Chinas Partei auf großer Kaperfahrt – der Fall von Jack Ma

„Was ist der gefährlichste Job der Welt?“ China-Experte Gordon G. Chang beantwortete die Frage so: „Der erfolgreichste Unternehmer in China zu sein.“ Alibaba und der Umgang Pekings mit Jack Ma erschrecken die Firmen.
Titelbild
Jack Ma, Mitbegründer und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Alibaba Group, spricht während der Forbes Global CEO Conference in Singapur am 15. Oktober 2019.Foto: ROSLAN RAHMAN/AFP via Getty Images
Von 12. Januar 2023

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Am 7. Januar berichtete die „Tagesschau“, dass der chinesische Unternehmer und Milliardär Jack Ma die Kontrolle über den Finanzriesen Ant Group (u.a. „Alipay“) abgegeben habe.

Damit zieht sich der Mitbegründer der Alibaba-Tochtergesellschaft weiter aus seinem Online-Imperium zurück, wie die Ant Group mitgeteilt habe. Jack Ma gründete Alibaba gemeinsam mit 16 Partnern, seiner Ehefrau und 60.000 US-Dollar Startkapital im Jahr 1999. Er wurde damit reich und weltbekannt.

Die ARD vermutet, dass Jack Ma beim Pekinger Regime in Ungnade gefallen sei. Verwiesen wird auf einen Zusammenhang mit dem „harten Durchgreifen der chinesischen Aufsichtsbehörden“ beim verhinderten Börsengang der Ant Group vor zwei Jahren. Seither habe das Regime dem boomenden Tech-Sektor Zügel angelegt.

Das „Handelsblatt“ schreibt, dass Ma zwar schon 2019 den Vorsitz des Verwaltungsrates abgab, „offiziell, um sich Wohltätigkeitsprojekten zu widmen“, de facto aber immer noch die Kontrolle durch sein komplexes Firmenkonstrukt behalten hatte. Laut „Reuters“ hatte Ma zehn Prozent der Ant Group-Anteile direkt gehalten, indirekt aber über andere an Ant beteiligte Firmen weiterhin die Kontrolle gehabt.

„Niemand hat irgendwelche Rechte“

Wie die chinesischsprachige Epoch Times berichtet, war Jack Mas Geschäftsimperium seit Ende 2020 von mehreren Razzien der chinesischen Aufsichtsbehörden betroffen. Chinas Führer Xi Jinping würde den gesellschaftlichen Reichtum umverteilen und schuf dazu den Begriff des „gemeinsamen Wohlstands“.

Infolgedessen seien Unternehmen wie Alibaba, Tencent und Didi unter die Lupe genommen und mit Geldstrafen belegt worden; Alibaba beispielsweise im April 2021 mit einer Rekordstrafe von 18,228 Milliarden Yuan (2,55 Milliarden US-Dollar). In den vergangenen zwei Jahren verloren Alibaba und Tencent daher Unsummen an Marktwert: Alibaba 415 Milliarden US-Dollar und Tencent 432 Milliarden US-Dollar.

Der in den USA ansässige Chinaexperte Gordon G. Chang fragte in einem Tweet angesichts der Entwicklung um Jack Ma: „Was ist der gefährlichste Job der Welt?“ Er beantwortete die Frage selbst: „Der erfolgreichste Unternehmer in China zu sein.“ Bildlich gesprochen werde die KPC demjenigen immer den Kopf abhacken, so Chang. In einem weiteren Tweet erklärte der Autor und Rechtsanwalt: „China wird vom KPC-Regime regiert, das macht, was es will. Niemand hat irgendwelche Rechte.“

Als Stephen Roach, ehemaliger Vorsitzender von Morgan Stanley Asia, vom Rückzug Jack Mas bei Ant erfuhr, bemerkte er: „Das ist eine harte Lektion für chinesische Unternehmer.“

Nicht nur in China wird immer mehr über die Taktik der Partei im Umgang mit „den Reichen“ diskutiert. Der frühere Chefberater des US-Außenministeriums für Chinapolitik, Miles Yu, sagte, dass der Kern des „den Reichen rauben und den Armen helfen“ durch die KPC darin bestehe, „die Reichen auszurauben und der Partei zu helfen“ –, nicht den Armen zu helfen.

Die extreme Null-COVID-Politik der KPC und die massive Unterdrückung des Immobiliensektors hätten die Finanzkassen der Regierung geleert, analysierte im November Shuli Ren, früherer Investmentbanker und Kolumnist für den asiatischen Markt bei Bloomberg. Nun befürchten wohlhabende Chinesen, dass sich die Partei unter dem Motto „gemeinsamer Wohlstand“ nun die „dringend benötigten Gelder“ bei ihnen beschaffen wird.

Ideologie vor Unternehmen

Einige Tage, bevor Jack Mas Unternehmen an die Börse gehen konnte, wurde sein 35-Milliarden-Börsengang gestoppt. Die KPC erzwang eine Umstrukturierung des Unternehmens. Zuvor hatte Jack Ma die Behörden der Partei für ihre Regulierungswut kritisiert. Er forderte weniger Regulierungen für den Finanzsektor, um Innovationen nicht abzuwürgen.

Durch die Umstrukturierung der Ant Group reduzierten sich die Stimmrechte von Jack Ma an seinem Unternehmen von 50 Prozent auf 6,2 Prozent, wie eine Berechnung der Nachrichtenagentur „Reuters“ ergab.

Andrew Collier, Geschäftsführer von Orient Capital Research, sagte: „Jack Mas Weggang von Ant Financial, einem von ihm gegründeten Unternehmen, zeigt die Entschlossenheit der chinesischen Führung, den Einfluss großer privater Investoren zu verringern.“ Collier zufolge werde dieser Trend aber die „Erosion der produktivsten Teile der chinesischen Wirtschaft fortsetzen“.

Möglicherweise zwingt die grassierende Corona-Welle in China die Partei derzeit zur Zurückhaltung gegenüber der Techindustrie, denn der Zustand der Wirtschaft ist eng mit dem der Kommunistischen Partei verbunden.

Duncan Clark, Vorsitzender der Anlageberatungsfirma BDA China, erklärte: „Da sich die chinesische Wirtschaft in einem sehr fieberhaften Zustand befindet, versucht die Regierung, Engagement für Wachstum zu signalisieren, und der Technologie- und Privatsektor sind der Schlüssel dazu.“

Nach Angaben der chinesischsprachige Epoch Times habe Xi Jinping wohl seine Meinung geändert und gesagt, dass er „private Unternehmen immer unterstütze“. Er habe den USA auch die vollständige Prüfung der Unterlagen von in den USA notierten chinesischen Unternehmen erlaubt. Dadurch solle das Risiko verringert werden, dass chinesische Unternehmen in den USA von der Börse genommen werden, einschließlich der Aktien. Die Preise von Alibaba und Tencent reagierten. Seit einigen Wochen zeigen sie Anzeichen einer Erholung.

Jack Ma im (erkauften) Ruhestand?

Aktuell ist Jack Ma von Forbes mit 22,8 Milliarden US-Dollar Vermögen noch auf Platz 67 der reichsten Menschen gelistet. Doch bekannt ist auch, dass Jack Ma mit seinem erwirtschafteten Vermögen schon länger ein Zielobjekt der Parteikader war.

Im September 2021 erklärte Alibaba 100 Milliarden Yuan (circa 13 Milliarden US-Dollar) in Projekte für „gemeinsamen Wohlstand“ zu investieren. Im selben Jahr hat Jack Ma laut der Hurun Spenden-Rankingliste privat über zehn Milliarden Yuan gespendet.

Bekannt ist auch, dass Jack Ma zu besagtem Zeitpunkt vor zwei Jahren für mehr als zwei Monate von der Bildfläche verschwand. Erst am 6. Januar wurde er in Thailands Hauptstadt Bangkok beim Essen in einem Michelin-Stern-prämierten Straßenrestaurant gesehen.

Ma hatte sich dort nach „Reuters“-Angaben laut mehrerer Lokalmedien mit Herrn Chearavanont, Vorstandsvorsitzender der Charoen Pokphand Group (CP Group) und Charoen Pokphand Foods PCL (CPF.BK), Thailands größter Agrarindustriegruppe, getroffen. Restaurantchefin Jay Fai postete später ein Foto mit Ma auf ihrem Instagramkanal und kommentierte: „Unglaublich bescheiden, wir sind geehrt, Sie und Ihre Familie bei Jay Fai’s willkommen zu heißen.“

 

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