Baltischer Tunnel: Estland lehnt den chinesischen Plan ab – Finanzierung „unklar“

Estland lehnt den "Seidenstraßen"-Plan für den Bau des Tunnels zwischen Tallinn und Helsinki ab. Minister Aab zufolge sei die Finanzierung unklar, es gibt Umwelt-, Wirtschafts- und Sicherheitsbedenken. Estland und Finnland wollen nun gemeinsam einen alternativen Bau angehen.
Titelbild
Peter Vesterbacka, Mitbegründer der Finest Bay Area Development, bei einer Pressekonferenz über den Eisenbahntunnel Helsinki-Tallinn in Helsinki am 3. Dezember 2018.Foto: VESA MOILANEN/AFP über Getty Images
Von 4. August 2020

Jaak Aab, Minister für öffentliche Verwaltung der Republik Estland, gab bekannt, dass seine Regierung die Pläne zum Bau des Tallinn-Helsinki-Tunnels ablehnt, berichten „Politico“ und die estnische „Ärileht“. Der Tunnel ist Teil von Pekings „One Belt, One Road“-Initiative und sollte Chinas Einflussbereich auf die Arktis erweitern.

Finnland und Estland erwägen seit Jahren, ihre Hauptstädte, die durch den Finnischen Meerbusen getrennt sind, miteinander zu verbinden. Der Tunnel würde die Reisezeit der zweistündigen Fährfahrt, die täglich Tausende Menschen unternehmen, auf 20 Minuten verkürzen.

Als offiziellen Grund für die Ablehnung nannte Minister Aab „Umwelt-, Wirtschafts- und Sicherheitsbedenken“. Der Finanzplan sei zugleich „unklar“ und das Projekt liege „aus vielen Gründen nicht im öffentlichen Interesse“. Stattdessen werde die estnische Regierung direkt mit der finnischen Regierung an einem alternativen Tunnelplan arbeiten.

Projektentwickler hoffen auf ein Umdenken

Auf die Sicherheitsgründe ging die estnische Regierung nicht näher ein. Sie nannte allerdings zusätzlichen Kosten, welche mit „der Entwicklung und Aufrechterhaltung der nationalen Verteidigungsfähigkeiten“ verbunden sind.

„Es gibt keine finanzielle Deckung für die Erstellung eines Plans, die Bewertung der Auswirkungen und die Durchführung von Forschung“, zitiert „Ärileht“ den Minister.

Kustaa Valtonen vom Projektentwickler FinEst Bay Area Development sagte „Politico“, dass etwa 1.500 Seiten zusätzliche Planungsunterlagen bei den Behörden eingereicht worden seien, um Bedenken auszuräumen.

Eine formelle Mitteilung der estnischen Behörden gäbe es noch nicht und die Entscheidung von Aab sei „möglicherweise nicht endgültig“.

Baltischer Tunnel war Teil von Pekings „One Belt, One Road“-Initiative

Geplant war insgesamt eine 100 Kilometer lange Eisenbahn- und Straßenverbindung zwischen Tallinn und Helsinki, die Teil von Pekings „One Belt, One Road“-Initiative ist.

Wie „Reuters“ im Sommer 2019 berichtete, wurden die bisherigen Verträge mit drei chinesischen Firmen unterschrieben: China Railway International Group, China Railway Engineering Company und China Communications Construction Company. Der Geldgeber des Projektes ist Touchstone Capital Partners.

„Die Partnerunternehmen sind in ihren eigenen Fachgebieten die größten der Welt“, sagte Peter Vesterbacka. Vesterbacka ist Mitbegründer der Firma Finest Bay Development und der Entwickler des ehrgeizigen Projektes. Die Partner aus China seien nötig, da Finnland und Estland nur über begrenzte Ressourcen im Tunnelbau und bei Hochgeschwindigkeitszügen verfügten, sagte er. Nach Angaben von „Reuters“ erhielt das Projekt im März 2019 vorläufig 15 Milliarden Euro vom chinesischen Geldgeber.

Die „One Belt, One Road“-Initiative („Neue Seidenstraße“) ist Teil einer milliardenschweren wirtschaftlichen und politischen Agenda, um den chinesischen Handel und die Infrastruktur weltweit auszubauen. Neben dem See- und Landweg im Südost- und Zentralasien, Nahen Osten, Europa und Afrika, will Peking sein Netzwerk auch durch eine Route durch die Arktis erweitern. Das Projekt in Estland und Finnland wäre dazu ein wichtiger Schritt gewesen.

Estland und Finnland wollen den Tunnel gemeinsam bauen

Der estnische Tunnel wäre mit „Rail Baltica“ verbunden gewesen, welche von der EU finanziert wird. Die Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke wird später eine direkte Verbindung von Tallinn nach Mitteleuropa bilden.

Das Ministerium für Wirtschaft und Kommunikation arbeitete daran, sich mit Finnland über die gemeinsamen Absichten zu einigen. Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen, schreibt „Ärileht“.

Finnland will den Tunnel unter der Leitung beider Staaten gestalten und sieht ihn eher als längerfristiges Projekt an.



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