Bestechungsskandal an US-Unis: Reiche Chinesen zahlen Millionen für einen Studienplatz für ihre Kinder
Fu Rao ist erst 16 Jahre alt, doch ihre Karriereplanung ist bereits in vollem Gange. Die junge Chinesin soll an einer renommierten Universität in den USA studieren. Damit das klappt, haben die Eltern 250.000 Yuan (31.500 Euro) an eine Agentur bezahlt, die Fu im Kampf um die Hochschulzulassung unterstützt.
18 Monate dauern die Vorbereitungen bereits. In dieser Zeit hat eine Lektorin Fus Aufsätze und den Lebenslauf redigiert. Den Uni-Eintrittstest SAT hat das Mädchen bereits vier Mal absolviert, um die nötige Punktzahl zu erreichen.
Außerdem hat Fu gelernt, sich über American Football zu unterhalten und als Freiwillige in einem Waisenhaus in Kambodscha gearbeitet. „Viele Schüler engagieren sich für Kinder in Schulen auf dem Land. Damit meine Bewerbung aus der Menge heraussticht, musste ich etwas anderes machen“, erklärt die 16-Jährige.
Fast 6 Millionen Euro für einen Studienplatz
Fu ist kein Einzelfall. Mit wachsendem Wohlstand setzen immer mehr chinesische Familien viel daran, ihre Kinder an ausländischen Universitäten unterzubringen. Wie weit manche dabei gehen, zeigt der Bestechungsskandal um Zulassungen an US-Eliteuniversitäten.
Eine chinesische Familie hatte 6,5 Millionen Dollar (5,9 Millionen Euro) bezahlt, damit die Tochter in Stanford studieren kann, eine andere 1,2 Millionen Dollar für die Zulassung in Yale.
Felicity Huffman zur zweiwöchigen Haft verurteilt
Dutzende Eltern, unter ihnen auch Prominente wie die „Desperate Housewives“-Darstellerin Felicity Huffman, gaben inzwischen vor Gericht zu, sich mit Bestechungsgeldern den Zugang zur Uni für ihre Kinder erkauft zu haben.
Die Schauspielerin hatte ein Bestechungsgeld von 15.000 Dollar gezahlt, damit falsche Antworten ihrer Tochter in dem Uni-Eintrittstest SAT korrigiert wurden.
Huffman wurde am Freitag als erste von rund 30 im Zuge des Skandals beschuldigten Müttern und Vätern in den USA verurteilt. Sie muss 14 Tage in Haft und steht danach ein Jahr lang unter Bewährung, außerdem muss sie 30.000 Dollar Strafe zahlen und 250 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
Wohlhabende und prominente Eltern in Bestechungspraktiken verwickelt
In die im März aufgeflogenen Bestechungspraktiken waren noch zahlreiche andere wohlhabende und teilweise prominente Eltern verwickelt, darunter die Schauspielerin Lori Loughlin („Full House“). Loughlin und ihr Ehemann plädierten jedoch im Gegensatz zu Huffman auf nicht-schuldig, ihr Prozess steht noch aus.
Vor Huffman verurteilt wurde aber bereits John Vandemoer, ein früherer Segeltrainer an der kalifornischen Stanford-Universität. Gegen ihn wurde im Juni ein sechsmonatiger Hausarrest und eine Geldstrafe von 10.000 Dollar verhängt. Vandemoer hatte sich schuldig bekannt, insgesamt 610.000 Dollar an Bestechungsgeldern angenommen zu haben. Im Gegenzug empfahl er die Kinder reicher Eltern für die Segelteams der Stanford-Universität, was ihnen die Zulassung zu der Hochschule ermöglichte.
Organisiert wurde das ausgeklügelte Korruptionsnetzwerk von William Singer. Er ließ die Prüfungsergebnisse wenig qualifizierter Hochschulanwärter fälschen und bestach Trainer, die überdurchschnittliche sportliche Leistungen bescheinigten, um Anwärtern ein Sport-Stipendium zuzuschanzen.
Singers kriminelle Organisation sammelte so insgesamt 25 Millionen Dollar von Eltern ein. Auch Singer bekannte sich schuldig und kooperiert mit der Justiz.
„In der Branche spricht man von Schenken und nicht von Bestechungen“
„In der Branche wird von Schenken und nicht von Bestechung gesprochen“, sagt ein ehemaliger chinesischer Vermittler, der namentlich nicht genannt werden will. 10.000 Dollar seien das Minimum. Im Schnitt liege das „Geschenk“ bei 250.000 Dollar.
Der Rat an die Eltern sei, „Abkürzungen“ zu finden, um das übliche Zulassungsverfahren zu umgehen, sagten ehemalige und noch aktive Vermittler übereinstimmend der Nachrichtenagentur AFP.
Ich habe Sachen gemacht, auf die ich nicht stolz bin‘, gibt ein Ex-Vermittler zu. ‚Zum Beispiel habe ich Eltern unterstützt, Zeugnisse zu schönen und Sportnachweise zu fälschen. Stümperhafte Aufsätze haben Profis umgeschrieben.“
Chinesische Schüler setzen im Ausland alles auf eine Karte
Chinesische Schüler, die im Ausland studieren wollen, setzen alles auf eine Karte. Um sich auf die Uni-Zulassung in den USA, Großbritannien oder Australien zu konzentrieren, nehmen sie nicht am Gao Kao teil, der Zugangsprüfung für chinesische Hochschulen.
„Wenn es dann mit dem Auslandsstudium nicht klappt, ist es sehr schwierig, noch im chinesischen System zu studieren“, sagt Huang Yinfei, Fus Mutter. „Es gibt dann kein Zurück mehr.“
Immer mehr chinesische Studenten im Ausland
Fast ein Drittel der ausländischen Studierenden in den USA kommt aus China. Doch im März ist ihre Zahl zum ersten Mal seit zehn Jahren gesunken – vermutlich aufgrund der politischen Spannungen zwischen den beiden Ländern. In Großbritannien machen Chinesen sogar die größte Gruppe unter den Studenten aus dem Ausland aus; im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Bewerber um 30 Prozent.
„Aber ein ausländischer Uni-Abschluss ist heute keine Garantie mehr für eine bessere Job-Perspektive in China“, sagt Gu Huini, Gründer der Zulassungsagentur Zoom In.
„Deshalb versuchen die Eltern umso verzweifelter, ihre Kinder in renommierte Unis zu bringen und glauben, je früher sie anfangen, desto besser die Chancen im Wettbewerb.“ Eine Agentur bietet deshalb bereits Schreib- und Debattierkurse für Erstklässler an. (afp)
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