Bosnien: EU-Mission kündigt „vorübergehende Verstärkung“ ihrer Soldaten an

Der bosnische Serbenführer Milorad Dodik unterschrieb ein Gesetz – das das Verfassungsgericht wieder aussetzte –, wonach bosnischen Serben bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen, wenn sie weiterhin für die Polizei oder die Justiz des Zentralstaates arbeiten. Die EU-Mission EUFOR kündigte daraufhin eine Verstärkung ihrer Kräfte vor Ort an. Auch US-Außenminister Marco Rubio zeigte sich besorgt.
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Unterstützer des Präsidenten der Republik Srpska, Milorad Dodik, schwenken bei einer Wahlkundgebung serbische Fahnen.Foto: Darko Vojinovic/AP/dpa
Epoch Times8. März 2025

Angesichts der jüngsten Spannungen in Bosnien und Herzegowina hat die EU-Mission EUFOR eine „vorübergehende Verstärkung“ ihrer Kräfte vor Ort angekündigt. Dabei handele es sich um eine „proaktive Maßnahme, die darauf abzielt, Bosnien und Herzegowina im Interesse aller seiner Bürger zu unterstützen“, erklärte die Mission am Freitagabend.

Zur Anzahl der zusätzlichen Kräfte machte die EUFOR zunächst keine Angaben. Zudem kündigte die NATO an, dass Generalsekretär Mark Rutte am Montag die bosnische Hauptstadt Sarajevo besuchen werde.

Rubio: Vorgehen von Serbenführer Dodik bedroht „Sicherheit und Stabilität“ Bosniens

Nach der an bosnische Serben gerichteten Aufforderung des bosnischen Serbenführers Milorad Dodik, die bosnische Polizei und Justiz zu verlassen, hat US-Außenminister Marco Rubio vor einer Destabilisierung der Region gewarnt.

Dodiks Vorgehen gegen die zentralstaatlichen Institutionen von Bosnien und Herzegowina bedrohe die „Sicherheit und Stabilität“ des Landes, erklärte Rubio am Freitag (Ortszeit) im Onlinedienst X.

„Wir rufen unsere Partner in der Region auf, sich uns anzuschließen und gegen dieses gefährliche und destabilisierende Verhalten vorzugehen“, fügte Rubio hinzu.

Dodik unterschrieb Gesetz, das bosnische Polizei in Republika Srpska ablehnt

Das bosnische Verfassungsgericht hatte am Freitag ein vom bosnischen Serbenführer Milorad Dodik unterzeichnetes Gesetz ausgesetzt, das die Autorität der gesamtstaatlichen bosnischen Polizei und der Justiz innerhalb der überwiegend von bosnischen Serben bewohnten Republika Srpska ablehnt.

Mit seiner Unterschrift setzte Dodik am Mittwoch Regelungen in Kraft, wonach bosnischen Serben bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen, wenn sie weiterhin für die Polizei oder die Justiz des Zentralstaates arbeiten.

Dodik hatte bosnische Serben am Freitag dazu aufgerufen, ihre Posten in der Polizei und der Justiz zu verlassen und stattdessen den Institutionen der Republika Srpska beizutreten. Ihnen sei ein Arbeitsplatz unter Beibehaltung ihres Dienstgrades, ihrer Position und ihres Gehalts zugesichert worden, sagte Dodik.

Später betonte er, es gebe keine Pläne für eine gewaltsame Eskalation, allerdings habe der von ihm geführte Landesteil „die Fähigkeit sich zu verteidigen, und das werden wir auch tun“.

Dodik bereits zu einem Jahr Haft verurteilt

Der Beschluss des Parlaments der Republika Srpska war eine Reaktion auf ein Gerichtsurteil gegen Dodik, der wegen Missachtung des Hohen Repräsentanten der UNO zu einem Jahr Haft verurteilt worden war.

Die EU-geführte Stabilisierungsmission EUFOR Althea verfügt in Bosnien und Herzegowina über derzeit rund 1500 Soldaten. Seit 2022 beteiligt sich auch die Bundeswehr wieder mit bis zu 50 Soldaten an der Mission, die für Frieden in dem vom Bosnien-Krieg in den frühen 1990er-Jahren stark betroffenen heutigen Staat Bosnien und Herzegowina sorgen soll.

Der bosnisch-muslimische Vertreter der Präsidentschaft von Bosnien und Herzegowina, Denis Becirovic, forderte die Eufor auf, ihre Soldaten „an strategischen Punkten“ im Land einzusetzen.

Bosnien-Herzegowina seit 1995 aufgeteilt

Bosnien-Herzegowina ist seit dem 1995 abgeschlossenen Dayton-Abkommen aufgeteilt in die überwiegend von bosnischen Serben bewohnte Republika Srpska und die kroatisch-muslimische Föderation Bosnien und Herzegowina.

Die beiden halbautonomen Landesteile sind durch eine schwache Zentralregierung miteinander verbunden. Fast ein Drittel der 3,5 Millionen Einwohner Bosniens lebt in der Republika Srpska, deren Gebiet fast die Hälfte des Balkanstaates ausmacht.

Das nun ausgesetzte Gesetz hatte die ohnehin schon angespannte Lage vor Ort weiter verschärft. So teilte die in der Republika Srpska liegende Gedenkstätte Srebrenica mit, sie habe ihre Türen „bis auf Weiteres“ geschlossen. Deren Leitung begründete dies mit der durch die anhaltende politische Krise ausgelösten Unsicherheit.

In der bosnischen Stadt Srebrenica hatten serbische Einheiten im Sommer 1995 rund 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet. Das Massaker gilt als eines der schlimmsten Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg und wurde vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) und vom Internationalen Gerichtshof (IGH) als Völkermord eingestuft. (afp/red)



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