Chinas „grüne“ Strategie: Chinesische Batterien „Made in Germany“
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Saubere Luft in den Städten, wer wünscht sich das nicht. Der Umstieg von herkömmlichen Fahrzeugen auf E-Autos soll dazu beitragen. Diese Technologie hat derzeit noch einige Schwachpunkte. Einer davon sind die Batterien. Der Abbau der Rohstoffe bereitet weltweit gewisse Umweltsorgen. Hierzulande gibt es zudem Sorgen hinsichtlich möglicher Abhängigkeiten in den Lieferketten, wenn Rohstoffe aus autokratisch geführten Staaten importiert werden müssen, wie zum Beispiel China.
Ohnehin lassen sich E-Auto-Batterien in China billiger produzieren als in Deutschland: niedrigere Löhne, billigerer Strom und staatliche Subventionen. Zudem boomt Chinas E-Auto-Markt – und somit auch der von Elektrobatterien. Doch nicht nur Subventionen in Produktion und Forschung, Export und Lade-Infrastruktur treiben den chinesischen Markt voran. Auch die Einführung strenger Abgas-Normen für Verbrenner-Fahrzeuge zwingt die Menschen in die E-Mobilität.
Bei all diesen Vorteilen am Standort China stellt sich jedoch die Frage, warum treibt es einen chinesischen Batteriegiganten wie Gotion High-Tech (Guoxuan High-Tech) ins ferne und produktionstechnisch teure Deutschland, um dort chinesische Batterien zu produzieren? Lange und teure Lieferwege für Rohstoffe, mit die höchsten Stromkosten der Welt, hohe Gesamt-Lohnkosten, strenge und damit preisintensive Umweltstandards und nicht zu vergessen der schwächelnde E-Auto-Markt: Warum produzieren die Chinesen in Deutschland? Es muss gewichtige Gründe dafür geben.
E-Auto- und andere Hoffnungen
Einer ist sicherlich, dass Volkswagen mittlerweile rund 26 Prozent der Aktien hält. Die Milliardeninvestition in Gotion fand etwa zum gleichen Zeitpunkt wie die Expansion des China-Konzerns an seinen ersten europäischen Standort statt: Göttingen. Zudem baut VW derzeit selbst ein Batteriewerk in Salzgitter.
Für Gotion-Chef Li Zhen ist der „Erwerb des Werkes Göttingen […] ein Meilenstein in unserer Firmengeschichte“, sagte der Gotion-CEO nach Angaben des „Göttinger Tagblatts“ – und dass man von Boschs fortschrittlichen Managementkonzepten und der hohen Professionalität der Mitarbeiter profitieren werde. Den Angaben nach habe der damalige Oberbürgermeister von Göttingen, Rolf-Georg Köhler (SPD) gesagt: „Mit Gotion High-Tech als neuem Eigentümer gibt es eine gute Zukunftsperspektive für den Standort Göttingen“ – und obendrein 500 neue Jobs, habe der Rathauschef bei einer Veranstaltung der Stadt versichert.
Dem Zeitungsbericht zufolge wurde von Bosch jedoch lediglich die Übernahme der rund 300 bisherigen Beschäftigten des alten Bosch-Werks bestätigt. Von 500 neuen Jobs sei jedoch nicht die Rede gewesen. Über den Kaufpreis habe man sich ausgeschwiegen. Eine Anfrage der Zeitung bei den Chinesen blieb auch nach Wochen unbeantwortet.
Gotion: „Europa wieder grün machen“ in Göttingen
Vergangenen September eröffnete Gotion im alten Bosch-Werk in Göttingen seine neue Produktionsstätte. In einem Pressestatement von Gotion High Tech unter dem Titel „Die Batterien von Gotion High-Tech sind ab sofort ‚Made in Germany‘“, wurde Jubelstimmung verkündet: „Der Mitarbeiter Andreas aus dem Göttinger Werk, der ein Batteriepack signierte, konnte seine Begeisterung nicht verbergen, und wie ihm ging es mehr als 200 anderen deutschen Arbeitern im Göttinger Werk von Gotion Deutschland“, hieß es da.
Peter Willemsen, Chief Operating Officer von Gotion Global und Geschäftsführer von Gotion Deutschland, erklärte dem Text zufolge, dass „der Geist der Zusammenarbeit zwischen China und Europa“ wichtig für die Bemühungen sei, „Europa wieder grün zu machen“. Gotion-Boss Li Zhen hingegen erinnerte daran, dass die „Regierungen Chinas und Deutschlands bei der Ansiedlung von Gotion in Göttingen keine Mühen gescheut [hätten], um Unterstützung und Hilfe zu leisten“ – und gemeinsam mit den anwesenden europäischen Unternehmen und Kunden wolle Gotion „die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen in der EU“ fördern.
Den Angaben nach waren bei den Festivitäten in Göttingen auch „Stephan Weil, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Cong Wu, Generalkonsul von China in Hamburg, und andere Vetreter“ anwesend. In der chinesischen Version des Statements wurde jedoch – anders als in der deutschen Version – noch ein weiterer prominenter Name genannt – noch vor Ministerpräsident Weil von der SPD: „Han Jun, Sekretär des Parteikomitees der Provinz Anhui.“ Ebenso wurde hier vermittelt, dass es Han Jun gewesen sei, der bei der Veranstaltung „lautstark verkündet“ habe: „Ich gebe bekannt, dass die erste Batterieproduktionslinie der deutschen Fabrik von Guoxuan Hi-Tech offiziell in Betrieb genommen wurde!“
Wenige Monate nach dem Beginn der „Made in Germany“-China-Produktion in Göttingen, verkündete Gotion auch für seinen Silicon-Valley-Standort in Fremont den Start der Batteriepack-Produktion. Einem Gotion-Statement zufolge kennzeichnete der 21. Dezember 2023 den offiziellen Start der „Made in USA“-Initiative von Gotion. Man ziele auf den ESS-Markt (Energy Storage Systems) in Nord-, Mittel- und Südamerika ab, hieß es.
Der Geist der Partei im Unternehmen
Oberflächlich betrachtet scheint Gotions Ankunft in Deutschland eine rein wirtschaftliche Angelegenheit zu sein. Doch durch die chinesische Version wird deutlich, dass der allgegenwärtige Schatten der Kommunistischen Partei Chinas über jedem chinesischen Unternehmen schwebt und tief in der Unternehmensstruktur eingebunden ist – einer Parallelgesellschaft gleich, einer Firma in der Firma, mit eigenen Zielen und eigenen Interessen. Ähnlich ist das übrigens auch auf staatlicher Ebene. Neben den staatlichen Organen gibt es die Parteiorgane. Der Parteisekretär einer Provinz steht noch über dem Gouverneur der Provinz. Das Prinzip setzt sich bis auf Dorfebene fort – und eben auch in den Unternehmen. In einem chinesischen Unternehmen steht der Parteisekretär noch über dem CEO. Oft hat in der Praxis jedoch ein und dieselbe Person in Personalunion diese beiden Posten inne – jedoch nicht immer.
Auch bei Gotion spielt die Partei die erste Geige. Die Satzung des Konzerns führt unter Kapitel 6 (S. 47–49) das „Parteikomitee“ auf. Darin geht es unter anderem um die Gründung des Parteikomitees, die Personalunion von Vorstandschef und Parteisekretär und die Einsetzung einer Kommission für Disziplinaraufsicht. Weiterhin steht dort, dass der Parteivorstand die „Sicherstellung und Überwachung der Umsetzung der Richtlinien, Grundsätze und Politik der Partei im Unternehmen“ und die Umsetzung „wichtiger strategischer Entscheidungen des Zentralkomitees der KPC“ sicherzustellen hat. Außerdem geht es um die „Stärkung der Führung und Kontrolle bei der Auswahl und Ernennung von Personal“ sowie die „Leitung der ideologischen und politischen Arbeit“, wie etwa der „Einheitsfrontarbeit“ sowie den Aufbau von „Unternehmenskultur, Gewerkschaft, Kommunistischer Jugendverband“ – wobei die Rolle der Parteimitglieder als „kämpferische Festung“ dargestellt wird.
Im August 2023 berichtete die US-Nachrichtenseite „Daily Caller“ aus einem Bericht von 2022 über Umwelt, Soziales und Governance (ESG) bei Gotion, wonach es rund 1.000 Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas im Unternehmen geben soll. Den Abgaben nach wurde in dem 2006 gegründeten Unternehmen 2010 eine KPC-Zweigstelle implementiert, die 2014 zu einem KPC-Komitee aufgewertet wurde, mit „zwei allgemeinen Zweigstellen der KPC und elf Parteizweigen mit derzeit 923 KPC-Mitgliedern“.
Wie intensiv der Parteiglaube im Unternehmen verankert ist, zeigen insbesondere ein Propagandavideo zum 100. Jahrestag der Kommunistischen Partei Chinas auf der Gotion-Seite und ein auf X (ehemals Twitter) gesichertes nationalistisch-kommunistisches Musikvideo des Konzerns.
2018 – Gotion High-Tech (parent firm of Gotion Inc. who plans to build IL & MI battery plants) made a video showing #CCP members Xi Jinping & CEO Li Zhen + employees in military uniforms singing the nationalist song „Country“ that Jackie Chan popularized.
WATCH:@DailyCaller pic.twitter.com/JMyhymvnmP
— Philip Lenczycki 蔡岳 (@LenczyckiPhilip) September 18, 2023
Fortsetzung folgt … Chinas „grüne“ Strategie in den USA – „Verrat an Land und nächster Generation“
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