Bis minus 40 Grad Celsius: Wetter sorgt in USA für Chaos

Eine arktische Kaltfront hat weite Teile der USA kurz vor Weihnachten ins Chaos gestürzt. Für Dutzende Millionen US-Bürger galten Warnungen vor Schnee, heftigen Böen und Eis.
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Pendler warten auf einen Bus, 22. Dezember 2022 in Chicago, Illinois.Foto: Scott Olson/Getty Images
Epoch Times23. Dezember 2022

Eine arktische Kaltfront mit Temperaturen bis zu minus 40 Grad Celsius hat weite Teile der USA kurz vor Weihnachten ins Chaos gestürzt. Unzählige Menschen konnten ihre für das Fest geplanten Reisen am Donnerstag (Ortszeit) nicht antreten. Mehrere Bundesstaaten riefen den Notstand aus.

Meteorologen warnten vor einem „Bombenzyklon“ mit gefühlten Temperaturen von bis zu minus 60 Grad Celsius und damit fast wie auf dem Mars. Er entsteht durch „Bombogenese“, ein Phänomen, bei dem kalte und warme Luftmassen bei sinkendem Luftdruck aufeinandertreffen. In Denver, im US-Bundesstaat Colorado, fielen die Temperaturen beim Durchzug der arktischen Kaltfront innerhalb von 24 Stunden um rund 40 Grad.

Genauso schnell wie er über die USA hereingebrochen ist, könnte der Kälte-Spuk auch wieder vorbei sein. In einigen Gegenden im Nordwesten des Landes sollen die Temperaturen bald wieder in die Höhe schnellen, sobald der Kern der kalten Luft durchgezogen sei, prognostizierte der nationale Wetterdienst. An vielen Orten soll es bereits am Wochenende wieder um 20 bis 30 Grad wärmer sein.

Erfahrungsgemäß zieht der Polarwirbel mit solch einer Wetterfront von West nach Ost über den Atlantik und trifft zwei, drei Wochen später in Europa ein. Das hieße Mitte Januar, Anfang Februar würde es auch in Deutschland kalt.

Bitte zu Hause bleiben

Meteorologen riefen die Menschen in den USA dazu auf, ihre Häuser nach Möglichkeit nicht zu verlassen. Wer nach draußen gehe, riskiere innerhalb von Minuten Erfrierungen. Bei längeren Aufenthalten drohe gar der Tod. Präsident Joe Biden warnte seine Landsleute: „Das ist nicht wie ein schöner Schneetag in Kindertagen. Das ist richtig ernst.“

Die Kaltfront zog am Donnerstag vom Mittleren Westen nach Osten. Am Freitag erreichte sie die Ostküste der USA. Die Kälte erwischte das Land unmittelbar vor einem der jährlichen Reisehöhepunkte. Nach Angaben der American Automobile Association planten rund hundert Millionen Menschen, über die Weihnachtstage mit dem Auto zu reisen.

Bereits am Donnerstag waren vor allem im Norden des Landes viele Straßen gesperrt. Zudem wurden Tausende Flüge gestrichen oder verzögerten sich. Im Bundesstaat South Dakota stuften die Behörden mehrere Schnellstraßen als „unpassierbar“ ein. Das Befahren sei „aufgrund des weitverbreiteten Tiefschnees und der Verwehungen unmöglich“, teilte das Verkehrsministerium des Bundesstaates mit. In Kansas und Oklahoma seien Medienberichten zufolge mindestens fünf Menschen bei offenbar wetterbedingten Verkehrsunfällen ums Leben gekommen.

Laut der Flug-Tracking-Website Flight Aware wurden am Freitag rund 3.000 Flüge in den USA oder auf dem Weg dorthin gestrichen. Rund 700 Flüge dürften sich demnach verspäten. Bereits am Donnerstag verspäteten sich rund 10.000 Flüge innerhalb der USA, 2.600 wurden gestrichen. Davon betroffen waren vor allem die internationalen Flug-Drehkreuze Chicago und Denver.

Im Vorfeld des Sturms hatte der US-Wetterdienst vor „rekordverdächtiger Kälte und lebensbedrohlichen Windböen“ gewarnt, die sich von den Rocky Mountains auf die östliche Hälfte der USA ausbreiten würden. Dem Bundesstaat New York wurde ein Sturm vorhergesagt, „wie er nur einmal pro Generation vorkommt“.

Nationalgarde im Einsatz

Besonders von der Kälte betroffen war am Freitag die Region um die großen Seen im Norden der USA. Am Flughafen von Chicago, einem der wichtigsten der USA, waren die Schneeräumer im Dauereinsatz, wie auf einem Video des Weather Channel zu sehen war. Und auch in der Stadt hatten die Winterdienste alle Hände voll zu tun. Knapp 300 Salzstreufahrzeuge sollen laut Medienberichten im Einsatz gewesen sein, um die Straßen eisfrei zu halten.

Weiter östlich, im Bundesstaat Indiana, hat der Gouverneur die Nationalgarde mobilisiert, um die Menschen vor den erwarteten Schneestürmen zu schützen. 150 Nationalgardisten seien vor allem im Norden von Indiana im Einsatz. Auf Videos des Weather Channel war zu sehen, wie sich Menschen in Supermärkten mit Lebensmitteln für die kommenden Tage eindeckten.

Am Ostufer des Eriesees, in der Nähe der Niagarafälle, werde eine Sturmflut erwartet, so der nationale Wetterdienst. Der Wasserpegel könne um mehrere Meter ansteigen. In der Stadt Hamburg, im Bundesstaat New York, sind Medienberichten zufolge die Bewohner in Wassernähe dazu aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen.

Im Bundesstaat Texas werden durch den extremen Kälteeinbruch dunkle Erinnerungen wach. Schon im vergangenen Jahr hatte es dort einen massiven Kälteeinbruch gegeben. Das Stromnetz brach zusammen, Millionen Menschen waren teils tagelang ohne Strom. Untersuchungen der texanischen Behörden zufolge sollen deswegen mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen sein.

Diesmal sei man aber besser vorbereitet. „Das Stromnetz sei bereit und verlässlich“, zitiert die „New York Times“ einen Verantwortlichen. „Wir erwarten, genug Strom produzieren zu können, um den Bedarf während dieser Kältewelle decken zu können.“ Derzeit haben laut der Website PowerOutage.us von mehr als zwölf Millionen Stromabnehmern in Texas knapp 70.000 keinen Strom. Landesweit säßen rund eine halbe Million Menschen im Dunklen.

New York: Notstand ausgerufen

New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul und ihre Kollegen in mehreren weiteren betroffenen Bundesstaaten riefen den Notstand aus. Sie warnten unter anderem vor heftigem Schneefall oder Starkregen, Windböen, Überschwemmungen, Blitzeis und damit verbunden vor Stromausfällen.

Lebensgefahr besteht besonders auch für Menschen, die kein Zuhause haben. Überall versuchen Helfer, Obdachlose vor der Kälte zu retten. So bereite sich beispielsweise eine Kirchenmission in Augusta, im US-Bundesstaat Georgia, laut „New York Times“ auf einen Ansturm vor. „In einer normalen Nacht geht es vielleicht nicht um Leben und Tod“, sagte der Missionsleiter, „aber jetzt schon“. In Salt Lake City, im Bundesstaat Utah, sind Medienberichten zufolge bereits Anfang der Woche mindestens fünf Obdachlose erfroren. Und sogar in Miami, wo es normalerweise eher warm ist, hat die Obdachlosenhilfe ihren Kälte-Notfall-Plan in Kraft gesetzt.

Der Chef-Meteorologe des Wetterdienstes in Glasgow (Bundesstaat Montana), Rich Maliawco, warnte vor den Gefahren solcher Wetterextreme. Sind Menschen bei derartigen Temperaturen nicht ausreichend warm angezogen, können sie sich „in weniger als fünf Minuten Erfrierungen zuziehen“, sagte Maliawco afp. (afp/ks)



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