. Diese blieb jedoch aus.
Sklaverei, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung
Für den Regierungschef der Bahamas, Philip Davis, ist die Frage der Entschädigungszahlungen noch offen. „Die Schrecken der Sklaverei haben eine tiefe, generationsübergreifende Wunde in unseren Gemeinschaften hinterlassen, und der Kampf für Gerechtigkeit und Wiedergutmachung ist noch lange nicht beendet“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.
Die afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten in der Commonwealth-Gruppe bemühen sich seit langem um eine offizielle Anerkennung der Schäden, die die Sklaverei verursacht hat.
Viele dieser Staaten, die bis heute deutlich ärmer sind als die einstigen Kolonialherren, haben dabei auch mögliche Reparationszahlungen im Blick.
König Charles III. äußerte bei dem Gipfel Verständnis für die Forderungen der ehemaligen Kolonien. „Ich verstehe aus Gesprächen im gesamten Commonwealth, wie die schmerzhaftesten Aspekte unserer Vergangenheit weiterhin nachhallen“, sagte er. Ziel sei es, aus der Vergangenheit zu lernen „und kreative Wege zu finden, bestehende Ungleichheiten zu beseitigen“, sagte er.
„Ozean-Erklärung“ zu Seegrenzen
Die Vertreter der Commonwealth-Staaten einigten sich zudem auf eine „Ozean-Erklärung“, in der sie sich verpflichten, Seegrenzen auch bei steigendem Meeresspiegel anzuerkennen.
Sie einigen sich zudem darauf, 30 Prozent der Ozeane bis 2030 unter Schutz zu stellen. Bis dahin sollen auch 30 Prozent der beschädigten Ökosysteme im Ozean wieder restauriert werden.
Neue Generalsekretärin des Commonwealth wurde die frühere Außenministerin von Ghana, Shirley Ayorkor Botchwey. (afp/red)
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