Biden will den Einfluss der USA in Afrika festigen – Besuch in Angola geplant

Inmitten eines geopolitischen Tauziehens mit China arbeitet Washington daran, sich den Zugang zu Afrikas wichtigen Mineralreserven zu sichern.
Nur wenige Tage nach dem ursprünglich geplanten Deutschland-Besuch will Joe Biden nun doch nach Berlin reisen. (Archivbild)
US-Präsident Joe Biden. (Archivbild)Foto: Susan Walsh/AP/dpa
Von 18. Oktober 2024

In den letzten Monaten seiner politischen Karriere will US-Präsident Joe Biden nach eigenen Angaben „so viel Arbeit wie möglich“ erledigen.

Anfang Dezember will er Afrika besuchen. Dabei plant er das Engagement der USA für den Kontinent hervorzuheben, der im Mittelpunkt wachsender geopolitischer Spannungen mit China und Russland steht.

Afrika mit seinen Rohstoffschätzen und einer Bevölkerung von 1,5 Milliarden Menschen ist auf dem Weg, in den kommenden Jahrzehnten zu einem wichtigen Spieler in der Weltwirtschaft zu werden.

Angesichts der wachsenden Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen und Seltenen Erden wird erwartet, dass Afrika eine bedeutende Rolle in den globalen Lieferketten spielen wird.

Bidens einziger Stopp in Afrika ist Angola, der ursprünglich für den 13. Oktober geplant war. Er wurde aber aufgrund des Hurrikans in Florida verschoben.

Biden will Lobito-Korridor-Projekt hervorheben

Das Weiße Haus gab am Mittwoch, 16. Oktober, bekannt, dass der Besuch in Angola nun in der ersten Dezemberwoche, nur einen Monat nach den US-Präsidentschaftswahlen, stattfinden soll.

Während seines Aufenthalts in Angola will Biden seine Schlüsselinitiative, das Lobito-Korridor-Projekt, hervorheben, das für die nationale Sicherheit der USA von entscheidender Bedeutung sein könnte. Dieses Schienenprojekt begann im Jahr 2023.

Inmitten eines geopolitischen Tauziehens mit China macht Washington mithilfe des Projektes Fortschritte beim Zugang zu wichtigen Mineralreserven in Afrika.

Ziel des Projektes ist, den Lobito-Korridor für die geplante 1.600 Kilometer lange Lobito-Eisenbahnstrecke zu erweitern.

Sie erstreckt sich über drei Länder und verbindet die angolanische Hafenstadt Lobito mit den mineralreichen Gebieten der Demokratischen Republik Kongo (Kongo) und dem Kupfergürtel in Sambia.

Sie gilt als Washingtons wichtigstes Mittel, um Pekings Neue Seidenstraße – auch Belt and Road Initiative genannt – in Afrika entgegenzuwirken.

US-Präsident Joe Biden schüttelt dem angolanischen Präsidenten João Lourenco während eines Treffens im Oval Office des Weißen Hauses in Washington, D.C. am 30. November 2023 die Hand. Foto: Andrew Caballero-Reynolds/AFP über Getty Images)

Berater sieht „Wettstreit um die zukünftige Weltordnung“

„Es ist ein Wettstreit um die zukünftige Weltordnung“, sagte Michael Walsh, Senior Fellow im Afrika-Programm des Foreign Policy Research Institute, gegenüber der Epoch Times.

Er merkte jedoch an, dass nicht nur die USA und China um den Kontinent konkurrieren. Auch Indien, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate würden „mitmischen“.

„Was wir beobachten, ist, dass eine Reihe von Ländern auf unterschiedliche Weise und in verschiedenen Regionen um Macht und Einfluss auf dem Kontinent streiten“, sagte Walsh, der Biden für den Wahlkampf im Jahr 2020 beriet.

Auch Russland macht Washington Konkurrenz.

In den vergangenen Jahren hat Moskau Tausende Soldaten seines Afrikakorps, ehemals bekannt als Wagner-Gruppe, in mehrere afrikanische Länder entsandt.

Dazu gehören neben Mali, Libyen und der Zentralafrikanischen Republik auch Burkina Faso und Niger.

Während Russland seine militärische Präsenz ausbaut, verschafft es sich auch Zugang zu strategisch wichtigen Rohstoffen in diesen Ländern.

Afrikas Mineralreichtum

Laut dem Internationalen Währungsfonds befinden sich etwa 30 Prozent der weltweit kritischen Mineralreserven in der Subsahara-Region Afrikas.

Allein Kongo verfügt über mehr als 70 Prozent des weltweiten Kobalts, einem wichtigen Mineral, das in Batterien für Smartphones, Computer und Elektrofahrzeuge verwendet wird.

Das von Konflikten zerrüttete Land gilt auch als das weltweit wohlhabendste Land in Bezug auf Rohstoffe, mit unerschlossenen Mineralvorkommen im Wert von mehr als 24 Billionen US-Dollar.

Ein Bergarbeiter hält am 12. Oktober 2022 einen Kobaltstein in der Shabara-Mine in der Nähe von Kolwezi im Kongo. Foto: Junior Kannah/AFP über Getty Images)

Zu den anderen Ländern in der Region mit bedeutenden kritischen Mineralreserven gehören Südafrika, Guinea, Simbabwe, Gabun, Mosambik und Tansania.

Diese Mineralien – wie Kupfer, Kobalt, Mangan und Lithium – sind das Herzstück der alltäglichen Elektronik. Über Konsumgüter hinaus spielen sie eine entscheidende Rolle bei hochpräzisen Waffen und anderen Verteidigungstechnologien und sind somit für die nationale Sicherheit von entscheidender Bedeutung. Ferner sind sie der Schlüssel zur Beschleunigung des Übergangs hin zur Elektromobilität und alternativen Energielösungen, was zu Bidens Klimaagenda passt.

China aktiv in Afrikas Bergbau- und Mineralindustrie

In den vergangenen Jahren hat China massiv in die Bergbau- und Mineralgewinnungs-Industrie Afrikas investiert – insbesondere in Ländern wie dem Kongo, Ghana, Namibia, Nigeria, Südafrika und Sambia.

Daher besitzt China einen Großteil der großen industriell genutzten Kobaltminen im Kongo. Etwa 80 Prozent der Kobaltproduktion dieses Landes befinden sich mittlerweile im Besitz chinesischer Unternehmen. Von Afrika geht das Kobalt nach China, wo es verarbeitet und von dort aus dann weltweit an die Batteriehersteller verkauft wird.

Ein Förderband transportiert Rohkobaltbrocken nach einer ersten Umwandlung in einer Anlage in Lubumbashi am 16. Februar 2018, bevor sie zur Raffinierung hauptsächlich nach China exportiert werden. Foto: Samir Tounsi/AFP via Getty Images

China dominiert auch den Markt für kritische Mineralien, indem es Rohstoffe aus anderen Ländern wie dem Kongo verarbeitet und veredelt. Das Land importiert größtenteils Rohmineralien und verarbeitet sie zu verwertbaren Zwischenprodukten, wodurch es eine erhebliche Kontrolle über die Lieferkette erhält.

„Ich denke, die Chinesen sehen in Afrika eine Chance, weil sie sehen, dass sich die USA in der Vergangenheit nicht für die Region engagiert hat“, sagte Walsh. Die USA hätten sich in Afrika weit weniger engagiert als in jedem anderen Teil der Welt, mit Ausnahme der Pazifikinseln, so Walsh weiter.

Kampf um Zugang zu strategischen Mineralien

Die Bemühungen der Biden-Regierung, Chinas Einfluss in Afrika entgegenzuwirken, sind im Kampf um den Zugang zu den strategischen Mineralien des Kontinents von großer Bedeutung, äußern verschiedene Experten.

Chinas Außenminister Wang Yi schüttelt seinen Amtskollegen Yassine Fall aus Senegal (l.) und Jean-Claude Gakosso aus der Republik Kongo am Ende einer Pressekonferenz beim Forum für chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit am 5. September 2024 in Peking die Hand. Foto: Greg Baker/AFP über Getty Images)

Sie sagen, dass die USA noch einen langen Weg vor sich habe, aber die jüngsten Initiativen würden helfen, die Lücke zu schließen.

„Es besteht kein Zweifel, dass die Eisenbahnstrecke nach Lobito den Chinesen irgendwann die Kontrolle über Mineralien und andere Rohstoffe entziehen wird“, sagte Candice Moore, eine Spezialistin für die US–Afrika-Beziehungen an der Wits University in Johannesburg, Südafrika. Epoch Times interviewte ihn Anfang des Jahres.

„Sie [die Bahn] wird sie [die Mineralien] an die Westküste Afrikas und von dort zu den westlichen Märkten bringen, anstatt zu ostafrikanischen Häfen, von denen aus sie traditionell nach Osten verschifft wurden.“

Angola ist zweitgrößter Diamantenproduzent

Angola, das mit angeschlossen an die Bahnstrecke ist, ist Afrikas zweitgrößter Diamantenproduzent. Das Land ist auch ein bedeutender Produzent von Kupfer und Öl. Sambia als weitere Anschlussstation der Lobito-Bahnstrecke ist einer der weltweit größten Produzenten von Kupfer und Kobalt.

Laut Biden gehe es beim Lobito-Korridor-Projekt überhaupt nicht um das reine Schienen verlegen.

„Es geht darum, Arbeitsplätze zu schaffen, den Handel zu steigern, die Lieferketten zu stärken, die Konnektivität zu fördern und Grundlagen zu schaffen, die den Handel und die Ernährungssicherheit für Menschen in mehreren Ländern stärken“, sagte der US-Präsident während des G20-Gipfels in Indien im Jahr 2023.

“Dies ist eine bahnbrechende regionale Investition“, so Biden.

Das Infrastrukturprojekt wird von der US-Regierung, der Afrikanischen Entwicklungsbank und einem Konsortium unter der Leitung des Rohstoffhändlers Trafigura finanziert.

Peking finanziert den Bau von Straßen, Stauseen, Eisenbahnen und Technologiezentren

Im Rahmen der Seidenstraßen-Initiative hat Peking seit dem Jahr 2013 den Bau von Straßen, Stauseen, Eisenbahnen, Technologiezentren und anderer Infrastruktur in Afrika im Wert von Hunderten Milliarden US-Dollar finanziert.

Kritiker sagen, dass Pekings Initiative Afrika in eine Schuldenfalle getrieben hat, da der Kontinent China insgesamt 73 Milliarden US-Dollar schuldet.

Dennoch haben 52 der 54 afrikanischen Länder Abkommen mit China geschlossen.

Bauarbeiter arbeiten am 4. September 2024 auf einer Autobahnbaustelle in der Nähe von Abidjan, Elfenbeinküste. Foto: Issouf Sanogo/AFP über Getty Images

Was wollen Trump oder Harris?

Während Biden die Beziehungen zu Afrika stärken und das Gelingen des Lobito-Korridor-Projekts sicherstellen will, ist ungewiss, wie sich die Beziehungen zwischen den USA und Afrika unter der nächsten US-Regierung entwickeln werden.

Weniger als drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl haben weder Vizepräsidentin Kamala Harris noch der ehemalige Präsident Donald Trump ihre Pläne für Afrika bekannt gegeben.

„Keiner von uns weiß wirklich, was Trump oder Harris mit den Beziehungen zwischen den USA und Afrika vorhaben“, so Walsh. „Es war für keinen der beiden Wahlkampfteams wirklich ein wichtiges Thema“, erklärt er. Das Thema Afrika sei nicht politisiert und würde die Entscheidungen der US-Wähler nicht beeinflussen.

Geologe sieht nationale Sicherheit bedroht

Trotz der weltweit steigenden Nachfrage bleibt das volle Potenzial Afrikas bei seltenen Erden und kritischen Mineralien aufgrund der geringen Erschließung der Bodenschatzvorkommen ungenutzt.

Dies stellt eine Chance für die USA dar, so der Geologe Ned Mamula, Mitautor des Buches „Undermining Power: How To Overthrow Mineral, Energy, Economic and National Security Disinformation“ (Untergrabung der Macht: Wie man die Desinformation über Mineralien, Energie, Wirtschaft und nationale Sicherheit überwindet).

„Afrika hat im Vergleich zu anderen Teilen der Welt nicht viel Bergbau betrieben“, sagte er der Epoch Times. “Sie sind relativ reich an Bodenschätzen und haben viel zu bieten.“

Mamula kritisiert jedoch die seit Langem bestehenden US-Umweltvorschriften, die seiner Meinung nach den heimischen Bergbau behindern.

Geologe sieht eine Bedrohungslage

Er argumentiert, dass die starke Abhängigkeit der USA von China und anderen Ländern bei kritischen Mineralversorgungsketten eine erhebliche Bedrohung für die amerikanische Sicherheit darstellt.

„Sehen Sie, jeder Kontinent verfügt über Bodenschätze“, so Mamula weiter. “Davon gibt es auf der Erde reichlich. Das Problem ist, sie abzubauen und zu einem Metall oder etwas Nützlichem für die Wirtschaft verarbeiten zu können.“

Peking dominiert die globalen Lieferketten für kritische Mineralien und ist für etwa 60 Prozent der weltweiten Produktion und 85 Prozent der Verarbeitungskapazität verantwortlich.

Mamula ist überzeugt, dass das Lobito-Korridor-Projekt zwar von Bedeutung ist, aber keine Lösung für den Mangel an kritischen Mineralien und die Abhängigkeit von China darstellt.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Biden Looks to Cement US Influence in Africa“. (deutsche Bearbeitung er) 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion