Bitcoin, der nächste Level: Der Preis ist egal – die Technologie schreitet voran

Millionen von Menschen haben Konten bei populären Bitcoinbörsen erstellt. Die wenigsten nehmen jedoch eine Transaktion vor, die nicht aus Spekulationsgründen geschieht.
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Der Bitcoin ist eine digitale Währung, die im Internet entstanden ist. Sie ist seit 2009 im Umlauf.Foto: Jens Kalaene/dpa
Von 30. Mai 2018

Es gibt viele Wege, den Wert des Bitcoins zu messen. Die meisten Anhänger der dezentralisierten Kryptowährung einigen sich aber darauf, dass je mehr Menschen es nutzen, desto höher der Wert ist.

Einer der Gründe, dass Bitcoins Börsenwert nur 145 Milliarden US-Dollar beträgt, kommt daher, dass ihn nicht viele Menschen nutzen. Millionen von Menschen haben Konten bei populären Bitcoinbörsen erstellt. Die wenigsten nehmen jedoch eine Transaktion vor, die nicht aus Spekulationsgründen geschieht.

Zurzeit ist die Anzahl der betätigten Transaktionen im Netzwerk ungefähr 200.000 pro Tag, was die Hälfte der Netzwerkkapazität ausmacht.

Aber selbst wenn der Bitcoin als dezentralisierte Währung unabhängig vom Bankensystem Nutzer gewinnt, und das nicht nur aus Gründen der Spekulation, würde die derzeitige Netzwerkkapazität (400.000 bis 500.000 Transaktionen pro Tag) zu niedrig, zu langsam und zu teuer auf Dauer sein.

„Wenn er wirklich zu einer globalen Währung aufsteigt, die wir für Transaktionen aller Art verwenden, und wenn wir den Menschen versprechen, dass Kleinbetragzahlungen möglich sein werden … dann müssen wir skalierungsfähig sein“, sagte Christian Decker, Core Tech Engineer bei Blockstream. Blockstream ist ein Blockchain-Technologie Unternehmen, das die Hauptversion des Bitcoins, den Bitcoin Core, unterstützt.

Blockstream, mit Sitz in San Francisco, ist eines der drei Unternehmen, die an der next-level Lösung der Scalability beteiligt sind – genannt wird es “Lightning Network“. Andere große Mitspieler sind die französische Firma Acinq SAS und die in San Francisco basierten Lightning Labs.

Das Open-Source Lightning Network, welches noch keine einzige Anwendung für die breite Öffentlichkeit veröffentlicht hat, ist eine zweite Ebene, die auf der Basis der alten und langsamen Bitcoin-Blockchain erstellt wurde. Zurzeit hat das Netzwerk 1.700 Anwenderexperten, laut Decker sind es jedoch meistens Computerprogrammierer.

Nutzer können Konten im Lightning Network Bitcoin einzahlen, welches auf dem Blockchain erhalten bleibt.

Transaktionen im Lightning Network werden jedoch ohne den Bitcoin-Blockchain getätigt, was daher mit traditionellen Kreditkarten und Banken bezüglich Kosten und Zeit konkurriert.

Das Netzwerk ist dazu fähig, Millionen Transaktionen pro Sekunde auszuhalten. Die Gebühren sind proportional zu der Geldmenge und dadurch gerade mal ein Bruchteil eines Cents wert. Das ist ganz anders als im Bitcoin-Netzwerk, wo bereits kleine Beträge teuer sein können, da die Gebühren proportional zur Datenmenge sind.

„Von Anfang an wollte ich, dass der Bitcoin in erster Linie eine Währung ist und vor allem – nicht irgendein sicherer Hafen, wo ich mein Geld lagern kann“, sagte Decker.

Ein simples Ziel

Die genauen Tätigkeiten des Lightning Networks sind kompliziert, wie alles in der Blockchain-Welt. Die erste Transaktion finanziert einen sogenannten “Channel“, ein Konto, das mit einem Kontrahenten geteilt wird. Diese erste Transaktion wird im originalen Blockchain getätigt. Sobald der Channel einmal erstellt wurde, werden die zukünftigen Transaktionen im Lightning Network gesendet. In Zahlungstransaktionen, in denen Bitcoins von der Lightning-Börse abgezogen werden, werden die Bitcoins in der Blockchain wieder erfasst.

“Im besten Szenario haben wir zwei Transaktionen, die in der Bitcoin-Blockchain getätigt werden. Die erste ist die Channel-Erstellung zu einer Börse die von zwei Partien kontrolliert werden. … Wenn wir uns entscheiden, den Channel zu schließen, tätigen wir eine zweite Transaktion. Das Finanzierungsgeld wird dann von der gemeinsamen Börse entnommen, auf die wir uns zuerst geeinigt hatten.“, sagte Decker.

Bei Lightning-Transaktionen verwenden die Nutzer die Channels, um Geld schnell und günstig von A nach B zu senden.

Laut Decker sei es das Endziel für Kunden, sich über den Besitz und Gebrauch des Bitcoins als Zahlungsmittel Gedanken zu machen.

„Wir wollen nicht, dass die Leute über Channels nachdenken“, sagte Decker. „Wenn es eine Bitcoin-Wallet in irgendeiner Form gibt, sollen die Menschen das Lightning Network für eine normale Bitcoin-Wallet halten. Es zeigt eine Anzeige mit dem Betrag.“

„Mit diesem Betrag kann man Lightning-Transaktionen und normale Bitcoin-Transaktionen durchführen. Am Ende ergibt sich eine App, die sich die benötigten Informationen selbst holt.“

Gold bewerten

Das ganze System ist nicht ganz anders als das Bewerten von physischem Gold.

Das physische Goldbewerten beinhaltete das Lagern des Goldes beim Goldschmied oder bei der Bank. Es wurden Papierquittungen als Zahlungsmittel verwendet, welche leichter zu tragen waren und ersetzt werden konnten. Sie konnten auch so modifiziert werden, dass man exakte Mengen wieder ausgeben kann.

Das größte Problem an diesem System war es, dass die Menschen dem Goldschmied oder der Bank vertrauen mussten.

Das Lightning Network macht dies besser in der Hinsicht.

Die Bitcoins sind in der Blockchain, die wir in Echtzeit prüfen können. Wir wissen. die Bitcoins sind da und sie werden nicht ohne unserer Zustimmung verschoben werden“, sagte Decker.

So kann das Lightning Network nur funktionieren, wenn es reserviert ist. Es kann keine Überausgabe von Bitcoins für Lightning Channels geben.

Was Lightning nicht löst, ist der alte Abtausch zwischen Dezentralisation und Scalability. Das originale Bitcoin-Netzwerk hat hunderte von Programmierern die rund um die Welt daran arbeiten.

Keine einzige Person oder Firma kann den Code ändern. Mining und Nutzung ist auch relativ global dezentralisiert, im Gegensatz zu anderen Kryptowährungen oder zentralen Bankenlösungen.

Lightning hat nur drei Unternehmen, die daran arbeiten, jedes davon hat die Macht, das Programm alleine zu verändern. Die Geschwindigkeit hat also einen Preis.

Aber Lightning ist dazu entwickelt worden, Millionen von meist kleinen Transaktionen zu verarbeiten. Es wurde auch dafür entwickelt, um mit traditionellem Banking und Kreditkarten zu konkurrieren, welche vollständig zentralisiert sind. Nutzer werden wahrscheinlich nur eine kleine Anzahl an Finanzierungen riskieren, um den Zugriff auf schnellere und günstigere Bitcoin-Zahlungen zu erhalten.

Also, wann kann ein normaler Nutzer das Netzwerk mit einer App auf seinem Handy ausprobieren?

„In einem Jahr, vielleicht auch in zweien. Die Theorie ist da, sie ist sehr solide“, sagte Decker. „Es ist unvorhersehbar, wie viel Entwicklungszeit und Aufwand gebraucht wird. Wir haben die Pläne und nun müssen wir sie ausführen. Der Teufel steckt im Detail.“

Originalartikel auf Englisch



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