China blockt Deutsche mit Türkei-Verbindung bei Einreise ab

Deutsche und andere EU-Bürger mit türkischer Abstammung haben vermehrt Probleme bei der Einreise nach China. Dabei reicht es einen türkisch klingenden Namen oder einen Einreisestempel vom Türkei-Urlaub im Pass zu haben.
Titelbild
Passagiere an einem Kontrollpunkt im Terminal 3 des internationalen Flughafens in Peking am 20. Juli 2008.Foto: China Photos / Getty Images
Von 4. Oktober 2016

Manchen Deutschen mit türkischem Namen oder türkischem Einreisestempel im Pass wird seit Kurzem die Einreise trotz erteilten Visums verweigert, so ein Mitarbeiter der Botschaft in Peking gegenüber dem Magazin “Focus”. Auch bei der Visa-Erteilung selbst gebe es Schwierigkeiten. Dabei scheint man willkürlich vorzugehen, berichtet das Magazin der „Focus“. Der Mitarbeiter der Botschaft wollte nicht namentlich benannt werden.

Prominente Personen, denen diesen Monat die Einreise verweigert wurde sind zwei Trainer und zwei Profis des Basketball-Bundesligisten ALBA Berlin, wie Medien berichteten. Das türkische Trainer-Duo Ahmet Caki und Fatih Gezer und zwei Spieler durften nicht zu einem Freundschaftsspiel in China reisen.

Bekannt wurde auch der Fall einer Studentin mit türkischem Nachnamen, die mit einem gültigen Visum nach China einreisen wollte. Sie hatte vor ein Studienjahr in Peking zu verbringen, wurde aber wieder zurückgeschickt.

Mutmaßungen, es handele sich um Sicherheitsmaßnahmen während des Industrie Gipfels der Industrie- und Schwellenländer (G20) von Anfang September bestätigten sich nicht. Vielmehr müsse es sich allgemein um Spannungen zwischen China und der Türkei handeln, so der Focus. Denn die Probleme dauerten auch danach weiter an.

Angst vor Islamistischem Terror in China?

Sollte die Praxis türkischer Botschaften im Umgang mit geflüchteten Uiguren ein möglicher Grund sein? Diese würden Pass-Ersatzdokumente zur Weiterreise in die Türkei ausstellen, wo sie richtige Pässe bekämen, berichtet das Magazin.

Die muslimische Minderheit in der Unruheregion Xinjiang in Nordwestchina ist ein Turkvolk und fühle sich von den Chinesen unterdrückt. Die chinesischen Behörden wiederum werfen uigurischen Gruppen Terrorismus und Separatismus vor.

Aufgrund der ethnischen und religiösen Verbundenheit verstünde sich die Türkei als Beschützer der Turkvölker, insbesondere der Uiguren, erklärt Moritz Rudolf vom China-Institut Merics in Berlin. 2009 nannte Recep Tayyip Erdogan, damals noch Ministerpräsident, das Vorgehen in Xinjiang gegen Uiguren „eine Art Genozid“, was China empört als Einmischung zurückwies.

Zwischen Peking und Ankara könnte es zu einer Verschärfung der Spannungen kommen, da die Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus in China gestiegen sei, so Rudolf. China missbillige das „zunehmend selbstbewusste Agieren der türkischen Führung in der Uiguren-Frage“. Auch das Treffen der Regierungsschefs beider Staaten beim G20 in Hangzhou habe die Luft nicht bereinigen können.

Sollten sich die Spannungen fortsetzen, wäre die größte türkischstämmige Gemeinschaft Europas in Deutschland besonders betroffen. Wie US-Expertin Shannon Tiezzi erklärt, tendiere China dazu, ethnische Zugehörigkeit über die Nationalität zu stellen. Deswegen sei es nicht verwunderlich, wenn sich der Verdacht auch auf ethnische Türken aus anderen Ländern beziehe.

Türken selbst seien wesentlich schlimmer dran. So wird von langen Befragungen selbst türkischer Diplomaten an Flughäfen berichtet. China setze Brüssel aktuell wegen der Visa-Freiheit die EU unter Druck. Offenbar werde eine Bedrohung chinesischer Interessen durch die Einreise von Uiguren mit türkischem Pass nach Europa angenommen, so der Focus.



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