Boykott in muslimischen Ländern macht westlichen Unternehmen zu schaffen

Der pro-palästinensisch motivierte Boykott in muslimisch geprägten Ländern belastet US-Konzerne wie Coca-Cola und KFC. Auch deutsche Unternehmen sind betroffen. Eine Strategie dagegen scheint noch nicht gefunden. Es kommt zu ersten Entlassungen.
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Ein Demonstrant in Johannesburg, Südafrika, am 15. April 2024 trägt ein Plakat, das zum Boykott von McDonald's aufruft. Die Fast-Food-Kette wird beschuldigt, kostenlose Mahlzeiten an israelische Soldaten im Gazastreifen verteilt zu haben.Foto: Marco Longari/AFP über Getty Images
Von 29. August 2024

Westliche Konzerne und ihre Franchiseunternehmen von Marken wie Coca-Cola, McDonald’s und KFC erleiden in muslimisch geprägten Ländern in jüngster Zeit deutliche Umsatzeinbrüche und müssen Mitarbeiter entlassen.

Grund dafür sind anhaltende massive Boykotte gegenüber westlichen Marken, weil ihnen eine Unterstützung Israels vorgeworfen wird.

Auslöser der Boykotte in letzter Zeit war der Angriff Israels auf die Hamas im Gazastreifen als Reaktion auf den Anschlag der palästinensischen Terrororganisation vom 7. Oktober 2023.

Betroffen sind die Filialen der westlichen Unternehmen in Nordafrika, dem Nahen Osten und Asien – von Ägypten bis Indonesien und von Saudi-Arabien bis nach Pakistan.

Eine Frau, die den Boykott gegen Starbucks unterstützt, schreibt bei einer pro-palästinensischen Demonstration am 30. März 2024 in Paris etwas auf eine Fensterscheibe eines Starbucks-Cafés. Foto: Victoria Valdivia/Hans Lucas/AFP über Getty Images

Dabei geht es nicht immer um eine vermeintliche Unterstützung von Israels Militäreinsatz, sondern man wirft den Ketten allein eine Verbindung zu Israel vor.

Den internationalen Konzernen sei es bisher nicht gelungen, eine wirksame Strategie dagegen zu finden. Dafür würden sie nun über spürbare Auswirkungen auf ihre Geschäftszahlen klagen, berichtet das „Handelsblatt“.

So teilte der Systemgastronomiekonzern Yum Brands, der hinter KFC steht, Anfang August mit, seine Umsatzrückgänge im zweiten Quartal seien neben Problemen am US-Markt „vor allem auf vereinzelte Schwächen in einer Reihe von Märkten im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt“ zurückzuführen, heißt es in dem Bericht. Für die Unterstützer der Boykotte sollen Investitionen in israelische Start-ups durch KFC der Auslöser gewesen sein.

McDonald’s meldet Umsatzrückgang

Auch die Fast-Food-Kette McDonald’s meldete einen Umsatzrückgang. Ende Juli hieß es, dass der Umsatz um 1,3 Prozent im internationalen Lizenzgeschäft gesunken sei. Umsätze und Erträge würden „weiterhin durch den Krieg im Nahen Osten negativ beeinflusst“, zitiert die Wirtschaftszeitung die Restaurantkette.

Der israelische Franchisenehmer von McDonald’s war im vergangenen Jahr in die Kritik geraten, nachdem das Unternehmen nach dem Hamas-Überfall im Oktober kostenlose Mahlzeiten an israelische Soldaten verteilt hatte. Als Reaktion auf die Empörung darüber kaufte McDonald’s mehr als 200 Filialen in Israel von dem Pächter zurück, berichtet das „Handelsblatt“.

Um den Vorwurf der Nähe zu Israel zu entkräften, spendeten indonesische McDonald’s-Filialen im vergangenen Jahr 100.000 US-Dollar für humanitäre Hilfe im Gazastreifen.

Zudem gab es Vorfälle in Bangladesch, Kuwait und Malaysia.

So hängten Boykottunterstützer in Kuwait Plakate von verletzten Kindern in Gaza auf, mit der Frage: „Hast du heute schon einen Palästinenser getötet?“

Boykottaufrufe zeigen Wirkung

Die Boykottaufrufe zeigen Wirkung. So erklärte der in Kuwait ansässige Franchisenehmer von Starbucks im Nahen Osten, die Alshaya Group, dass sie rund 2.000 Arbeiter in seinen Starbucks-Cafés in der gesamten Region entlassen muss, nachdem die Marke aufgrund des Krieges im Gazastreifen ins Visier von Aktivisten geraten war.

„Infolge der anhaltend schwierigen Handelsbedingungen in den letzten sechs Monaten haben wir die traurige und sehr schwierige Entscheidung getroffen, die Anzahl der Kollegen in unseren Starbucks MENA-[Mittlerer Oster and Nordarika-]Filialen zu reduzieren“, zitiert „euronews“ das Unternehmen.

Der Franchisenehmer betreibt rund 1.900 Starbucks-Filialen in Bahrain, Ägypten, Jordanien, Kuwait, Libanon, Marokko, Oman, Katar, Saudi-Arabien, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Über 19.000 Mitarbeiter soll das Unternehmen ursprünglich in Starbucks-Cafés beschäftigt haben.

Eine Rolle für Boykottaufrufe scheint auch zu sein, dass der Starbucks-Gründer und ehemalige Geschäftsführer Howard Schultz Jude ist. Zudem wird von pro-palästinensischen Demonstranten seit Jahren behauptet, dass Schultz an die israelische Armee spende.

Laut dem US-Konzern ist es „absolut unwahr“, dass Starbucks oder Schultz die israelische Regierung und/oder die israelische Armee finanziell unterstütze. Alshaya Group hat seit 2003 keine Cafés oder andere Geschäfte in Israel betrieben.

Ein libanesischer Demonstrant klebt während einer Demonstration zum Boykott der Kaffeekette am 13. Januar 2009 in Beirut einen Davidstern an das Schaufenster eines Starbucks-Ladens. Foto: Joseph Barrak/AFP via Getty Images

Auch der Restaurantkettenbetreiber Americana, der unter anderem die KFC- und Pizza-Hut-Restaurants im Nahen Osten führt, hat mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete das Unternehmen einen Rückgang des Gewinns um fast 45 Prozent auf 80 Millionen US-Dollar, berichtet das „Handelsblatt“.

Daraufhin änderte der Betreiber seine Wachstumspläne von 225 auf 180 neu zu eröffnende Lokale.

In Jordanien spitzte sich im März die Lage so weit zu, dass es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten kam, die gegen den Krieg im Gazastreifen protestierten. Jordanien hat einen hohen Bevölkerungsanteil an Palästinensern und verschiedene Gewerkschaften unterstützen den Boykott gegen westliche Firmen.

Deutschland als Boykottland auf Platz 5

In einer Umfrage der Kommunikationsagentur Edelman, bei der 15.000 Verbraucher in 15 Ländern befragt wurden, waren drei der fünf Länder, die am häufigsten am Boykott von Marken aufgrund des Gaza-Konflikts beteiligt sind, mehrheitlich muslimische Länder, nämlich Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Indonesien.

Auch Indien, das eine große muslimische Minderheit hat, ist mit dem vierten Platz vertreten. Deutschland folgt auf dem fünften Platz.

Die für ihre Boykottaufrufe gegen Israel bekannte BDS-Bewegung, die auch in Deutschland aktiv ist, führt auf ihrer Boykottliste KFC, McDonald’s und den Snackhersteller Mondelez auf. Alle drei Unternehmen meldeten wirtschaftliche Probleme infolge des Nahostkonflikts.

Der deutsche Verfassungsschutz führt BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) als extremistischen Verdachtsfall, der das das Existenzrecht Israels infrage stelle.

Pakistans Regierung kündigte im Juli die Einsetzung eines Ausschusses an, der Unternehmen mit Verbindungen zu Israels Militäreinsatz identifizieren soll. Dies soll als Vorbereitung für Boykottmaßnahmen dienen.

Boykotte haben im Nahen Osten eine „lange Geschichte“

Verbraucherboykotte westlicher Marken im Nahen Osten hätten eine „lange Geschichte“ und seien „oft in politischen, religiösen und kulturellen Konflikten verwurzelt“, erklärt das Stimson Center.

Die US-Denkfabrik sieht hinter den aktuellen Boykottkampagnen amerikanischer Unternehmen Parallelen zu früheren Boykotts muslimisch geprägter Länder als Folge außenpolitischer Entscheidungen der US-Regierung.

Als Beispiele nennt Stimson die US-Invasionen im Irak und in Afghanistan Anfang der 2000er-Jahre, die auch Boykotts nach sich zogen.

Die langjährige Unterstützung der US-Regierung für Israel habe Boykottkampagnen gegen Coca-Cola, McDonald’s und andere amerikanische Marken ausgelöst.

Anhänger der pakistanischen Partei Jamaat-e-Islami protestieren am 7. Mai 2024 vor einem KFC-Restaurant am Stadtrand von Islamabad für einen Boykott israelischer Produkte. Foto: Farooq Naeem/AFP via Getty Images

Allerdings zeigt die BDS-Bewegung, dass sich die Boykottaufrufe nicht auf US-Unternehmen beschränken. So steht auch Puma, Siemens, der Baustoffkonzern Heidelberg Materials und die französische AXA-Versicherung im Fokus der Bewegung.

Laut Stimson würden viele Boykotte an der Basis entstehen und sich dann über Social-Media-Plattformen schnell verbreiten und so eine Mobilisierung über Ländergrenzen hinweg ermöglichen. „Traditionelle Medien, Moscheen, Universitäten und öffentliche Plätze tragen ebenfalls dazu bei, die öffentliche Unterstützung zu mobilisieren“, heißt es weiter.

Das Ziel von Boykotten ist, eine Verhaltensänderung bei den Unternehmen zu erzwingen, dadurch dass der Ruf oder der Umsatz negativ beeinflusst werden.



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