Chinesen fordern unabhängiges System zur Verteilung von Hilfsgütern

Sechs Tage nach dem verheerenden Erdbeben in China herrscht Hoffnungslosigkeit: Der überwiegenden Mehrheit fehlt es immer noch an dem Nötigsten sowie medizinischer Versorgung.
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Von 19. Mai 2008

Derzeit werden landesweit Spendeaktionen durch die Regierung initiiert. Die meisten Leute misstrauen jedoch dem durch die Regierung monopolisierten Hilfesystem für die Erdbebenopfer und fürchten, dass ihre Spenden in den Taschen von korrupten Regierungsbeamten landen könnten. Die Öffentlichkeit fordert ein unabhängiges System, um die Hilfsgüter direkt in das Krisengebiet senden zu können.

„Der taiwanischen Wohltätigkeitsorganisation „Tzu Chi“ wurde die Einreise ins Krisengebiet verweigert. Sie haben vor, 110 Tonnen Hilfsgüter direkt an die Erdbebenopfer zu verteilen. Die Behörde der Stadt Chengdu betonte, dass private Organisationen die Koordinierung durch die Regierung zu beachten hätten. Alle Krisenhilfe sei zentral durch die Regierung zu verteilen“. So äußerte sich der Menschenrechtler Huang Qi aus der Stadt Chendu gegenüber der Epoch Times. Er ist der Gründer der Website „64Tianwang“.

Darüber hinaus informierte Huang über einen Menschenrechtsaktivisten, der im Krisengebiet festgenommen wurde, weil er selbstständig Hilfsgüter verteilt hatte.

Einige Chinesen beschwerten sich im Internet, dass die Hilfsgüter immer noch in den Händen der lokalen Regimes geblieben wären und noch nicht bei den Menschen angekommen seien, die die Hilfe am dringendsten benötigen.

„Wir wollen Geld – Lebensmittel und Decken sind in den Läden im Überfluss“

Eine Internetbenutzerin namens Amanda erzählte von ihren eigenen Erfahrungen: „Ich habe gestern Shenfang und Pengzhou zusammen mit einem Freund besucht, er ist in einem Immobilienunternehmen tätig. Die Firma meines Freundes wollte 10 Millionen Yuan (ca. 920.000,- €) spenden. Als die Regierung davon erfuhr, wurden wir von der lokalen Behörde direkt an der Autobahnausfahrt erwartet und zu einem Abendbankett eingeladen. Keiner hätte an ihrem Verhalten erkennen können, dass dieses Gebiet von einer Katastrophe heimgesucht worden war.“

„Die Vorsitzende des Zivilrechtsamtes holte sogar einen Wulianye (ein bekannter chinesischer Schnaps) hervor. Wir wurden darüber so wütend, dass wir kaum noch essen konnten. Als sie gehört haben, dass unsere Spende aus Waren bestünde, meinten sie sofort, dass es Geld wäre, was sie benötigten. Nahrungsmittel und Decken seien in Überfluss in den Warenhäusern vorrätig.“

„Das ist die wahre Situation. Die Katastrophenberichte, die wir bekommen haben, waren alle zensiert, sie waren nichts als Lobgesänge auf die Partei. Als wir an die Opfer persönlich die Nahrungsmittel verteilten, waren wir alle mit der traurigen Realität konfrontiert, dass so viele von ihnen nichts zum Essen oder zum Anziehen hatten. Manche waren immer noch von Blut bedeckt.“

Huang Qi sagte weiter: „Es ist sehr schwer für private Organisationen, ihre Hilfsgüter auszuliefern. Die einzige Möglichkeit geht über die Behörden. Egal wie das Regime seine Rettungsbemühungen durch Propaganda beschönigt, haben viele Leute kein Vertrauen in sie wegen vergangener Korruptionsskandale bei der Verteilung von Hilfsgütern.“

Außerdem sagten viele Leute aus dem Bekanntenkreis von Huang ausdrücklich, dass sie kein Geld spenden werden, solange das Geld über offizielle Kanäle laufen muss.

Sun Wenguang, Professor an der Universität Shandong, sagte der Epoch Times, „Sämtliche Regierungssysteme haben in den vergangenen zwei Tagen große Spendenaktionen initiiert, einige Behörden, Schulen oder Institutionen hielten sogar Besprechungen ab um ihre Mitarbeiter zu Spenden zu zwingen. In einigen Fällen offenbarten die Arbeitsabteilungsleiter, dass das Spendenziel von höheren Behörden festgelegt worden sei.“

Sun sagte auch, „Viele wollten helfen, waren aber nicht bereit, der Regierung Geld zu spenden.“ Sie fürchteten ihre verdeckte Arbeitsweise und hatten Angst, das Geld würde nicht in die Hände der Opfer gelangen. Viele Leute beschwerten sich auch, dass die Regierung die Kontrolle über die Hilfsgüter monopolisiere und dass ein transparentes Überwachungssystem fehle. Unabhängige Bemühungen zur Hilfeleistung würden in dieser Hinsicht beschränkt. Einige riefen sogar zum Boykott der offiziellen Geldsammelaktionen auf.

Huang Qi ist der Meinung, dass den Opfern am meisten durch die Einrichtung von direkten Verteilungswegen geholfen werden könnte.

Der bekannte Demokratieaktivist Wei Jingsheng schlug vor, „der einzige Weg, dieses Problem zu lösen, ist, Druck auf das chinesische Regime auszuüben, um die Türe für nichtstaatliche Organisationen (NGOs) zu öffnen, sich bei den Hilfsarbeiten beteiligen zu können. Unmittelbar nach dem Erdbeben verweigerte das Regime ausländischen Helfergruppen die Einreise, jedoch wurde das nach drei Tagen von dem Regime revidiert. Kein Druck – keine Änderung.“




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