Corona-Krise in China: Import im Mai drastisch eingebrochen
Die globalen wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Corona-Krise haben sich dramatisch auf den chinesischen Außenhandel ausgewirkt: Wie aus offiziellen Statistiken vom Sonntag hervorging, sackten die Importe in China im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,7 Prozent ab und fielen damit auf ein Vier-Jahres-Tief.
Milder fiel der Rückgang bei den Exporten aus. Sie fielen um 3,3 Prozent, Experten hatten mit einem Rückgang von 6,5 Prozent gerechnet.
Der Einbruch bei den Importen fiel deutlich höher aus als erwartet. Nach Einschätzung des Analysten Rajiv Biswas vom Dateninformationsdienst IHS Markit könnte dies auf die weltweit fallenden Preise bei Konsumgütern zurückzuführen sein.
Auch Re-Exporte könnten eine Rolle für den erheblichen Rückgang bei den Einfuhren spielen, sagte die China-Expertin von ING, Iris Pang, der Nachrichtenagentur AFP.
Wang Jun, Chefökonom der Zhongyuan Bank erklärt dazu gegenüber Reuters: „Die Exporte profitierten vom Markt der ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) und der Abwertung des Wechselkurses, während die Importe durch die unzureichende Inlandsnachfrage und den Rückgang der Rohstoffpreise beeinträchtigt wurden“.
Rekord-Handelsüberschuss von 62,93 Milliarden Dollar
Infolgedessen verzeichnete China im vergangenen Monat einen Rekord-Handelsüberschuss von 62,93 Milliarden Dollar, den höchsten seit Beginn der Verfolgung der Serie durch Reuters im Jahr 1981, verglichen mit den in der Umfrage prognostizierten Überschüssen von 39 Milliarden Dollar und 45,34 Milliarden Dollar im April, berichtet Reuters weiter.
Der Handelsüberschuss Chinas mit den Vereinigten Staaten weitete sich im Mai auf 27,89 Milliarden Dollar aus, wie eine Berechnung von Reuters auf der Grundlage von Zolldaten ergab.
Sowohl offizielle als auch private Fabrikumfragen für Mai zeigten, dass die Subindizes für Exportaufträge weiterhin stark rückläufig waren. Die Gewinne der chinesischen Industrieunternehmen sanken im Zeitraum Januar-April um fast 30 Prozent.
Export von medizinischem Material überdeckt die Krise
Analysten sagten, dass Lichtblicke wie der Export von medizinischem Material, bei dem China die Lieferkette dominiert, den starken Gegenwind überdecken, dem die Exporteure ausgesetzt sind, die an unverkauften Lagerbeständen festhalten und Bestellungen aus dem Ausland stornieren.
In der ersten Maihälfte lieferte China medizinische Hilfsgüter im Wert von 63,2 Milliarden Yuan aus, so Berechnungen von Reuters anhand von Zolldaten, verglichen mit 71,2 Milliarden Yuan im Zeitraum März-April.
Unter Hinweis auf die unsicheren Aussichten erklärte das chinesische kommunistische Regime Ende Mai, es setze zum ersten Mal seit 2002 kein jährliches Wachstumsziel fest, was eine vorsichtige Haltung zur Lockerung der Politik widerspiegelt. Die Exportbedingungen bleiben unvorhersehbar. Die Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 6,8 Prozent.
Wachstum von 3,5 Prozent im Außenhandel
Im April hatte China mit einem Wachstum von 3,5 Prozent im Außenhandel überrascht. Grund für die positiven Zahlen inmitten der Corona-Krise war unter anderem der Anstieg bei der Ausfuhr medizinischer Produkte.
Hinzu kam, dass im April noch zahlreiche Aufträge abgearbeitet wurden, die seit der nahezu vollständigen Stilllegung der chinesischen Wirtschaft im Februar ausgestanden hatten.
In den ersten fünf Monaten dieses Jahres nahmen die chinesischen Exporte von medizinischen Produkten sowie Textilien etwa für Atemschutzmasken um 21,3 Prozent zu. Auch hier erwarten Experten angesichts der Verbesserung im weltweiten Infektionsgeschehen jedoch einen Rückgang.
Im Juni und Juli dürfte der chinesische Außenhandel weiter einbrechen, schätzte Biswas. Eine Erholung erwartet er erst für Ende des Jahres, wenn die Corona-Maßnahmen in Europa und den USA vollständig zurückgenommen sein dürften und das Weihnachtsgeschäft beginnt. (afp/er)
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