Chinas neue Kampfjetgeneration J-35 – vom Original weit entfernt
Während die Spannungen in der Straße von Taiwan weiter zunehmen, ist nach jüngsten chinesischen Medienberichten ein Prototyp des chinesischen Kampfjets J-35 bereit für den Start von einem chinesischen Flugzeugträger. Doch kann er es mit seinem Pendant, dem F-35 des US-Militärs, aufnehmen? Experten hegen erhebliche Zweifel.
Prototyp äußerlich dem F-35 des US-Militärs ähnlich
Chinesische Medien, darunter Tencent, berichteten, dass Anfang des Monats während des dritten Probelaufs von Chinas drittem Flugzeugträger Fujian ein Prototyp des J-35 an Bord war, der möglicherweise startbereit sei.
Den Berichten zufolge seien der Rumpf und die äußere Konfiguration dieses Flugzeugs ähnlich wie beim F-35 des US-Militärs. Der Kampfjet sei als dessen Gegenstück gedacht.
Analysten zufolge weist der F-35 jedoch in Bezug auf Tarnkappenfähigkeit, Avionik (die Gesamtheit der elektrischen und elektronischen Geräte an Bord), Triebwerke und andere Leistungsfaktoren absolute Vorteile gegenüber dem chinesischen J-35 auf. Die beiden Kampfjets seien nicht auf dem gleichen Niveau.
Der J-35 wurde von der staatlichen Shenyang Aircraft Industry Group of China entwickelt und erstmals 2014 auf der Zhuhai Air Show unter dem Codenamen FC-31 „Falcon“ der Öffentlichkeit vorgestellt.
Reverse Engineering
In chinesischen Medienberichten wird dieses Flugzeug oft als Chinas nächste Generation von Flugzeugträger-basierten Kampfjets angesehen.
Wie Sheu Jyh-shyang, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für chinesische politische, militärische und operative Konzepte am taiwanischen Institut für nationale Verteidigungs- und Sicherheitsforschung, gegenüber Epoch Times erklärte, ist bekannt, dass die Kommunistische Partei Chinas (KPC) häufig auf sogenanntes Reverse Engineering zurückgreife.
Bei diesem Verfahren werden Produkte dekonstruiert, um Informationen zu erhalten, anhand derer ein ähnliches Produkt hergestellt oder ein vorhandenes verbessert wird.
Die Innovationskraft der KPC sei begrenzt, so Sheu weiter. Was er damit meint, ist: „Die wichtigsten Kampfflugzeuge der Volksbefreiungsarmee von der J-11-Serie bis zur J-16 sind größtenteils Nachahmungen und Reverse Engineering der russischen Su-27 und Su-30 und enthalten nur wenige Originalteile. Denn ein Flugzeug von Anfang bis Ende zu bauen, ist für die derzeitige Luft- und Raumfahrtindustrie der KPC offensichtlich nicht so einfach.“
Experte: KPC stiehlt westliche Technologie
Yu Tsung-chi, Generalmajor a.D. in Taiwan und Berater der Republikanischen Vereinigung Formosa, sagte gegenüber Epoch Times, dass die militärstrategische Denkweise der KPC darin bestehe, alle Waffenplattformen entwickeln zu wollen, welche die Vereinigten Staaten haben.
Allerdings verfüge die KPC nicht über die Forschungsgrundlagen oder die Kapazitäten für Forschung und Entwicklung, „sodass die einzige Möglichkeit natürlich darin besteht, westliche Technologie zu stehlen“.
Der Diebstahl von Technologie könne diese aber nur auf dem Entwicklungsstand zum Zeitpunkt des Diebstahls erlangen, „aber die US-Militärtechnologie wird ständig verbessert und macht Durchbrüche“, schildert Yu.
„Die anschließende Leistung wird dauernd verbessert, was die KPC nicht nachahmen kann. Darüber hinaus ist es nahezu unmöglich, dass Produkte, die durch Nachahmung oder Diebstahl hergestellt wurden, die Leistung des Originaldesigns in allen Aspekten übertreffen.“
Auch Shen Ming-shih, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Direktor der Abteilung für nationale Sicherheitsforschung am taiwanischen Institut für nationale Verteidigungs- und Sicherheitsforschung, berichtete Epoch Times, dass die KPC viele Militärtechnologien aus den Vereinigten Staaten stehlen oder mit verschiedenen Methoden einführen wolle.
„Zum Beispiel hat die J-20 die amerikanische F-22 kopiert, der J-31 den F-35, und sogar der schwere Bomber H-20 hat offensichtlich die B2 kopiert.“ Shen sagt auch: „Da die KPC keine Möglichkeit hat, unabhängige Forschung und Entwicklung zu betreiben, sind die eigene Grundlagenwissenschaft, die Materialwissenschaft und die Entwicklung von Systemen oder Kampfsystemen betroffen.“
„Sie kann zwar die Pläne anderer Länder kopieren und von ihnen lernen, aber die von anderen Ländern verwendeten Materialien und Metalle sind sehr gut“, äußert Shen. Das sei bei den chinesischen Modellen nicht der Fall.
„Und was die Systemintegration angeht, so kann es zwar die Systeme anderer nachahmen, aber der Integrationseffekt ist möglicherweise nicht so gut wie bei anderen. Wenn man also Dinge von anderen kopiert, kann das Aussehen sehr ähnlich sein, aber die tatsächliche Kampfkraft beträgt vielleicht nur 70 bis 80 Prozent [des Originals]“, betont Shen.
F-35 mit Tarnkappentechnologie klar im Vorteil
Der größte Vorteil des amerikanischen F-35 gegenüber dem chinesischen J-35 ist die Tarnkappentechnologie. Bei der Konstruktion des F-35 werden radarabsorbierende Materialien und eine einzigartige Rumpfform verwendet, die den Radarquerschnitt nach Angaben von Experten und öffentlichen Aufzeichnungen erheblich verringern.
Laut Shen wird für US-Kampfflugzeuge in der Regel Farbe verwendet, um die Tarnung zu erhöhen. „Die Vereinigten Staaten sind das einzige Land der Welt, das über diese Fähigkeit verfügt. Es ist noch nicht bekannt, wie viel von dieser Technologie sich die KPC angeeignet hat.“
Ein weiterer entscheidender Vorteil der F-35 ist nach Angabe des Experten ihre fortschrittliche Sensorik und Avionik. Dank eines AN/APG-81 AESA-Radars weist der F-35 hervorragende Fähigkeiten zur Verfolgung und Zielerfassung sowie zur elektronischen Kampfführung auf.
Ein 360-Grad-Sichtfeld durch ein Distributed-Aperture-System ermöglicht es dem Piloten der F-35, Bedrohungen aus allen Richtungen zu erkennen und zu bekämpfen. Das elektrooptische Zielsystem integriert Funktionen zur Zielerfassung, Infrarotsuche und -verfolgung sowie zur Laserbestimmung.
Dieses umfassende Sensorfusionssystem übertrifft die Fähigkeiten der chinesischen Kampfjets der J-Serie und bietet den F-35-Piloten ein unvergleichliches Situationsverständnis und eine beispiellose Kampfkraft.
Tatsächliche Daten vs. experimentelle Parameter
Yu zufolge besagen die von der KPC veröffentlichten Daten, dass die Erfassungsreichweite des J-35 mit der von Kampfjets der fünften Generation und Taiwans S6V vergleichbar ist.
„Der Unterschied besteht jedoch darin, dass es sich bei den vom Westen veröffentlichten Zahlen um tatsächliche Kampfparameter handelt, während es sich bei den von der KPC veröffentlichten Daten um experimentelle Parameter handelt, und da klafft eine große Lücke zwischen den beiden.“
Flugzeugtriebwerke seien schon immer ein Schwachpunkt der chinesischen Luftfahrtindustrie gewesen. Das größte Problem der in China hergestellten Kampfflugzeuge sei die unzureichende Schubkraft der Triebwerke, so Yu. Darüber hinaus betrage die Lebensdauer des Triebwerks wahrscheinlich weniger als ein Drittel der Lebensdauer eines Triebwerks des US-Militärs.
Aber der Experte sieht noch ein weiteres Problem: „Die Anzahl der qualifizierten Piloten für die neuen Kampfjets der KPC ist gänzlich unzureichend. Das ist auch der Hauptgrund für die anhaltenden Zweifel der Außenwelt an der Luftkampffähigkeit ihrer neuen Generation von Kampfjets. Denn die Bedienung der Software und die Ausbildung der Kampfjetpiloten der fünften Generation sind sehr schwierig.“
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „China’s New Generation Fighter J-35 Is Far Inferior to the F-35: Analysts“. (deutsche Bearbeitung jw)
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