Chinas Wirtschaft vor weiterem Abrutschen – Peking vertuscht die wahre Lage

Um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt sieht es düster aus. Chinesische Aktien befinden sich im freien Fall. Millionen junger Chinesen sind arbeitslos. Analysten haben wenig Hoffnung für Chinas Zukunft.
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Ein paramilitärischer Polizist steht am 26. Juli 2023 am Eingang des Außenministeriums in Peking Wache.Foto: Greg Baker/AFP via Getty Images
Von 23. August 2023

Chinas Konsumsektor befand sich im Juli zum ersten Mal seit zwei Jahren in der Deflation. Wegen der weltweit sinkenden Nachfrage nach chinesischen Produkten ist der Im- und Export eingebrochen. Auch der riesige Immobiliensektor – einst tragende Säule des chinesischen Wirtschaftswachstums – steht kurz vor dem Ruin.

Angesichts der sich abzeichnenden Krise greift Peking auf sein altbewährtes Rezept zurück: die schlechte Lage möglichst zu vertuschen.

Als am 15. August die Jugendarbeitslosigkeit Rekordhöhen erreichte, gaben die chinesischen Behörden bekannt, dass sie vorerst keine weiteren Daten veröffentlichen werden und ihre Methodik überdenken müssten. Inzwischen ist jeder Fünfte zwischen 16 und 24 Jahren arbeitslos.

Pekings Zahlen kann man nicht trauen

„China veröffentlicht keine wahren Daten, denen man vertrauen kann“, sagte Lucia Dunn, emeritierte Wirtschaftsprofessorin der Ohio State University in den USA, gegenüber Epoch Times. „Sobald etwas veröffentlicht wird, das für die Kommunistische Partei Chinas ungünstig ist, wird es sofort entfernt.“

Ein ähnliches Muster sei beim Umgang mit der Corona-Pandemie zu beobachten gewesen. Als Peking im Januar 2020 den weltweit ersten Lockdown im Epizentrum des Virus, Wuhan, verhängte, überprüften die Professorin und einige andere Forscher die chinesischen Infektions- und Todeszahlen. Dazu zogen sie sowohl offizielle Daten aus China als auch Berichte von Arbeitern aus überfüllten Krematorien in der Stadt heran. Das Ergebnis: Die Zahlen klafften weit auseinander. Die inoffiziellen Zahlen waren fünf- bis zehnmal höher als die offiziellen.

Das Gleiche wiederholte sich Ende 2022, als eine neue Corona-Welle über China hereinbrach und Bestattungsunternehmen und Krankenhäuser lahmlegte. Die Kommunistische Partei Chinas (KPC) vertuschte das wahre Ausmaß. Die Behörden führten eine neue Definition von Corona-Todesfällen ein, bei der Menschen mit Vorerkrankungen nicht berücksichtigt wurden. Ärzte sagten damals in Interviews gegenüber Epoch Times, dass sie gewarnt wurden, COVID-19 in den Sterbeurkunden zu erwähnen.

Die Jugendarbeitslosigkeit ist nicht der einzige Bereich, über den die chinesischen Behörden Stillschweigen bewahren. Die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde befahl kürzlich inländischen Anwaltskanzleien, sich mit Aussagen über Geschäftsrisiken im Zusammenhang mit China zurückzuhalten, und riet ihnen, Formulierungen zu vermeiden, welche die Politik, Wirtschaft oder das Rechtssystem des Landes in ein schlechtes Licht rückten. Ansonsten würde es die Anwälte ihre Börsenzulassung im Ausland kosten.

Währungsmanipulation als Mittel zum Zweck

Der Wirtschaftsprofessorin Dunn zufolge will Peking mit diesen Maßnahmen vortäuschen, dass die chinesische Wirtschaft gesund ist. Um Stabilität zu suggerieren, manipuliere das Regime auch nach Belieben die Landeswährung. Dadurch würde Beobachtern von außen ein weiteres Instrument fehlen, Chinas wirtschaftliche Stärke einzuschätzen.

Über Währungsmanipulation kann China seine Waren im Ausland zu einem günstigeren Preis verkaufen. Das war im Sommer 2019 der Fall, als die Chinesische Volksbank den Yuan als Reaktion auf die neuen US-Strafzölle abwertete. Das US-Finanzministerium – damals noch unter Donald Trump – verurteilte Peking im Nachgang als Währungsmanipulator.

Im Juni dieses Jahres setzte das US-Finanzministerium China als eines von sieben Ländern hinsichtlich der Währungsmanipulation auf eine „Monitoring-Liste“. Peking sei nicht „transparent“ genug und würde sich aller möglichen Instrumente bedienen, die Währung zu seinem Vorteil auszuspielen.

Dunn sagte, dass sie in den letzten zehn Jahren viele chinesische Studenten getroffen habe. Sie hätten ihr nahegelegt, jede offizielle Zahl der Kommunistischen Partei Chinas zum Wirtschaftswachstum zu halbieren. Sie seien maßlos übertrieben.

„Menschen, die wirklich wissen, wie China funktioniert, haben schon immer Zweifel gehabt. Aber ich denke, jetzt wird es der Welt klar“, sagte sie.

Experte: Chinas autokratisches Wirtschaftsmodell hat ausgedient

Der chinesische Immobilienriese Evergrande meldete am 17. August in New York Konkurs an. Aktuell befindet sich das Unternehmen in Umstrukturierungsgesprächen, um ausländische Gläubiger auszuzahlen. Seine Zahlungsunfähigkeit im Jahr 2021 löste den Zusammenbruch des chinesischen Immobiliensektors aus.

Neben Evergrande gibt es zwei chinesische Bauträger, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen konnten: Country Garden und die staatlich unterstützte Sino-Ocean Group Holding. Die chinesische Treuhandgesellschaft Zhongrong International Trust mit einem Kapital von 108 Milliarden US-Dollar (Stand Ende 2022) konnte für mehrere Dutzend Produkte keine Gewinne auszahlen, an denen fast 30.000 Anleger beteiligt waren.

Angesichts der sich verschärfenden Lage im chinesischen Immobiliensektor haben mindestens vier große Maklerfirmen ihre Wachstumsaussichten für China gesenkt.

David Roche, Präsident und globaler Stratege bei Independent Strategy, glaubt, dass das Wirtschaftsmodell des autokratisch regierten Landes am Ende ist. Das chinesische Modell funktioniere nicht mehr, so der erfahrene Investor am Donnerstag gegenüber dem Sender „CNBC“. Die chinesische Wirtschaft habe eine große Zahl schon länger bestehender Probleme und könne sich nicht wieder zu alter Stärke aufraffen.

China könnte am Anfang einer Deflation stehen, nachdem die Verbraucherpreise im Juli um 0,3 Prozent gesunken waren. Die chinesische Zentralbank People’s Bank of China senkte am Dienstag überraschend zum zweiten Mal den Leitzins.

Die politische Führung befindet sich zwischen der Stimulierung der Wirtschaft und der Stützung der schwächelnden Währung in einer Zwickmühle. Der chinesische Yuan ist im Vergleich zum US-Dollar auf den niedrigsten Stand seit 2007 gefallen.

Kann Peking ein weiteres Abrutschen verhindern?

Analysten bezweifeln jedoch, dass Peking die Wirtschaft vor einem weiteren Abrutschen bewahren kann.

„Sie sagen rhetorisch: ‚Ja, wir wollen den chinesischen Markt attraktiver machen. Wir wollen ausländische Investitionen. Wir wollen, dass all diese Investoren kommen und China zu neuem Schwung verhelfen‘, aber ihre Handlungen zeigen das Gegenteil“, sagte Riley Walters vom Hudson Institut, das auf internationale Wirtschaft und nationale Sicherheit spezialisiert ist.

Die neuen undurchsichtigen Regeln des im Juli in Kraft getretenen Anti-Spionage-Gesetzes „schrecken Investoren wirklich ab“, so Walters gegenüber Epoch Times. Das Gesetz soll angeblich verhindern, dass Informationen, welche die nationale Sicherheit betreffen, nicht weitergegeben werden. Tatsächlich ist die Anwendung des Gesetzes Auslegungssache des staatlichen Regimes.

„Es wird ein harter Weg für Peking in der Zukunft sein“, sagte er.

Dunn wies außerdem auf die strukturellen Probleme des Landes hin: 1. das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern, das durch die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik angeheizt wurde, 2. die weitverbreitete Bestechung im Handel und 3. die Menschenrechtsverletzungen, die „nicht mit den Werten der restlichen Welt übereinstimmen“.

Die chinesischen Behörden „haben andere Prioritäten, nämlich dass die Partei die Kontrolle behält“, sagte sie. Ihr Handeln sei nicht zuerst wirtschaftlich motiviert, sondern politisch, und von daher sei alles der Willkür der Partei ausgeliefert.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel With Economy in Crisis, China Resorts to Coverup. (deutsche Bearbeitung nh)



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