Auto-Attacke in New Orleans: 15 Todesopfer – Täter laut Biden IS-Anhänger
Der Attentäter von New Orleans ist laut eigenen Aussagen von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) zu seinem Angriff bewegt worden. Das gehe aus Videos hervor, die der Mann nur wenige Stunden vor der Tat ins Internet gestellt habe, sagte US-Präsident Joe Biden unter Berufung auf Ermittlungen der Bundespolizeibehörde FBI.
In dem Wagen, mit dem der 42-Jährige namens Shamsud-Din J. den Anschlag verübt hatte, wurde zudem eine Flagge des IS gefunden. In den Aufnahmen, die er in sozialen Netzwerken postete, ließ der Täter laut Biden erkennen, dass er getrieben sei „vom Verlangen, zu Töten“.
Täter war US-Staatsbürger
Nach Angaben des FBI wurden bei dem Anschlag 15 Menschen getötet und Dutzende verletzt. Biden betonte, dass der Täter nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler im Bundesstaat Texas geboren wurde und US-Staatsbürger war. Dort war er offenbar als Immobilienmakler tätig. Früher war er Soldat der US-Armee, in der er jahrelang als IT-Spezialist diente. In einem vor vier Jahren auf Youtube veröffentlichten Video, in dem er seine Maklerdienste anbot, rühmte sich Jabbar selbst als „harter Verhandlungspartner“.
Aus von der „New York Times“ veröffentlichten Strafregistern geht hervor, dass er zweimal wegen kleinerer Delikte angeklagt wurde: 2002 wegen Diebstahls und 2005 wegen Fahrens ohne gültigen Führerschein. Der Zeitung zufolge war Jabbar zweimal verheiratet, wobei seine zweite Ehe im Jahr 2022 geschieden wurde.
Im Scheidungsverfahren schilderte er dem Anwalt seiner Frau in einer E-Mail seine finanziellen Probleme. „Ich kann mir die Raten für das Haus nicht leisten“, schrieb er laut „NYT“. Seine Immobilienfirma habe im Jahr zuvor mehr als 28.000 Dollar Verlust gemacht. Auch habe er wegen der Anwaltskosten tausende Dollar an Kreditkartenschulden.
Die Georgia State University bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, dass ein Mann namens Shamsud-Din Jabbar dort von 2015 bis 2017 studiert und einen Bachelor-Abschluss im Fach Computersysteme gemacht habe.
Hier ein Video aus dem Jahr 2020:
Hättet ihr diesem Mann zugetraut, dass er seit vielen Jahren knallharter Islamist war und sich nun mit einer ISIS Fahne in ein Auto setzte und 15 Menschen tot fuhr? pic.twitter.com/5QTYVCMKQS
— Koko Lores 🇩🇪 (@123Koko_) January 1, 2025
Als US-Soldat offenbar ehrenhaft entlassen
In dem Youtube-Video, das AFP sehen konnte, das später aber von der Plattform gelöscht wurde, gab Jabbar an, lange beim US-Militär als IT-Spezialist gedient zu haben. Durch diese Erfahrung habe er ein Verständnis für guten Service entwickelt und dafür, auf alles zu achten, „um sicherzustellen, dass alles reibungslos abläuft“, sagte der Ex-Armeeangehörige mit einem Südstaatenakzent.
Die US-Bundespolizei FBI bestätigte in ihrer Pressekonferenz nach der tödlichen Auto-Attacke, dass Jabbar US-Soldat war und offenbar ehrenhaft entlassen wurde. Laut Pentagon hatte er von 2007 bis 2015 im Personalmanagement und als IT-Fachmann für die US-Armee gearbeitet und ihr danach bis 2020 als Reservist angehört. Ein Armeesprecher sagte, Jabbar habe von Februar 2009 bis Januar 2010 in Afghanistan gedient und am Ende seines Dienstes den Rang eines Feldwebels gehabt.
US-Präsident Biden bekräftigte außerdem Erkenntnisse der Ermittler, dass im Pick-up-Truck, mit dem der Mann am Neujahrsmorgen in die Menschenmenge in New Orleans gerast war, sowie außerhalb des Fahrzeugs mögliche Sprengsätze gefunden worden seien.
Untersucht wird laut Biden auch, ob die Tat in New Orleans in Zusammenhang mit der Explosion eines Tesla-Cybertrucks vor dem Trump International Hotel in Las Vegas steht, bei der wenige Stunden später ein Mensch in dem Fahrzeug ums Leben kam und sieben andere leicht verletzt wurden. Bisher gebe es darauf keine Hinweise, sagte Biden. Er warnte generell davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. Die Ermittler arbeiteten an einem umfassenden Bild und würden es zu gegebener Zeit präsentieren, so Biden weiter.
Auch die Polizei in Las Vegas hat nach eigenen Angaben bislang keine Hinweise auf eine Verbindung zwischen der Explosion vor dem Hotel und dem IS, wie Sheriff Kevin McMahill auf einer Pressekonferenz betonte. Eine Parallele sei aber, dass beide Fahrzeuge über dieselbe Vermittlungs-Webseite angemietet worden seien.
Tat traf Feiernde in beliebtem Ausgehviertel
In New Orleans war am Neujahrsmorgen wenige Stunden nach Mitternacht ein Pick-up-Truck durch die Menge feiernder Passanten im beliebten Ausgehviertel French Quarter gerast. Laut Polizei gab es neben den zahlreichen Todesopfern auch 35 Verletzte – wobei die Zahl der Toten nach Angaben des zuständigen Gerichtsmediziners noch steigen könnte. Der Täter lieferte sich laut den Ermittlern nach der Fahrt einen Schusswechsel mit Polizisten. Zwei von ihnen seien verletzt worden, aber in stabilem Zustand. Der Täter sei bei dem Gefecht ums Leben gekommen.
Am Mittag (Ortszeit) veröffentlichte das FBI dann erste Details zum möglichen Hintergrund des Anschlags. Sie erwähnten die IS-Flagge, die möglichen Sprengsätze und die Ermittlungen zu Verbindungen mit der Terrororganisation, die in den vergangenen Jahren schon mehrere Anschläge mit Fahrzeugen in verschiedenen Ländern für sich reklamiert hat. Es werde derzeit geprüft, ob die Sprengsätze wirklich hätten gezündet werden können, hieß es.
Ob der Täter Komplizen hatte, ist noch unklar. Die Ermittler hatten zwischenzeitlich laut US-Medienberichten ein Überwachungsvideo mit einer verdächtigen Gruppe von vier Menschen geprüft. Es sei zunächst vermutet worden, dass diese Sprengsätze im betroffenen Stadtviertel platziert haben könnten. Kurze Zeit später wurden sie den Berichten zufolge jedoch als Verdächtige ausgeschlossen.
Biden und Scholz drücken Mitgefühl aus
Biden sprach den Betroffenen des Terrors in New Orleans sein Mitgefühl aus. „Ich weiß, dass ich für alle Amerikaner sprechen kann, wenn ich sage, dass nach dieser verabscheuungswürdigen Tat in den frühen Morgenstunden unser Herz bei den Menschen von New Orleans ist“, sagte Biden am Abend (Ortszeit) auf seinem Landsitz in Camp David. Er und das ganze Land seien in Gedanken bei den Angehörigen und den Opfern. „Wir sind an Ihrer Seite, während Sie in den kommenden Wochen trauern und während Sie heilen.“
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz reagierte bestürzt auf den Anschlag. „Das sind schlimme Nachrichten aus New Orleans, die uns erreichen: Fröhlich feiernde Menschen werden durch sinnlosen Hass aus dem Leben gerissen oder verletzt“, schrieb Scholz auf der Plattform X. „Wir trauern mit den Familien und Freunden der Opfer und wünschen allen Verletzten schnelle Genesung.“ (
Weitere Internationale Reaktionen
Deutschlands Botschafter in den USA, Andreas Michaelis, erklärte im Onlinedienst Bluesky, er sei „schockiert“ über die „entsetzlichen Ereignisse in New Orleans“. Deutschland habe gerade erst einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt erlebt, verwies er auf den Auto-Angriff in Magdeburg. Deutschland stehe an der Seite der USA und verurteile „derartige Gewaltakte“.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas drückte den Opfern das Mitgefühl der Europäischen Union aus. „Während die Behörden ihre Ermittlungen fortsetzen, stehen wir in dieser tragischen Zeit in voller Solidarität mit den Opfern und ihren Familien“, erklärte Kallas am Mittwoch im Onlinedienst X. Es gebe „keine Entschuldigung für Gewalt dieser Art“, sie sei „zutiefst bestürzt über den vorsätzlichen Angriff auf Menschen, die in New Orleans Silvester gefeiert haben“.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron erklärte auf X, er sei in Gedanken bei „den Familien der Opfer und bei den Verletzten sowie bei dem amerikanischen Volk, dessen Leid wir teilen“. Er verwies zudem darauf, dass die von französischen Siedlern zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtete Stadt New Orleans den Franzosen „am Herzen liegt“. Diese Stadt sei nun „von Terrorismus erschüttert“ worden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte auf X, er sei „entsetzt“ über die Tat. Sein Land stehe „an der Seite des amerikanischen Volkes“ und verurteile die Gewalt. „Gewalt, Terrorismus und jegliche Bedrohung für das menschliche Leben haben keinen Platz auf unserer Erde und dürfen nicht toleriert werden“, fügte Selenskyj hinzu.
Auch der israelische Außenminister Gideon Saar kondolierte den Familien der Opfer. Er wünsche „zwei israelischen Verletzten und allen Verletzten eine schnelle Genesung“, fügte er hinzu. (afp/dpa/red)
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