BlackRock, Meta, McDonald’s: Was steckt hinter der „Woke-Wende“ der US-Riesen?
In den USA sorgen Großkonzerne mit ihrem Rückzug aus Klima- und/oder Diversitätsprogrammen für Aufsehen.
Die jüngsten Beispiele sind Amazon, McDonald’s als auch Facebook- und Instagram-Eigentümer Meta Platforms, die ihr Diversitätsengagement zurückgeschraubt haben. Sie folgen weiteren Konzernen, die in den vergangenen Monaten ähnliche Entscheidungen getroffen haben.
So hatte etwa Vermögensverwalter BlackRock erst vergangene Woche das Ende seiner Beteiligung an der von den Vereinten Nationen initiierten Klimaallianz „Net Zero Asset Managers“ angekündigt, welche infolgedessen ihre Aktivitäten eingestellt hat. In Deutschland sind diese Entwicklungen derzeit nicht zu beobachten.
Meta schafft auf Vielfalt ausgerichtete Ziele ab
Die Facebook-Muttergesellschaft Meta beendet ihre Programme für Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion (DEI), einschließlich der Programme für die Einstellung, Schulung und Auswahl von Lieferanten, mit sofortiger Wirkung. In einem internen Memo informierte Janelle Gale, Vizepräsidentin für Personalwesen des Unternehmens, am 10. Januar die Mitarbeiter darüber. Das Schreiben liegt der Medienplattform Axios vor, ein Meta-Sprecher bestätigte dessen Authentizität.
Zu den Änderungen gehört die Überarbeitung der Einstellungspraktiken, um auf Vielfalt ausgerichtete Quoten abzuschaffen. Des Weiteren sind die Entwicklungsprogramme zur Förderung unterrepräsentierter Gruppen sowie die Anpassung der Beschaffungsrichtlinien, die zuvor Anbieter auf der Grundlage von Rassen- oder Geschlechtskriterien priorisierten, betroffen.
Meta werde außerdem sein DEI-Team auflösen. Gleichzeit betont der Konzern, Menschen als Individuen und nicht auf der Grundlage von Merkmalen wie Rasse und Geschlecht zu bewerten.
„Wir konzentrieren uns weiterhin darauf, allen zu dienen und eine vielseitig talentierte, branchenführende Belegschaft aus allen Lebensbereichen aufzubauen“, schrieb Gale in dem Memo.
Die Personal-Vizepräsidentin weist zudem darauf hin, dass der Begriff DEI „aufgeladen“ sei. Er werde vielfach als Förderung der Vorzugsbehandlung bestimmter Gruppen zum Nachteil anderer verstanden. Darauf habe kürzlich auch ein Urteil des Obersten Gerichtshofs hingewiesen. Es bestätigte, dass Fördermaßnahmen bei der Hochschulzulassung verfassungswidrig sind.
Oberster Gerichtshof weist auf Benachteiligung hin
In der 6:3-Entscheidung stellte der Oberste Gerichtshofs im Juni 2023 fest, dass die Universitäten zu lange „fälschlicherweise zu dem Schluss gekommen sind, dass der Prüfstein für die Identität eines Individuums nicht die gemeisterten Herausforderungen, die erworbenen Fähigkeiten oder die gelernten Lektionen sind, sondern die Hautfarbe“.
Nach dem Urteil des Supreme Courts, das besagt, dass Bevorzugungen aufgrund von Rasse bei der Hochschulzulassung gegen die Verfassung verstoßen, warnten die Generalstaatsanwälte von mehr als einem Dutzend Bundesstaaten 100 der größten US-Unternehmen vor der „Rechtswidrigkeit von Quoten aufgrund von Rasse und Ethnie“ bei Einstellungen und Vertragsabschlüssen.
Die Beamten forderten die Unternehmen auf, solche Praktiken unverzüglich einzustellen. Laut einer Umfrage der Harvard Business Review 2022 hatten 60 Prozent der US-Unternehmen ein auf Rasse oder Geschlecht basierendes DEI-Programm.
Die Änderung der Politik von Meta spiegelt die allgemeine Reaktion der Unternehmen auf die zunehmende Kritik von DEI-Initiativen wider.
Gegner von DEI-Maßnahmen sagen, dass sie ideologische Konformität vorschreiben und auf Diskriminierung hinauslaufen. Befürworter betonen dagegen, dass Kürzungen bei DEI-Programmen Grundsätze wie Gerechtigkeit und Inklusivität bedrohen.
Unternehmen wie Caterpillar, McDonald’s, Southwest Airlines, Toyota, Walmart und andere haben in den vergangenen Monaten ihre DEI-Richtlinien überarbeitet.
Walmart, das umsatzstärkste Unternehmen der Welt, kündigte im November an, dass es die Finanzierung von Veranstaltungen für LGBTQ+-Jugendliche einstellen und seine Teilnahme am Corporate Equality Index der Human Rights Campaign, der größten Interessengruppe für LGBTQ+-Rechte in den USA, beenden werde.
Kritik an Rückzug aus DEI-Programmen
Die Human Rights Campaign hat die jüngste Welle von Rückzügen von Unternehmen aus den DEI-Programmen kritisiert. Diese Maßnahmen könnten negative Folgen haben – sowohl im Hinblick auf den Geschäftserfolg als auch auf ihre Fähigkeit, Arbeitnehmer unterschiedlicher Herkunft anzuziehen.
Die DEI-bezogenen Änderungen bei Meta folgen auf andere Veränderungen bei dem Social-Media-Riesen. Meta-CEO Mark Zuckerberg kündigte am 7. Januar an, dass das Unternehmen sein Faktencheck-Programm beendet, das 2016 eingeführt wurde, als Donald Trump zum ersten Mal die Präsidentschaftswahl gewann.
„Es ist an der Zeit, zu unseren Wurzeln in Bezug auf die freie Meinungsäußerung auf Facebook und Instagram zurückzukehren“, sagte Zuckerberg in einem Video. Die Faktenprüfer „sind zu politisch voreingenommen geworden und haben mehr Vertrauen zerstört, als sie geschaffen haben, insbesondere in den USA“, kritisierte er.
Meta ersetzt das Faktencheck-Programm durch ein Community-Notes-System. Es ähnelt dem, das die Social-Media-Plattform X von Elon Musk verwendet, erläuterte der Facebook-Chef.
Meta hat kürzlich auch seinen Vorstand auf 13 Mitglieder erweitert. Hinzugekommen sind Dana White, der ein enger Freund von Donald Trump und CEO der Mixed-Martial-Arts-Organisation Ultimate Fight Corporation ist, als auch Ferrari-Vorstandsvorsitzender John Elkann und Tech-Investor Charlie Songhurst. Die Führungspositionen sollen mit Vertretern aus einer Vielzahl von Branchen besetzt sein, die neue Perspektiven in die Geschäftstätigkeit einbringen können.
Proteste stoppten Programme bei Traktorherstellern
Auch öffentlicher Druck führte dazu, dass große Unternehmen ihre DEI-Programme eingedampft haben. Dazu gehört etwa der Landmaschinen-Gigant John Deere. Wie der Nachrichtensender CNN im Juli 2024 berichtete, gab es im Internet „Gegenreaktionen von konservativen Aktivisten“. Sie erreichten auch eine Abkehr von der Beteiligung an Klimaschutzprogrammen.
Der konservative politische Kommentator und Filmemacher Robby Starbuck kommentierte die Ankündigung von John Deere als „einen weiteren großen Sieg in unserem Krieg gegen Wokeness“. Er sagte aber auch, dass die angekündigten Maßnahmen nicht ausreichten. Starbuck forderte das Unternehmen auf, alle seine DEI-Richtlinien vollständig abzuschaffen.
In einer Erklärung des Traktor-Fabrikanten hieß damals, dass es eine Prüfung aller Schulungsmaterialien einleiten werde, „um sicherzustellen, dass keine sozial motivierten Botschaften vorhanden sind und die Bundes-, Landes- und lokalen Gesetze eingehalten werden“. Die Existenz von Diversitätsquoten und die Identifizierung von Pronomen sei zu keiner Zeit Unternehmenspolitik gewesen. Das Unternehmen betonte aber auch, dass es „die Vielfalt seiner Organisation weiter vorantreiben und verfolgen“ werde.
Einige Wochen zuvor hatte nach Protesten mit der Tractor Supply Company ein anderer Hersteller landwirtschaftlicher Geräte das Ende seines DEI-Engagements angekündigt. In einer Erklärung schrieb das Unternehmen, dass es die DEI-Stellen streichen und die DEI-Ziele zurückziehen werde, „während es weiterhin eine respektvolle Umgebung gewährleistet“. Der Konzern vermeldete zudem den Rückzug aus den Kohlenstoffemissionszielen. Man wolle sich auf die Bemühungen zur Land- und Wassereinsparung konzentrieren.
Das Unternehmen erklärte zudem, dass es auch keine Daten mehr an die Human Rights Campaign liefern werde. Stattdessen wolle man sich „auf ländliche Prioritäten wie Agrarbildung, Tierschutz, Veteranenbelange und ein guter Nachbar zu sein konzentrieren und aufhören, geschäftsfremde Aktivitäten wie Pride-Festivals und Wahlkampagnen zu sponsern“.
Weiter hieß es: „Wir arbeiten jeden Tag hart daran, unserer Mission und unseren Werten gerecht zu werden und die Werte der Gemeinden und Kunden zu repräsentieren, denen wir dienen. Wir haben von Kunden gehört, dass wir sie enttäuscht haben. Dieses Feedback haben wir uns zu Herzen genommen.“
Auch Harley-Davidson bremst DEI aus
Der Motorradhersteller Harley-Davidson schrieb im August 2024 auf X, dass er auch seine DEI-Bemühungen beenden werde. In der Erklärung hieß es, dass Harley-Davidson sicherstellen werde, dass keine „sozial motivierten Inhalte“ in Schulungsmaterialien verfügbar seien.
Die Abteilungen für Personalwesen im Unternehmen würden sich nur auf die berufliche Entwicklung und arbeitsplatzbezogene Themen konzentrieren, betonte das Unternehmen. „Wir sehen es als die Aufgabe jeder Führungskraft an, dafür zu sorgen, dass wir einen Mitarbeiterstamm haben, der unsere Kunden und die Regionen, in denen wir tätig sind, widerspiegelt“, erklärte Harley-Davidson.
Warenhauskette Costco bekräftigt Engagement
Doch es gibt auch Konzerne, die an den DEI-Regeln festhalten. So hat die Warenhauskette Costco seine Aktionäre aufgefordert, für sein DEI-Programm zu stimmen.
Unter anderem trage eine vielfältige Gruppe von Mitarbeitern dazu bei, “Originalität und Kreativität in unser Warenangebot zu bringen […]“, schreibt Costco in seiner Stellungnahme an die Investoren.
Zuvor gab es einen Vorschlag zur Ablehnung dieser Praxis, wie aus einem im kürzlich veröffentlichten Memo hervorgeht. Das National Center for Public Policy, ein konservativer Thinktank, hatte die Aktionäre und den Vorstand von Costco aufgefordert, DEI zu streichen, weil es diskriminierende Praktiken fördere.
Unterdessen hat eine Gruppe von Demokraten im Kongress an die 1.000 umsatzstärksten Unternehmen appelliert, die DEI-Bemühungen aufrechtzuerhalten. Sie geben jedem eine faire Chance, den amerikanischen Traum zu verwirklichen.
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