Bewegung im Streit um Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene
In den Streit um die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene kommt Bewegung: Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller, Leiter der Glaubenskongregation im Vatikan, schließt die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene nicht aus – jedenfalls „in extremen Einzelfällen“. Zwar könne keine allgemeine Zulassung zur Kommunion für solche Gläubige gewährt werden, so Müller im Gespräch mit dem „Focus“. „Aber in gewissen Fällen kann es eine Zulassung im Gewissensbereich geben“.
So sehe das auch das Familiaris consortio Nummer 84 – ein Apostolisches Schreiben von Johannes Paul II. aus dem Jahr 1981 – vor. „In dieser Richtung kann man weiterdenken“, sagte der deutsche Kardinal. Als Kriterium müsse nach „theologisch verantwortbaren Gesichtspunkten“ vorgegangen werden. Im Vatikan tagen derzeit mehr als 300 Bischöfe und Experten zur Familienpastoral. Ein Thema ist dabei, ob in Zukunft wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen werden. Nach „Focus“-Recherchen denkt man im Vatikan darüber nach, auf lokaler Ebene ein Beratungsgremium, ein „Forum internum“, einzurichten, das „bestimmte Regeln und Gesichtspunkte für den Gewissensbereich formuliert und Betroffenen die richtigen Ratschläge gibt“, so ein Kurialer. Dabei müsse aber darauf geachtet werden, dass das Ehesakrament nicht in Frage gestellt werde. Zum Auftakt der Synode hatten konservative Kardinäle, darunter Müller, den Papst in einem Brief davor gewarnt, die Lehre durch zu weitgehende Reformen zu schwächen. Als Beispiel nannten die Unterzeichner den „Kollaps der protestantischen Kirchen in der Moderne“. Eine entscheidende Rolle könnte die deutschsprachige Gruppe spielen. Die Synoden-Teilnehmer beraten in Sprachzirkeln – und zum deutschen gehören der oberste Glaubenshüter Müller und die Speerspitze der Reformer, Ex-Kurienkardinal Walter Kasper. Beide sind weltweit anerkannte Theologen. „Wenn sich die Gruppe um diese beiden auf Reformvorschläge einigt, kommt das einer Quadratur des Kreises gleich, denn alles hätte den Stempel des Glaubenspräfekten“, so ein Insider.
(dts Nachrichtenagentur)
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