Barcelona gegen Massentourismus: „Touristen raus aus unserem Viertel“

Tausende gehen in Barcelona gegen Massentourismus und dessen Auswirkungen auf die Straße. Die Stadt sei überlaufen und „nicht mehr lebenswert" für Einheimische.
Von einer "Verminderung des Massentourismus jetzt" erhoffen sich viele Menschen einen bezahlbareren Wohnraum.
Von einer „Verminderung des Massentourismus jetzt“ in Spanien erhoffen sich viele Menschen einen bezahlbareren Wohnraum.Foto: Lorena Sopêna/EUROPA PRESS/dpa
Epoch Times7. Juli 2024

Tausende Menschen haben in Barcelona gegen Massentourismus und dessen Auswirkungen auf die meistbesuchte Stadt Spaniens demonstriert.

Unter dem Slogan „Genug! Lasst uns dem Tourismus Grenzen setzen“ marschierten nach Polizeiangaben am Samstag rund 2.800 Demonstranten durch die katalanische Regionalhauptstadt. Die Teilnehmer skandierten Slogans wie „Touristen raus aus unserem Viertel“ und sperrten Restaurant-Terrassen symbolisch mit rot-weißem Absperrband.

Gäste von Restaurants, die vor allem bei Urlaubern beliebt sind, wurden mit Wasser bespritzt. Demonstranten machten Leute per Wasserpistole nass – eine unerbetene Abkühlung.

Mieten stiegen um 68 Prozent

„Viele Läden müssen schließen und Geschäften weichen, die nicht die Bedürfnisse der Viertel befriedigen. Die Leute können ihre Miete nicht mehr bezahlen“, sagte die 35-jährige Demonstrantin Isa Miralles. Der 70-jährige Demonstrations-Teilnehmer Jordi Guiu betonte, er habe eigentlich nichts gegen Tourismus, doch Barcelona sei derart überlaufen, „dass unsere Stadt nicht mehr lebenswert ist.“

Proteste gegen den Massentourismus am 6. Juli 2024 in Barcelona. Foto: Josep Lago/AFP via Getty Images

Die für Sehenswürdigkeiten wie die Kathedrale Sagrada Familia und ihr reges Nachtleben berühmte Stadt im Nordosten Spaniens zählte im vergangenen Jahr mehr als zwölf Millionen Besucher. Die Mieten stiegen in den vergangenen zehn Jahren um 68 Prozent.

Manche Alteingesessene können sich solche Preise nicht leisten und werden in Trabantenstädte am Stadtrand verdrängt, junge Leute müssen weiter bei ihren Eltern wohnen.

Demonstrantinnen verpassen Urlaubern eine unerbetene Abkühlung aus Wasserpistolen.

Demonstranten verpassen Urlaubern eine unerbetene Abkühlung aus Wasserpistolen. Foto: Lorena Sopêna/EUROPA PRESS/dpa

„Tourists go home. You are not welcome“ stand in Barcelona auf mitgeführten Plakaten. Oder: „Reduzierung des Tourismus jetzt!“.

Offiziell hatte die Stadt Barcelona 1,6 Millionen Einwohner (Januar 2022). Für die Metropolregion wird mit etwa 4,5 Millionen gerechnet. Traditionelle Läden wie Gemüsehändler und Metzger werden durch Souvenirshops verdrängt.

Eine symbolische Absperrung gegen den Massentourismus am 6. Juli 2024. Foto: Josep Lago/AFP via Getty Images

Viele Wohnungen werden in Ferienwohnungen umgewandelt, was den Wohnungsmangel verschärft.

Vor zwei Wochen kündigte die Stadtverwaltung an, ab 2028 keine Ferienwohnungen für Touristen mehr zu erlauben. Stattdessen sollen die derzeit mehr als 10.000 Ferienappartements wieder Dauermietern zur Verfügung stehen. Auch eine App zur Lenkung von Besucherströmen wurde entwickelt.

Dieses Jahr 91 Millionen ausländische Besucher erwartet

Bis Ende Mai wurden schon 33,2 Millionen ausländische Touristen in dem Land mit knapp 48 Millionen Einwohnern gezählt. Schätzungen gehen davon aus, dass es bis zum Jahresende 91 Millionen Urlauber werden könnten, die rund 125 Milliarden Euro in die spanischen Kassen spülen werden.

Die Hochkonjunktur im Tourismus beschert Spanien derzeit bessere Wirtschaftsdaten als zum Beispiel Deutschland.

Demonstranten errichten eine symbolische Absperrung von Bars, Cafés und Restaurants während der Proteste gegen den Massentourismus auf Barcelonas Las Ramblas, am 6. Juli 2024. Foto: Josep Lago/AFP via Getty Images

Proteste auch in anderen Regionen

Auch in anderen spanischen Regionen wie Malaga, den Balearen oder den Kanarischen Inseln gab es in den vergangenen Monaten große Proteste gegen den Massentourismus.

Zu den von Einwohnern vorgebrachten Beschwerden gehören der durch die Vermietung von Ferienwohnungen angespannte Immobilienmarkt sowie die Lärm- und Umweltbelastung. (afp/red)



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