Bangladesch: Rücktritt von Premierministerin gefordert – 100 Tote bei neuen Protesten

Studentenführer rufen in Bangladesch zu einer landesweiten Kampagne des zivilen Ungehorsams auf. Die Regierung der Premierministerin gerät wegen tödlicher Polizeieinsätze gegen Demonstranten immer stärker unter Druck.
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Die Anti-Diskriminierungs-Studentenbewegung hielt am 3. August 2024 eine Kundgebung am Central Shaheed Minar in Dhaka ab, um Gerechtigkeit für die Opfer zu fordern, die bei den jüngsten landesweiten Gewalttaten während der Proteste gegen die Quotenregelung getötet wurden.Foto: Munir Uz Zaman/AFP via Getty Images
Epoch Times4. August 2024

Bei heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sind in Bangladesch örtlichen Medien zufolge fast 100 Menschen ums Leben gekommen. Die englischsprachige Zeitung „Daily Star“ berichtet von 90 Toten, die Zeitung „Prothom Alo“ von 99 Toten bei den regierungskritischen Protesten in der Hauptstadt Dhaka und in anderen Teilen des südasiatischen Landes.

Unter den Opfern seien auch 14 Polizisten. Zahlreiche Menschen seien verletzt worden. Offizielle Angaben der Behörden dazu gab es zunächst nicht. Im ganzen Land wurden weitere Todesfälle und Verlezte gemeldet, darunter in den nördlichen Distrikten Bogra, Pabna und Rangpur.

Am Sonntag versammelten sich in der Hauptstadt Dhaka wieder zahlreiche Demonstranten, die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein, um eine nächtliche Ausgangssperre durchzusetzen. Rund 200 Menschen wurden verletzt, auf Bildern waren brennenden Barrikaden zu sehen.

Die Demonstranten fordern inzwischen den Rücktritt der autokratisch regierenden Premierministerin Sheikh Hasina.

Militärangehörige stehen vor einem großen Porträt von Premierministerin Sheikh Hasina. Sie gilt als autokratisch regierende Premierministerin.

Militärangehörige stehen vor einem großen Porträt von Premierministerin Sheikh Hasina. Sie gilt als autokratisch regierende Premierministerin. Foto: Rajib Dhar/AP/dpa

Problemfall: Quotensystem

Seit Mitte Juli kamen bei gewaltsamen Zusammenstößen in Bangladesch nach staatlichen Angaben mindestens 200 Menschen ums Leben. Es gibt Hunderte Verletzte, rund 10.000 Menschen wurden festgenommen. Andere sprechen von weit mehr Toten.

Die Unruhen begannen mit Studentenprotesten, die eine Reform des Quotensystems für Regierungsstellen forderten, bei dem Arbeitsplätze mit loyalen Parteigängern besetzt werden. Die Quoten kommen Verwandten der Veteranen des Unabhängigkeitskriegs Bangladeschs gegen Pakistan im Jahr 1971 zu Gute.

Justizminister: Behörden seien „zurückhaltend“

Am Sonntag sagte Bangladeschs Justizminister Anisul Huq der BBC, die Behörden zeigten „Zurückhaltung“. „Wenn wir keine Zurückhaltung gezeigt hätten, hätte es ein Blutbad gegeben. Ich schätze, unsere Geduld hat Grenzen“, sagte er.

Der Großteil der Quote wurde von der Regierung mittlerweile zurückgefahren, jetzt wird Gerechtigkeit für die bei den Protesten Getöteten und Verletzten gefordert.

Premierministerin Sheikh Hasina Wajed. Foto: via dts Nachrichtenagentur

Internet ausgeschaltet

Die Regierung setzt die Armee ein. Es gibt eine Ausgangssperre. Zudem wurde am 17. Juli das mobile Internet abgeschaltet Tags darauf die Breitbandversorgung.

Erst am 24. Juli lief Breitband landesweit erneut an, ab 29. Juli sollten die 4G-Internetdienste zugänglich sein. Der Zugang zu Social-Media-Plattformen wie WhatsApp, Facebook, TikTok und YouTube bleibt eingeschränkt.

Internationale Beobachter bestätigen, dass es sich um einen von der Regierung angeordneten Shutdown handelte. Dadurch verhindere das Regime, dass die Welt erfährt, was vor sich geht, so „The Daily Star“.

Laut der Foreign Investors‘ Chamber of Commerce & Industries FICCI, der führenden Organisation, die die Interessen ausländischer Investoren vertritt, kostete der Shutdown die Wirtschaft wenigstens 10 Milliarden Dollar.

Menschenrechtsorganisationen werfen Hasina vor, gezielt gegen ihre Gegner und Kritiker vorzugehen sowie Tausende von ihnen festnehmen zu lassen. Auch Meinungs- und Pressefreiheit hätten unter ihrer Regierung gelitten. (dts/dpa/red)

Die Spannungen in Bangladesch nehmen wieder zu.

Die Spannungen in Bangladesch nehmen wieder zu. Foto: Rajib Dhar/AP/dpa



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