Autorin prangert „faschistisches Regime“ unter Erdogan in der Türkei an
Als „faschistisches Regime“ unter der Kontrolle eines einzigen Mannes – so sieht die türkische Autorin Asli Erdogan ihr Heimatland unter Präsident Recep Tayyip Erdogan.
„Ich denke, es ist ein faschistisches Regime. Es ist noch nicht wie das Deutschland der 1940er Jahre, aber der 1930er“, sagt die Schriftstellerin im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP in Frankfurt am Main, wo sie seit einigen Monaten im Exil lebt. „Das Ausmaß der Dinge in der Türkei ist wie in Nazi-Deutschland.“
Ein entscheidender Faktor für diese Entwicklung in der Türkei sei das Fehlen eines unabhängigen Justizsystems, sagt die Romanautorin, die unter dem Vorwurf der Terrorpropaganda für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) mehr als vier Monate in ihrer Heimat im Gefängnis saß. Zwar kam die 51-Jährige im Dezember 2016 frei, doch dauerte es bis September 2017, bevor sie ihren Pass zurückbekam und ausreisen konnte. Seitdem lebt sie mit einem Stipendium in Frankfurt im Exil.
Aus ihrer Sicht ist Präsident Erdogan seit Inkrafttreten des Präsidialsystems nach seinem erneuten Wahlsieg Ende Juni „fast allmächtig“. „Er entscheidet über den Preis von Medikamenten, die Zukunft des klassischen Balletts, seine Familienmitglieder sind verantwortlich für die Wirtschaft“, sagt sie. Selbst für die Oper sei er zuständig, obwohl er sie hasse. „Das ist das Nette am Faschismus – manchmal ist er so lächerlich lustig.“
Die nächste Anhörung in ihrem Verfahren, in dem ihr eine lebenslange Haftstrafe drohen könnte, ist für Oktober angesetzt. Doch wann das Urteil fällt, ist offen. Die Autorin von acht Büchern, die teilweise auch auf Deutsch übersetzt wurden, findet das Warten selbst im sicheren Deutschland „fast unerträglich“. „Eines der schlimmsten Dinge, die man Menschen antun kann, ist es, sie über ihr Schicksal im Dunkeln zu belassen“, sagt Erdogan, die nicht mit dem gleichnamigen türkischen Präsidenten verwandt ist.
Seit sie die Türkei verlassen hat, hat sie noch keinen Satz geschrieben. Auch anderthalb Jahre nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis macht ihr die Erinnerung zu schaffen. Sie leidet unter Schlaflosigkeit, Depressionen und Gesundheitsproblemen, doch irgendwann will sie ihre Gefängniserfahrung aufschreiben, auch wenn es gewiss eine „sehr schwere Konfrontation“ werde. Sie meint: „In der Literatur muss man mehr als 200 Prozent ehrlich sein.“ (afp)
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