Bill Gates und der Klimaschutz: „Alle reichen Länder sollten auf 100 Prozent synthetisches Rindfleisch umsteigen“

Milliardär Bill Gates sucht Lösungen für eine nachhaltige Zukunft. Er selbst kann aber auf gewissen Luxus nicht verzichten. Umweltschützern stößt das sauer auf.
Von 18. Februar 2021

Bill Gates bei Umweltschützern wegen seiner Benutzung eines Privatjets in der Kritik. In einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ erklärt der laut „Forbes“ zweitreichste Mann der Welt (2020), er brauche seinen Privatjet, um an verschiedene Orte nach Afrika fliegen können.

Er könne nicht darauf verzichten. Allerdings sei er im vergangenen Jahr nur wenig geflogen. Jährlich gibt er acht Millionen Dollar dafür aus, seine Emissionen zu kompensieren, deren größte Quelle das Fliegen ist.

Umweltaktivisten kritisieren den Multimilliardär: Pro Flugstunde verbraucht Gates‘ Privatflieger 1.840 Liter (486 Gallonen) Treibstoff. Auch sein luxuriöses 66.000 Quadratmeter-Anwesen im US-Bundesstaat Washington für geschätzt rund 150 Millionen US-Dollar steht in der Kritik, während der Milliardär dafür plädiert, der Umwelt zu liebe auf kleinere Häuser und Autos umzusteigen.

Zudem ist Bill Gates Amerikas größter privater Farmland-Besitzer. Nach Angaben des „Land Report“ sollen Bill und Melinda Gates 242.000 Acres (98.000 Hektar oder 980 Quadratkilometer) an Farmland besitzen.

Gates liebt Technik und wirbt für Atomkraft

Der Microsoft-Mitbegründer gilt als ausgesprochener Technik-Freund: „Technologische Lösungen haben dazu geführt, dass Menschen heute lange leben, sie haben sehr großen Nutzen gebracht. Ich würde nicht gern in der Welt von vor 200 Jahren leben.“

Bill Gates setzt bei der Bekämpfung klimatischer Probleme auf Technologie. Im Interview mit der „Zeit“ forderte er von den Deutschen, offen zu sein für mögliche Innovationen in der Kernenergie.

„Falls es eine komplett neue Generation von Kernkraftwerken geben sollte, deren Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Müllbilanz dramatisch besser sind, dann solltet ihr angesichts des Klimawandels vielleicht dafür offen sein, zu schauen, ob sie Teil der Lösung sein könnten“.

Nach Angaben von „RT“ sagte Gates diese Woche gegenüber australischen Medien, dass „Kernspaltung und Fusion“ die einzigen Dinge seien, um 25 Prozent des Stroms wetterunabhängig zu erzeugen.

Kleine Häuser, kleine Autos und 100 Prozent künstliches Fleisch

Einschränkungen für den Klimaschutz hinsichtlich der Emissionen empfiehlt er hauptsächlich den Menschen in den reichen Ländern.

„Sie könnten kleinere Autos bauen oder kleinere Häuser“, schlug Gates vor. Bislang würden viele Anstrengungen in den Bereichen Pkw und Teilen der Stromerzeugung unternommen, um Emissionen zu senken. Doch viele Bereiche müssten sich ändern: „Verkehr, Stromerzeugung, sogar Teile der Landwirtschaft und des Bauens dieser Wandel benötigt Jahrzehnte“, sagte Gates der „Zeit“.

Unter den Treibhausgasen wird derzeit die beständig ansteigende Menge an Methan in der Umwelt mit Sorge beobachtet. Allgemein glaubt man, dass Rinder viel davon beim Verdauen produzieren.

„Weitere Quellen sind der Reisanbau, die Energieproduktion, Mülldeponien und natürliche Feuchtgebiete, besonders in den Tropen“, erklärte Ingeborg Levin vom Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg laut einem Bericht der „Klimareporter“.

Für Bill Gates scheint eine Teillösung darin zu bestehen, dass man weniger Rindfleisch und stattdessen synthetisches konsumiert. Doch gelte das nicht für alle.

„Ich glaube nicht, dass die ärmsten 80 Länder synthetisches Rindfleisch essen werden. Ich denke, alle reichen Länder sollten auf 100 % synthetisches Rindfleisch umsteigen“, sagte Gates, wie „Sky News“ berichtete. Laut Gates könne man sich an den Geschmacksunterschied gewöhnen. Es werde mit der Zeit noch besser schmecken.

Methan: Alarmierender Anstieg oder Störung des Abbaus?

Der große Anstieg der Methanwerte könne nach Ansicht von Forschern zu einer globalen Erwärmung um bis zu vier Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts führen, schreibt „Sky News“ weiter. Wissenschaftler würden vor dem daraus resultierenden erhöhten Risiko von Naturkatastrophen aufgrund ökologischer Störungen warnen, vor Massenhunger und Migration.

Nach Angaben der Umweltphysikerin Levin aus Heidelberg könnten die Wissenschaftler bisher allerdings nicht sicher sagen, wodurch der starke Anstieg der Methankonzentration verursacht werde.

Aus Sicht der Forschung könnte das Problem auch auf der anderen Seite liegen, bei einer Abnahme der sogenannten Methansenken, dem Prozess, bei dem beispielsweise durch Bakterien im Boden Methan wieder zersetzt wird.

(Mit Material von dts)



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