„Charlie Hebdo“-Karikatur – Französischer Regierungssprecher: Frankreich wird „Prinzipien und Werte niemals aufgeben“

Titelbild
Polizeibeamte stehen Wache, während Karikaturen der französischen satirischen Wochenzeitung Charlie Hebdo am 21. Oktober 2020 auf die Fassade des Hotel de Region in Montpellier projiziert werden.Foto: PASCAL GUYOT/AFP via Getty Images
Epoch Times28. Oktober 2020

Im Karikaturen-Streit hat sich Frankreich jede Kritik aus der Türkei verbeten. Regierungssprecher Gabriel Attal sagte am Mittwoch nach einer Kabinettssitzung unter Leitung von Präsident Emmanuel Macron, Frankreich werde trotz verschiedener „Versuche der Destabilisierung und Einschüchterung“ seine „Prinzipien und Werte niemals aufgeben“. Dies gelte insbesondere für die Meinungs- und Pressefreiheit.

Der Sprecher reagierte damit auf Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“ wegen ihrer Karikaturen scharf attackiert hatte. Die aktuelle Titelseite von „Charlie Hebdo“ zeigt Erdogan, der mit den Worten „Ooh, der Prophet“ den Rock einer verschleierten Frau hochhebt und ihr nacktes Hinterteil enthüllt. Zuvor hatten aber bereits die Mohammed-Karikaturen von „Charlie Hebdo“ für Proteste in der Türkei gesorgt.

Der französische Regierungssprecher nahm die Journalisten von „Charlie Hebdo“ ausdrücklich in Schutz: Sie hätten wegen ihrer Haltung „Anschläge, Dramen und Morde“ erleben müssen. Unter Verweis auf die jüngsten Proteste in muslimischen Ländern gegen die Mohammed-Karikaturen betonte er, ganz Frankreich sehe sich nun „einer verstärkten terroristischen Bedrohung“ und „Aufrufen zum Hass“ ausgesetzt.

Französische Regierung will ebenfalls Justiz einschalten

Der französische Regierungsbeauftragte für den Kampf gegen den Rassismus, Frédéric Potier, will in dem Streit um „Charlie Hebdo“ seinerseits die Justiz einschalten. Er übte scharfe Kritik an einem Tweet des stellvertretenden türkischen Kulturministers Serdar Cam, in dem dieser die Redakteure der Satirezeitung wegen der Erdogan-Karikatur als „Bastarde“ und „Hundesöhne“ beschimpft hatte. Diese Äußerung sei „ekelerregend“, schrieb Potier auf Twitter.

Erdogan greift Verantwortliche der Zeitung scharf an

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“ wegen einer Karikatur von ihm scharf attackiert. Er bezeichnete die Verantwortlichen des Blattes am Mittwoch in Ankara als „Schurken“ und sprach von einem „widerwärtigen Angriff“. Er habe sich die Zeichnung gar nicht angesehen, da er „solchen unmoralischen Veröffentlichungen keine Ehre erweisen“ wolle.

„Ich habe diesen Schurken, die meinen geliebten Propheten in einem solchen Ausmaß beleidigen, nichts zu sagen“, sagte Erdogan vor Abgeordneten seiner Partei im Parlament. Er sei „traurig und frustriert“, nicht wegen des Angriffs auf ihn, sondern wegen der Beleidigungen des Propheten Mohammed.

Türkei will juristische und diplomatische Schritte einleiten

Die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“ hat mit der Veröffentlichung einer Karikatur von Recep Tayyip Erdogan die Wut des türkischen Präsidenten auf sich gezogen. Erdogans Sprecher warf der Zeitung am Dienstag (27. Oktober) „kulturellen Rassismus“ vor.

„Wir verurteilen dieses abscheuliche Bemühen der Publikation, ihren kulturellen Rassismus und Hass zu verbreiten“, schrieb Fahrettin Altun im Onlinedienst Twitter. Die Satirezeitschrift facht damit den seit vergangener Woche schwelenden Streit zwischen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Erdogan weiter an.

Die Türkei hat nach der Veröffentlichung einer Karikatur von Präsident Recep Tayyip Erdogan durch die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“ juristische und diplomatische Schritte angekündigt. Gegen die „niederträchtige Karikatur“ würden die „notwendigen“ Maßnahmen ergriffen, teilte das türkische Präsidialamt am Mittwoch (28. Oktober) mit.

Die Zeichnung spiegle eine „Feindseligkeit gegenüber Türken und dem Islam“. Die Staatsanwaltschaft von Ankara leitete Ermittlungen gegen die Leitung von „Charlie Hebdo“ ein.

Karikatur auf der Titelseite: „Erdogan: unter vier Augen ist er sehr lustig“

„Die antimuslimische Agenda des französischen Präsidenten Macron trägt Früchte!“, erklärte Altun weiter. Die Karikatur auf der Titelseite der Mittwochsausgabe von „Charlie Hebdo“, die am Dienstagabend bereits online veröffentlicht wurde, zeigt Erdogan in T-Shirt und Unterhose, wie er eine Dose Bier trinkt.

Dabei hebt Erdogan den Rock einer verschleierten Frau hoch, um ihr nacktes Hinterteil zu enthüllen. „Ooh, der Prophet“, sagt die Figur in einer Sprechblase, während der Titel verkündet: „Erdogan: unter vier Augen ist er sehr lustig“.

Auslöser der Spannungen zwischen den beiden Staatschefs waren Macrons Aussagen zur Verteidigung der Meinungsfreiheit nach dem islamistischen Anschlag auf einen Lehrer bei Paris, der Mohammed-Karikaturen von „Charlie Hebdo“ in seinem Unterricht gezeigt hatte. Der französische Präsident betonte, dass Frankreich „Karikaturen und Zeichnungen nicht aufgeben“ werde. Außerdem hatte Macron dem Islam kürzlich bescheinigt, in einer „Krise“ zu stecken.

Der türkische Präsident rief daraufhin zum Boykott französischer Waren auf, nachdem er Macron bereits geraten hatte, seinen „Geisteszustand untersuchen“ zu lassen.

Auch Irans Präsident Hassan Ruhani warnte am Mittwoch, die Verhöhnung des Propheten Mohammed in Karikaturen könnte „Gewalt und Blutvergießen“ heraufbeschwören. Den Propheten „zu verunglimpfen“ sei „unmoralisch“, sagte er in einer im iranischen Fernsehen übertragenen Rede bei einer Kabinettssitzung. Der Iran hatte bereits den französischen Staatschef wegen seiner Äußerungen scharf kritisiert und einen Vertreter der französischen Botschaft einbestellt.

Mittlerweile hat sich der Streit zu einer anti-französischen Protestwelle in mehreren muslimischen Ländern ausgeweitet. Unter anderem gingen am Dienstag in der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka mehr als 40.000 Menschen auf die Straße. (afp/sza)



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