Pariser Bürgermeisterin: Autos raus aus Paris
Die Olympischen Spiele und die Paralympics von Paris sind beendet – doch die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat es nicht eilig, die Stadt in den vorolympischen Zustand zu versetzen. Im Gegenteil: Die Einschränkungen für den Autoverkehr während der großen Sportereignisse haben ihrer Ansicht nach gezeigt, dass es gut möglich ist, den Platz für klimaschädlichen Individualverkehr in Paris dauerhaft zu verringern.
„Ich bekräftige, dass nach dem Ende der Olympischen Spiele die Autos nicht wieder direkt vor dem Eiffelturm vorbeifahren“, sagte Hidalgo kürzlich der Zeitung „Ouest-France“.
In den vergangenen Monaten war nicht nur die Schnellstraße zwischen Eiffelturm und Seine gesperrt gewesen, sondern auch die Iena-Brücke in der Nähe des Wahrzeichens. Den frei gewordenen Raum hatten umgehend Scharen von Fußgängern und Radfahrern eingenommen.
Place de la Concorde teilweise begrünen
Seit Langem schon hat die Pariser Bürgermeisterin die geschichtsträchtige Place de la Concorde im Visier: Dort rollten die Köpfe von Monarchen und Revolutionären, dort wurde der Obelisk von Luxor errichtet und dort endet alljährlich die Militärparade zum französischen Nationalfeiertag.
In den vergangenen Jahren war der Platz vor allem ein chaotischer, dauerverstopfter Verkehrsknotenpunkt. Bis zu 5.400 Fahrzeuge pro Stunde wurden dort gezählt. Doch seit dem vergangenen Jahr wurden die Autos mehr und mehr verdrängt. Zunächst beherbergte der Platz während der Rugby-Weltmeisterschaft 2023 eine Fanzone, die sich über mehrere Fahrspuren erstreckte.
Im August fanden dann die olympischen Wettkämpfe in Breaking, BMX und und Skateboarding auf der komplett verkehrsberuhigten Place de la Concorde statt.
Ziel der Stadt ist es nun, den Autoverkehr dauerhaft einzuschränken und bis zu 40 Prozent des Platzes zu begrünen. Eine Kommission mit Historikern und Klimaexperten hat hierzu Leitlinien erarbeitet: Fußgänger und Radfahrer sollen mehr Raum bekommen.
Dabei soll die Geometrie des Platzes, der auf der Achse vom Louvre zum Triumphbogen liegt, erhalten bleiben. Bis zum Januar sollen die Architekten ausgewählt werden.
„Alle haben gesehen, dass es funktioniert. Wir dürfen jetzt bloß nicht mehr in die Vergangenheit zurückfallen“, sagte David Belliard, der Verkehrsbeauftragte der Stadt. Gleich am ersten Tag nach dem Ende der Paralympics kündigte Hidalgo zudem an, das Tempolimit auf der Stadtautobahn von 70 auf 50 Kilometer pro Stunde zu reduzieren.
Kritik wächst: „undemokratisches Vorgehen“
Die sozialistische Bürgermeisterin, die seit 2014 im Amt ist und 2020 wiedergewählt wurde, setzt auf eine bewährte Methode: Wann immer es einen Anlass gab, den Autoverkehr einzuschränken, tat sie dies „testweise“ – und am Ende blieb es dabei.
So ebnete das Sommerfest „Paris Plages“ den Weg für die Sperrung des Seine-Ufers für den motorisierten Verkehr. Die Corona-Pandemie bot die Möglichkeit, zahlreiche Radwege einzurichten, die seitdem immer weiter ausgebaut wurden.
Ihr Kampf gegen Autos, die die Pariser Luft verschmutzen und die Stadt verstopfen, hat Hidalgo zahlreiche Feinde eingebracht – allen voran die Bewohner der Vorstädte, die häufig schlecht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sind.
Ihre Politik trage dazu bei, „Menschen zu stigmatisieren, die gezwungen sind, mit dem Auto zu fahren“, kritisierte kürzlich Verkehrsminister Patrice Vergriete.
Ihre politische Erzfeindin Valérie Pécresse, die konservative Regionalpräsidentin der Pariser Region Ile-de-France, wirft der Bürgermeisterin „undemokratisches Vorgehen“ vor.
Die Pläne träfen vor allem die „Schichtarbeiter, die keine andere Wahl haben“, kritisierte sie. „Die Luftverschmutzung verschwindet nicht, sondern verlagert sich“, meinte sie und verwies darauf, dass die Autofahrer sich dann andere Wege suchen würden.
Auch der Pariser Polizeipräfekt Laurent Nuñez zeigt sich skeptisch. „Meine Richtschnur ist, dass der Verkehr läuft“, beschied er der Bürgermeisterin kürzlich. Diese wird nun darauf pochen, dass die Olympischen Spiele gezeigt hätten, dass die Stadt mit weniger Autos an Lebensqualität gewinnt. (afp/red)
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