Bundesentwicklungsminister über Libyen: Dass Gaddafi „weggebombt“ wurde, war ein „großer Fehler“ – „Wir stehen vor einem Desaster“

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller bezeichnet die militärische Intervention in Libyen als Fehler. "In Libyen hat die Weltgemeinschaft große Fehler gemacht, indem Gaddafi weggebombt wurde", so der CSU-Politiker.
Titelbild
Libysche SoldatenFoto: ABDULLAH DOMA/AFP/Getty Images
Epoch Times16. März 2017

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die militärische Intervention in Libyen als Fehler bezeichnet. „In Libyen hat die Weltgemeinschaft große Fehler gemacht, indem Gaddafi weggebombt wurde“, sagte der Minister am Rande eines Treffens mit seinen EU-Amtskollegen in Brüssel. So sei der Einsatz nicht „weiterentwickelt“ worden, Milizen nicht entwaffnet und nicht in die Stabilisierung des Landes investiert worden.

„Nach fünf Jahren stehen wir vor dem kompletten Desaster“, meinte Müller. Der Entwicklungsminister warnte zudem vor „einer humanitären Katastrophe“ in dem nordafrikanischen Land, wo sich nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bis zu eine Million Migranten aufhalten.

In den Flüchtlingslagern und Haftzentren dort herrschen zum Teil katastrophale Bedingungen. „Deshalb muss jetzt gehandelt werden“, forderte Müller: „Das schaffen wir in Syrien“ und dies „sollte auch in Libyen möglich sein“.

Im nächsten Schritt müssten die Regierungsinstitutionen ausgebaut werden, verlangte der Bundesentwicklungsminister. „Libyen ist kein armes Land, aber es geht um die Stabilisierung. Europa hat hier ein extremes Interesse“, ergänzte Müller.

Libyen war nach dem Sturz und dem Tod des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Zuge eines Nato-Einsatzes im Jahr 2011 ins Chaos gestürzt. Seitdem beherrschen konkurrierende bewaffnete Milizen das ölreiche Land. Auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) nutzte die unübersichtliche Lage aus, um sich in Libyen auszubreiten.

Eine von der UNO unterstützte Einheitsregierung versucht seit März 2016, das libysche Staatsgebiet unter ihre Kontrolle zu bekommen. Die Regierung ist aber kaum in der Lage, die Landesgrenzen zu kontrollieren. Der Mittelmeeranrainer ist daher ein wichtiger Transitstaat für Flüchtlinge aus Afrika und Aktionsgebiet von Schleppern und Schleusern. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion