Bulgarien gewinnt Rosenöl-Krieg gegen EU-Kommission
Bulgarien hat erreicht, dass die EU-Kommission Rosenöl nicht in die Kategorie der gesundheitsgefährdenden Chemikalien einstuft. Nach der im Jahr 2022 vorgeschlagenen europäischen Gesetzgebung, dass chemische Substanzen, die ätherische Öle enthalten, gekennzeichnet werden sollen, regte sich Widerstand.
Nach Bekanntwerden der neuen Verordnung befürchteten bulgarische Hersteller für ihr Rosenöl, dass entsprechende Warnhinweise auf potenzielle „Allergene“ die Verbraucher abschrecken könnten.
Der bulgarische Premierminister Nikolaj Denkow bat Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen persönlich, die vorgeschlagene Verordnung zurückzuziehen oder anzupassen, berichtete das Portal „Euractiv“. So habe er es am 30. Juni auf dem EU-Gipfel vor Journalisten erklärt.
Denkow ist neben seinem Amt als Premierminister noch Mitglied der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und Professor für physikalische Chemie an der Universität Sofia. Seiner Meinung nach dürfe man nicht nur die Substanz selbst, sondern müsse auch deren Konzentration betrachten, wenn man von etwas „Schädlichem“ spreche, so der Chemiker. Das habe die EU-Kommission nicht beachtet, der ganze Ansatz sei falsch.
Dem gab die Kommission nach. In vier Jahren soll eine erneute Analyse des Öls erfolgen und neu überlegt werden.
Geschichte des „flüssigen Goldes“
Rosenöl ist eines der teuersten ätherischen Öle. Für Bulgarien hat es eine besondere Bedeutung, es ist eng mit der Geschichte und Kultur des Landes verbunden. Im Jahr 2017 kostete ein Liter echtes bulgarisches Rosenöl (Rosa damascena) bereits 10.000 Euro. Mittlerweile gibt es Preise von bis zu 30.000 Euro pro Liter.
Vor dem Anstieg des Goldpreises in den frühen 1970er-Jahren von 35 Dollar pro Feinunze auf über 850 Dollar pro Feinunze war Rosenöl teurer als Gold. Deshalb wird es von vielen noch heute als „flüssiges Gold“ bezeichnet.
Aus dem bulgarischen Rosental am Fuße des Balkangebirges, welches sich etwa 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Sofia befindet, stammen zwei Drittel des weltweit erhältlichen Rosenöls. Jedes Jahr im Mai und Juni erstrahlt die Region in satten Weiß- und Rosatönen.
In Zeiten des Kommunismus wurden in der Gegend Waffen und Munition hergestellt. Und auch seit dem letzten Jahr spricht man im Rosental eher von Waffen als von Rosen. Bis heute befinden sich dort die größten Rüstungsbetriebe Bulgariens.
Rosen oder Waffen?
Obwohl Bulgarien offiziell keine Waffen in die Ukraine geliefert haben soll, hat ein seit Geburt in der Stadt Sopot lebender Mann nach eigenen Angaben noch nie so viele Militärlastwagen wie jetzt durch die Stadt fahren sehen. „Die Lastwagen laden und fahren hier regelmäßig vorbei, seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs, vollbeladen mit Munition“, sagte er dem „Deutschlandfunk“ zufolge.
Nach eigenen Angaben habe das südosteuropäische Land die Ukraine lediglich mit der Reparatur von Kriegsgeräten unterstützt. Dies sei der Kompromiss mit der mitregierenden pro-russischen „Bulgarischen Sozialistischen Partei“ gewesen.
„Keine einzige bulgarische Patrone erreicht die Front“, schwören die dem Kreml nahen Sozialisten, die strikt gegen Waffenlieferungen an die Ukraine sind, genauso wie die breite Öffentlichkeit.
Vermehrte Aufgabe der Rosenfelder seit Corona-Pandemie
Zurück zum Rosenöl. Für einen Liter Rosenöl werden bis zu vier Tonnen Blüten gebraucht, die nur in den ganz frühen Morgenstunden gepflückt werden können, um die nötige Qualität der Blüten zu bewahren.
Das bulgarische Rosenöl (Bulgarsko rozovo maslo) wird mittels Wasserdampfdestillation aus den Blüten der Damaszenerrose gewonnen. Das Rosenöl ist eine ölige, transparente Flüssigkeit in gelber oder gelblichgrüner Farbe und hat einen charakteristischen Rosenduft.
Laut einem MDR-Bericht haben viele Bauern ihre Rosenfelder in den vergangenen Jahren aufgegeben. Tendenz steigend. Das habe an der Corona-Pandemie und den hohen Gaspreisen gelegen. Es sei auch schwieriger geworden, genügend Helfer für die kurze Ernte zu bekommen, die dieses Jahr am ersten Juniwochenende begonnen hat.
Immer weniger Bauern möchten die Arbeit des Rosenblätterpflückens ausführen, da sie mühselig ist und schlecht bezahlt wird. Viele Menschen würden vom Land in die Stadt ziehen oder sich eine besser bezahlte Arbeit in Westeuropa suchen.
Im Jahr 2014 stimmte die Europäische Kommission zu, dass das bulgarische Rosenöl in das Register zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel eingetragen wird. Dabei wurde auf die besondere mehrere Jahrhunderte alte Herstellungsmethode verwiesen, die sich seit 400 Jahren kaum geändert hat.
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