Corona-Reporterin nach vierjähriger Haft entlassen – polizeiliche Überwachung bleibt

Videoaufnahmen über das Chaos nach Ausbruch der Corona-Pandemie in Wuhan brachten Zhang Zhan hinter Gittern. Nun wurde die chinesische Bürgerjournalistin nach vier Jahren aus der Haft entlassen. Ihr derzeitiger Aufenthaltsort ist jedoch unbekannt. Ihre Unterstützer zeigen sich besorgt.
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Nach vier Jahren wieder in Freiheit: Die chinesische Bürgerjournalistin wurde wegen Berichterstattung über COVID-19 inhaftiert.Foto: Melanie Wang via AP
Von 23. Mai 2024

Zhang Zhan ist aus dem Gefängnis entlassen worden, wird aber weiterhin von der Polizei überwacht. Dies berichten Menschenrechtsaktivisten, die mit dem Fall der chinesischen Bürgerjournalistin vertraut sind.

Die ehemalige Anwältin aus Shanghai war vier Jahre lang in China in Gefangenschaft. Sie war eine der ersten chinesischen Bürgerinnen und Bürger, die vom kommunistischen Regime (KPC) bestraft wurden, weil sie versucht hatte, Informationen über die COVID-19-Pandemie an die Öffentlichkeit zu bringen. Sie veröffentlichte Videos über die ersten Tage nach Ausbruch der Pandemie in Wuhan. Ihr Fall sorgte international für Aufsehen.

Am 13. Mai sollte sie nach jahrelanger Haft schließlich entlassen und mit ihrer Familie zusammengeführt werden. Über eine Woche nach ihrer Haftentlassung ist ihr Status jedoch unbekannt. Vertreter aus der Europäischen Union und den USA zeigen sich beunruhigt.

In einem X-Post vom 21. Mai ist Frau Zhang zu sehen, die sagt, dass die Polizei sie am Morgen des 13. Mai in die Wohnung ihres Bruders in Shanghai geschickt habe. Weiter sagt sie: „Ich bedanke mich für Eure Hilfe und Sorge. Ich hoffe, es geht allen gut.“ Aufnahmeort und -zeit des Clips sind jedoch unbekannt.

Jane Wang, eine Organisatorin der „Free Zhang Zhan“-Kampagne, postete das Material auf ihren X-Account und gab an, dass sie die Aufnahme von einem ungenannten Mittelsmann erhalten habe. Selbst wenn sie aus der Haft entlassen worden sei, stünde die Journalistin aber weiterhin unter polizeilicher Beobachtung, so Wang.

„Wie andere ehemalige politische Gefangene wird auch sie von der Regierung aufdringlich überwacht und schikaniert“, so Wang in einer Erklärung. „Es besteht ein hohes Risiko, dass sie ‚verschwindet‘ oder erneut verhaftet wird.“

Seit dem ersten Ausbruch von COVID-19 in der zentralchinesischen Stadt Wuhan Ende 2019 kontrolliert die Kommunistische Partei Chinas (KPC) alle damit zusammenhängenden Informationen streng. Dazu gehören sowohl die Zahlen der Todesopfer als auch die der Menschen, die unter Lockdown standen. Auch Theorien über ein Leck im Labor in Wuhan als Ursprung der Pandemie dürfen nicht veröffentlicht werden. Alle für das Regime unvorteilhaften Nachrichten werden unterdrückt.

Unerwünschte Berichterstattung

Zhang Zhan reiste im Februar 2020 nach Wuhan, um die chaotischen Szenen, die sich während des anfänglichen Lockdowns im Epizentrum der Pandemie abspielten, festzuhalten. Ihr Anliegen war es, die Öffentlichkeit mit Informationen aus erster Hand zu versorgen.

Zhan schilderte ihre Besuche und zeigte Interviews in Krankenhäusern, Quarantänezentren und dem Institut für Virologie Wuhan in Dutzenden Handyvideos. Diese uploadete sie auf Social-Media-Plattformen wie WeChat und YouTube. Auf den Videos war zu sehen, dass der Ausbruch der Seuche nicht, wie von der KPC behauptet, unter Kontrolle war.

Die Polizei in Shanghai verhaftete Frau Zhang im Mai 2020 und hielt sie mehrere Monate lang ohne Angabe eines offiziellen Grundes fest.

Am 28. Dezember 2020 wurde sie schließlich zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Der offizielle Grund: Frau Zhang habe „Streit gesucht und Unruhe gestiftet“ – ein Vorwurf, der in China häufig zur Verfolgung von Dissidenten verwendet wird. Die Aktivistin lehnte es ab, sich schuldig zu bekennen.

Mit einem Hungerstreik protestierte die 1,80 Meter große Frau gegen die gegen sie erhobenen Vorwürfe. Dabei magerte sie auf 41 Kilo ab. Ihr Fall sorgte weltweit für Aufsehen und Vertreter ausländischer Regierungen, Abgeordnete und Menschenrechtsgruppen hatten wiederholt Bedenken über das gesundheitliche Befinden von Frau Zhang geäußert.

Unterdessen wurden Menschen, die sich in China für die Journalistin einsetzten, angegriffen. So hatte die Shanghaier Polizei eine Unterstützerin von Frau Zhang namens Shen Yanqiu vorgeladen, weil sie öffentlich zur Freilassung der Bürgerjournalistin aufgerufen hatte.

Keine echte Freiheit

Menschenrechtsorganisationen begrüßten die Nachricht über die Freilassung von Zhang Zhan – die Sorge in Bezug auf die polizeiliche Überwachung jedoch bleibt. Reporter ohne Grenzen (RSF) erklärte in einem Social-Media-Eintrag am 21. Mai: Die Forderung nach einer „vollständigen und bedingungslosen Freilassung“ bleibe weiterhin dringlich.

„RSF ist nach wie vor besorgt über ihre Situation und betont, dass eine partielle Freiheit keine Freiheit ist“, sagte ein Vertreter der Nichtregierungsorganisation später am Tag. „Eine diplomatische Intervention ist nach wie vor von entscheidender Bedeutung, um ihre vollständige und bedingungslose Freilassung ohne Verzögerung sicherzustellen.“

Amnesty International verlangte, die Einschränkungen gegenüber Frau Zhang zu beenden. „Sie und ihre Familie dürfen nicht überwacht oder schikaniert werden. Zudem muss sie nach ihrer traumatischen Tortur uneingeschränkten Zugang zu medizinischer Behandlung haben können“, so die Menschenrechtsorganisation in einer Erklärung vom 21. Mai auf X. „Die Inhaftierung von Zhang Zhan durch China war ein beschämender Angriff auf ihre Menschenrechte. Ihre Freilassung muss einen Neuanfang markieren.“

Li Xi und Eva Fu trugen zu diesem Bericht bei.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Chinese Citizen Journalist Released After Fours Years for Covering Wuhan Outbreak“. (deutsche Bearbeitung jw)



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