Deutsche Waffen spielen im Jemen-Krieg größere Rolle als angenommen
Deutsche Waffen spielen im Jemen-Krieg einem Bericht zufolge eine weitaus größere Rolle als bislang bekannt. Die Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Saudi-Arabiens benutzten deutsche Rüstungstechnologie für See-, Land- und Lufteinsätze in dem Bürgerkriegsland, berichtete des Recherchebündnis #GermanArms am Dienstag.
Das Bündnis ist ein gemeinsames Projekt des ARD-Magazins „Report München“, des Magazins „Stern“, des niederländischen Recherchebüros Lighthouse Reports, des internationalen Investigativnetzwerks Bellingcat und der Deutschen Welle.
Das Team habe durch Analyse von Video- und Satellitenbildern eine ganze Reihe aus Deutschland ausgeführter Waffensysteme im Jemen lokalisieren können, hieß es in dem Bericht. Demnach sei ein aus Deutschland stammendes Kriegsschiff der Frankenthal-Klasse der VAE im Jahr 2017 auf Satelliten- und Videobildern im Hafen von Mocha zu sehen, den kurz zuvor Truppen der saudiarabisch geführten Koalition erobert hatten.
Deutsche Waffentechnik auf Fahrzeugen
Das Rechercheteam habe außerdem Fahrzeuge der emiratischen Armee in Aden und bei Al-Chawchah im südwestlichen Jemen ausfindig gemacht, die mit sogenannten Fewas-Waffenstationen des deutschen Unternehmens Dynamit Nobel Defence (DND) ausgerüstet gewesen seien. Zudem sei auf einem Video einer arabischen Nachrichtenagentur aus dem Oktober 2018 ein Panzer des Typs Leclerc identifiziert worden. Dieses Modell werde von Motoren der deutschen Firma MTU angetrieben.
Der im Jemen eingesetzte Panzer auf dem Video verfügt den Angaben zufolge offenbar über das aus Deutschland stammende Schutzsystem des Typs Clara der Firma DND. Auch für den Einsatz der Kampfjets Eurofighter und Tornado sowie des Tankflugzeugs Airbus A330 MRTT durch die saudische Luftwaffe habe das Team Indizien gefunden. Sämtliche Flugzeuge seien mit wichtigen Komponenten aus Deutschland ausgestattet.
Bundesregierung hat keine Erkenntnisse zum Einsatz
Vertreter der Bundesregierung hatten den Angaben zufolge versichert, ihnen lägen keine Erkenntnisse zum Einsatz deutscher Rüstungstechnologie im Jemen-Krieg vor.
Für SPD-Fraktionsvize Rolf Mützenich zeigen die Recherchen, „dass unser Kompass in der Außenpolitik in den vergangenen Jahren versagt hat“. Er habe schon seit längerer Zeit befürchtet, dass Waffen, die einst aus Deutschland in Spannungsgebiete geliefert worden seien, nun Konflikttreiber geworden seien.
Die Bundesregierung wollte dem Bericht zufolge zu den Hinweisen auf einzelne Waffensysteme zunächst keine Stellung nehmen. Die betroffenen Hersteller verwiesen darauf, dass sie sich stets im Rahmen der Gesetze bewegt hätten. (afp)
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