Britanniens Premierminister Boris Johnson wegen angeblicher Vetternwirtschaft unter Beschuss
Die US-Unternehmerin Jennifer Arcuri hat den britischen Premierminister Boris Johnson gegen den Vorwurf der Vorzugsbehandlung in Schutz genommen. In einem Interview mit dem britischen Sender ITV am Montag sagte das Ex-Model, Johnson habe sie in seiner Zeit als Londoner Bürgermeister „nie bevorzugt“. Auf die Frage, ob sie eine Affäre mit dem Politiker hatte, verweigerte Arcuri eine Antwort. Johnson drohen Strafermittlungen wegen eines mutmaßlichen Interessenkonflikts.
Die „Sunday Times“ hatte Ende September berichtet, Johnson habe in seiner Zeit als Londoner Bürgermeister eine Affäre mit Arcuri gehabt. Zwischen 2008 bis 2016 soll das ehemalige Model insgesamt 126.000 Pfund (141.000 Euro) an öffentlichen Fördergeldern erhalten haben. Außerdem sei Arcuri bei Auslandsreisen des damaligen Bürgermeisters bevorzugt worden. Johnson bestreitet die Vorwürfe.
Die Regionalregierung des Großraums London hatte nach den Enthüllungen die zuständige Polizeibehörde aufgefordert, zu prüfen, ob es hinreichende Gründe für ein Strafverfahren gegen Johnson gebe.
In dem einstündigen Live-Interview mit ITV erklärte Arcuri, es gehe niemanden etwas an, ob sie und Johnson eine Beziehung gehabt hätten. Sie sorge sich allerdings „als Freundin sehr um ihn“. „Wir sind eng miteinander verbunden“, fügte die 34-Jährige hinzu.
Arcuri sagte, sie und der frühere Bürgermeister hätten sich mehrfach in ihrer Wohnung in Ost-London getroffen. Johnson habe sie gebeten, ihm „ein paar Dinge an der Poledancing-Stange“ zu zeigen. Seit ihrer Schwangerschaft im Jahr 2016 habe sie nichts mehr von Johnson gehört.
Der finanzpolitische Sprecher der oppositionellen Labour-Partei, John McDonnell, warf dem Premierminister vor, er habe die Öffentlichkeit „in die Irre geführt“. Er forderte „eine umfassende Untersuchung des offensichtlichen Missbrauchs öffentlicher Mittel“.
Johnson steht bereits wegen seines Brexit-Kurses massiv unter Druck. Der Premierminister will den bereits zweimal verschobenen Austritt aus der Europäischen Union am 31. Oktober notfalls auch ohne Abkommen mit der EU vollziehen.(afp)
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