China: Manipulierte Statistiken blasen das BIP um acht bis zwölf Prozent auf

Titelbild
Nach offizieller Statistik soll der Anstieg der Immobilienpreise in den Städten erstaunlicherweise niedriger seien als auf dem Land.Foto: PETER PARKS/AFP/Getty Images
Von 21. August 2013

Das inzwischen weithin bekannte Sprichwort von den Lügen und den statistischen Lügen scheint sich in China immer wieder zu bewahrheiten.

Wie weit ist die offizielle Statistik in China von der Realität entfernt? Professor Christopher Balding von der HSBC Business School der Peking University war es seine Untersuchung wert. Er veröffentlichte am 14. August eine Studie zu diesem Thema. Dabei nahm er die offizielle Statistik über Immobilienpreise im Zeitraum 2000 bis 2011 unter die Lupe und entdeckte einige Hinweise auf Manipulationen. Er kam zum Schluss, dass die Manipulation das reale BIP in China um acht bis zwölf Prozent aufbläst.

Chinas Völkerwanderung der Gastarbeiter

Um die Manipulation der Daten zu erkennen, sollte man vielleicht grob über die Völkerwanderung in China Bescheid wissen. In einem Bericht der Zeitung Zhe Jiang Ri Bao aus dem Jahr 2005 wurde die Situation der Wanderarbeiter in China beschrieben. Aufgrund der ungleichmäßigen Wirtschaftsentwicklung seien im Jahr 1994 etwa 60 Millionen Wanderarbeiter aus den Dörfern in die Städte gekommen. Danach habe der Anstieg zwischen 8 und 10 Millionen pro Jahr betragen. Nach Berichten von The Economist habe es im Jahr 2012 etwa 160 Millionen Wanderarbeiter in China gegeben, was etwa 12 Prozent der Bevölkerung entsprach.

Der Immobilienpreis hängt verständlicherweise eng mit dieser Völkerwanderung zusammen. Wenn so viele Menschen ihr Zuhause auf dem Land verlassen haben, sollten logischerweise die Immobilienpreise auf dem Land fallen und die in den Städten steigen. Im chinesischen Internet sind Statistiken zu finden, die besagen, dass die Immobilienpreise in den Städten von 2003 bis 2013 um 143 Prozent gestiegen seien. Berücksichtigt man diese hohen Immobilienpreise und die hohe Anzahl von Wanderarbeitern, kann man davon ausgehen, dass ein beachtlicher Anteil der Bevölkerung in China in einer Mietwohnung lebt.

Aber die offizielle Statistik stellt ein ganz anderes Bild dar. Balding fand heraus, dass der Preisanstieg für private Eigentumswohnungen in den Städten offiziell geringer ist, als der auf dem Land. Nach offiziellen Daten seien die Preise für privates Wohneigentum in China zwischen 2000 und 2011 um insgesamt 8,14 Prozent gestiegen, während die privaten Immobilienbesitzer in den Städten nur einen Anstieg von etwa 6 Prozent erfahren haben. Außerdem habe der Preisanstieg für privates Wohneigentum in ländlichen Regionen mit 1,67 Prozent pro Jahr mehr als das Dreifache des Anstiegs von 0,53 Prozent in Stadtgebieten betragen. Auch der Anteil der Mieter wird offenbar viel zu niedrig eingeschätzt. Die Daten des Statistikamts besagen, dass nur 12 Prozent aller Chinesen zur Miete wohnen.

Lauter Lügen und Manipulationen

Nicht nur die offiziellen Angaben über die Immobilienpreise, sondern auch die Einschätzung der Bevölkerungsversteilung ist weit von der Realität entfernt. Balding erklärte, dass im Jahr 2000 etwa zwei Drittel und im Jahr 2011 etwa 51 Prozent aller Chinesen in ländlichen Gebieten wohnten. Aber das Statistikamt verwendete ein fixes Verhältnis von 80 zu 20 zwischen Stadt- und Landbevölkerung, um die Gesamtänderung der Preise von privatem Wohneigentum zu berechnen.

Welche Auswirkung können diese Daten-Manipulationen haben? Das Statistikamt behauptet, dass der Preisanstieg bei den Mieten den des privaten Wohneigentums um etwa 50 Prozent überstieg. Wenn nur 12 Prozent der Bevölkerung von dem rasanten Mietpreisanstieg betroffen sind und wenn der größte Teil der Bevölkerung dort wohnt, wo der Anstieg der Immobilienpreise angeblich niedrig ist, wird die Auswirkung der Preiserhöhung künstlich reduziert.

Das BIP – Bruttoinlandsprodukt – stimmt auch nicht

Wie sieht die Wirtschaft in China aus, wenn diese Daten-Manipulationen korrigiert werden? Professor Balding setzte Daten aus anderen Quellen in Bezug zu den Daten des Statistikamts und fand heraus, dass selbst unter konservativen Annahmen der Verbraucherpreisindex für China jährlich um etwa ein Prozent nach oben korrigiert werden muss. Dies reduziert das reale BIP in China um acht bis zwölf Prozent.

Es ist anzumerken, dass sich die Arbeit von Balding auf die Immobilienpreise in China fokussiert. Es ist nicht auszuschließen, dass die Regierung in China ihre Statistik in anderen Bereichen ebenfalls manipuliert hat. Beispielsweise erwähnte Balding in seiner Arbeit, dass zwischen 2003 und 2011 die Lebensmittelkomponente beim Verbraucherpreisindex in China etwa 99 Prozent der Inflation ausmachte. Wie sieht die Wirtschaft in China in Wirklichkeit aus, wenn der Schleier der Manipulationen vollständig weggezogen wird? Über diese Frage sollte sicherheitshalber jeder an China interessierte Investor nachdenken.

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion