China: Medizin-Funktionär gibt Organentnahmen ohne Einwilligung zu

Titelbild
Yang Chunhua, Direktor der Intensivpflege-Einheit im Krankenhaus der Sun Yat-Sen Universität in der Provinz Guangdong. Foto aus einer Besprechung in November 2012. Der chinesische Text unter dem Foto benennt seinen Namen und seine Zugehörigkeit.Foto: Screenshot/Epoch Times
Von 28. August 2013

„Chinas Behörden haben jahrelang die Organe von hingerichteten Häftlingen benutzt, ohne deren Einverständnis bekommen zu haben.“ Dieses seltene Bekenntnis eines prominenten chinesischen Medizin-Funktionärs aus dem Bereich Organtransplantation erschien kürzlich sogar in der Global Times, einem offiziellen Sprachrohr der Kommunistischen Partei Chinas.

Obwohl diese Fakten bereits unter den Forschern über Organraub in China allgemein bekannt sind, kam dieses Zugeständnis eines medizinischen Funktionärs überraschend. Die Frage der Einwilligung ist in der medizinischen Ethik entscheidend. Im Falle der Extraktion und Transplantation wird diese Zustimmung als Trennlinie zwischen einer ethisch akzeptablen Praxis und einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit angesehen.

Die Bemerkungen erschienen in einem Interview am 16. August, das von der Global Times, einem Ableger des Sprachrohrs der Kommunistischen Partei Chinas, der People’s Daily, geführt wurde. Yang Chunhua, der Direktor der Intensivpflege-Einheit des ersten Krankenhauses der Sun Yat-Sen Universität in der Provinz Guangdong, gab das Zugeständnis ab. Er sprach darüber, um zu begründen, welche Reformen die Behörden momentan im chinesischen Transplantations-System durchsetzen wollen.

Zündstoff geliefert für die Kritik an Chinas Transplantations-System

In der Zeitung steht Yangs Bemerkung: „Früher benutzten die Behörden die Organe hingerichteter Verbrecher ohne ihr Einverständnis, während in den letzten Jahren eine Genehmigung benötigt wurde.“ Der Organraub an Häftlingen würde jedoch bis auf weiteres fortgeführt, weil es in China nicht genug freiwillige Spender gäbe, die den Bedarf decken.

Obwohl es vermutlich nicht Yangs Absicht war, hat er dennoch Zündstoff geliefert für die Kritik an Chinas Transplantations-System, als er zugab, dass die Aufdeckung der Missstände im System einige Bestrebungen zu Reformen beschleunigt hat.

„China wurde wegen Verletzung der Menschenrechte bei Organentnahmen an Kriminellen regelrecht fertiggemacht“, sagte Yang im Global Times Interview. „Chinesische Ärzte haben noch nicht einmal mehr die Möglichkeit, ihre Arbeiten über Organ-Transplantationen in internationalen Fachblättern zu veröffentlichen.“

Yang ist eine bekannte Figur in Chinas Organmedizin- und Transplantations-System. Das Krankenhaus, in dem er Direktor für die Intensivpflegestation ist, war die Universität von Huang Jiefu, der er bis 2001 als Präsident diente; Huang ist jetzt Leiter von Chinas Organ Transplantations-Komitee und veröffentlichte bis vor kurzem wissenschaftliche Artikel unter der Obhut des Instituts.

Die Gründe für Yangs Zugeständnis sind nicht klar, obwohl es Teil einer Serie von Zugeständnissen ist, die vor einigen Jahren anfingen. „Die Leitlinie der Kommunistischen Partei Chinas war es jahrelang, dass alle Organe gespendet sein sollten, sogar wenn es gar kein Spender-System gab“, schrieb David Matas, kanadischer Rechtsanwalt und Koautor eines Reports über Organraub an Falun Gong-Praktizierenden, in einem Emailinterview. „Die Kritik von denjenigen, die das Gegensätzliche sagten, nämlich dass die Organe von Häftlingen stammten, waren lautstark und empört.“

Vor 2006 hatten die Kommunistische Partei Chinas und die chinesische medizinische Community darauf beharrt, dass alle Organspenden in China freiwillig wären.

Scheibchenweise näher zur Wahrheit

Nachdem im Jahr 2006 Beweise für einen groß angelegten Organraub an politischen Häftlingen, vorwiegend an Falun Gong-Praktizierenden, ans Licht kamen, begannen die Behörden scheibchenweise Zugeständnisse zu machen. Falun Gong ist eine traditionelle spirituelle Lehre, die in China seit 1999 verfolgt wird. Im Jahr 2008 gab Huang Jiefu im Medizinfachblatt Lancet zu, dass die Mehrheit der transplantierten Organe in China von exekutierten Häftlingen stammt. Das war auch nicht die ganze Wahrheit.

Die Frage des Einverständnisses von Häftlingen ist eine andere Angelegenheit. Die internationale medizinische Fachwelt vertritt die Auffassung, dass die Einwilligung eines zum Tode Verurteilten nicht aussagekräftig ist, weil Häftlinge immer unter Zwang stehen. Selbst wenn man der Vorstellung folgt, dass alle Organe in China mit Einwilligung erhalten wurden und dies die ganze Zeit beibehalten wurde, kommt es zu einem Widerspruch mit Yangs Zugeständnis, dass Einwilligungen erst „in den letzten Jahren“ erhalten wurden. David Matas schreibt dazu: „Der Kommunistische Partei Chinas dabei zuzusehen, wie sie die Wahrheit zugibt, die Wahrheit, die sie in ein schlechtes Licht führt, ist ein überraschendes Ereignis.“

Matas fügt hinzu: „Die Zugeständnisse, die wir heute sehen, bedeuten sicherlich nicht, dass gerade erst von den Behörden herausgefunden wurde, dass es in der Vergangenheit keine Einwilligungen gab. Es ist ein Zugeständnis, dass sie schon immer wussten, dass es keine Einwilligungen gab. Es ist ein Zugeständnis der massiven Mitschuld an dem Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“

Internationale Unterstützung für Spitzenfunktionär fragwürdig

Laut Arne Schwarz, einem unabhängigen Forscher mit Sitz in Deutschland, der einen Preis für die Untersuchung von Misshandlungen in Zusammenhang mit dem chinesischen Transplantations-System gewonnen hat, hat Yang „zugegeben, dass die chinesischen Behörden abscheuliche Verbrechen begangen haben, sogar nach ihrem eigenen zweifelhaften Standard.“

Das Zugeständnis ist sogar problematisch für die internationalen Unterstützer derer, die sich als Reformer im chinesischen Medizin-Establishment ausgeben, meinen Matas und Schwarz. Vor allem die international agierende Transplantation Society (kurz TTS) war ein offener Befürworter der Arbeit von Huang Jiefu, dem ehemaligen Vize Gesundheitsminister und momentanen Leiter von Chinas Organ Transplantations-Komitee. Das ist ein neu geformtes Gremium, das sich mit der Überholung des Transplantations-Systems in China beschäftigt, welches auf Organraub an Häftlingen beruht (und in Wirklichkeit sind die meisten von ihnen politische Häftlinge, vermutlich viele ).

Mit der Aussage – „Früher benutzten die Behörden die Organe hingerichteter Verbrecher ohne ihr Einverständnis, während in den letzten Jahren eine Genehmigung benötigt wurde“- , sagt Yang jedenfalls, dass Huang Jiefu demzufolge selber Organe von Häftlingen extrahiert haben müsse, die nicht eingewilligt hatten. So die Schlussfolgerung von Arne Schwarz.

„Huang Jiefu war persönlich am Organraub an Häftlingen ohne deren Einwilligung und an Organhandel mit Ausländern beteiligt, weil er der führende Leber Transplantations-Chirurg und verantwortliche Präsident an der Sun Yat-Sen Medizin Hochschule im Jahr 2000“ war, sagt Schwarz.

Laut einem South China Morning Post Artikel vom Januar desselben Jahres, erzählte ein Arzt vom Sun Yat Sen University of Medical Sciences Affiliated First Hospital einem Reporter, dass „eine Leber-Transplantation leicht vereinbart werden könne und die Einwilligung spielt auch keine Rolle. Es gibt keine Regelung im Gesetz von Festland China, welche besagt, dass Häftlinge ihre Einwilligung bei der Organspende geben müssen“, sagte er.

Zu diesem Zeitpunkt war Huang Jiefu der Direktor des Krankenhauses.

In einem Interview mit dem staatlichen Sprachrohr Xinhua im Jahr 2010 sagte Huang: „Am Sun Yat Sen First Affiliated Hospital bin ich groß geworden, es sind die Erfahrungen in diesem Krankenhaus, die mich zu dem gemacht haben, der ich heute bin.“

„Dieser Mann, der persönlich in all diese Verbrechen verwickelt ist, noch dazu mehr als 500 Lebertransplantationen durchgeführt hat, wurde von der Transplantation Society und der University of Sydney mit einem Preis anerkannt“ , sagte Schwarz.

Im Jahr 2008 vergab die Transplantations-Gesellschaft an Huang den President’s International Award für seine Arbeit bei „Transplantationen in China“. Die Transplantations-Gesellschaft (engl. The Transplantation Society, TTS) antwortet auf keine Emailanfragen bzgl. des Awards.

Die University of Sydney sprach im Jahr 2008 Huang eine Honorarprofessur zu und erneuerte sie 2011trotz der hartnäckigen Einwände lokaler und internationaler Experten. Die Universität veröffentlichte eine Verteidigung von Huang im April, worin geschrieben steht: „…er ein entschiedener Kritiker der Organentnahme von exekutierten Häftlingen seit 2005.“

Weder die University of Sydney noch Dr. Francis L. Delmonico, der Präsident der Transplantation Society, antworteten auf wiederholte Anfragen nach Kommentaren, ob sich durch die Enthüllungen von Yang ihr Standpunkt geändert habe bzgl. Huangs Leistungen und seiner Rolle im chinesischen Transplantations-System.

„Diese Auszeichnungen und Kooperationen sollten widerrufen werden“, sagt Arne Schwarz. „Andernfalls beschädigen sie die ethische Glaubwürdigkeit der Transplantationsmedizin weltweit.“

Artikel auf Englisch: Chinese Medical Official Admits That Organs Were Extracted Without Consent



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